Apothekerkammer Hamburg

Honorarforderung an die Politik und Umzugspläne in Hamburg

Hamburg - 15.06.2020, 12:40 Uhr

Hamburgs Kammerpräsident Kai-Peter Siemsen hat sich aufgrund der Pandemielage in einem Video für die Kammermitglieder zur aktuellen politischen Lage geäußert. Außerdem bekommt die Apothekerkammer Hamburg eine neue Geschäftsstelle. ( r / Foto: tmb)

Hamburgs Kammerpräsident Kai-Peter Siemsen hat sich aufgrund der Pandemielage in einem Video für die Kammermitglieder zur aktuellen politischen Lage geäußert. Außerdem bekommt die Apothekerkammer Hamburg eine neue Geschäftsstelle. ( r / Foto: tmb)


Kammergeschäftsstelle soll umziehen

Außerdem erklärt Siemsen, die Apothekerkammer beabsichtige mit der Geschäftsstelle umzuziehen. Seit den 1960er Jahren ist die Kammer Mieterin im Haus des Hamburger Apothekervereins. Doch es werde immer schwieriger, diese Stadtvilla für Bürozwecke zu nutzen. Die Geschäftsstelle platze schon jetzt aus allen Nähten und zahlreiche neue Aufgaben aufgrund von nationalen und europäischen Gesetzen würden dies noch verstärken. Zudem seien die Räume nicht barrierefrei und böten keine abgeschlossene Büroeinheit, die für den räumlichen Datenschutz nötig sei. Nach langer Suche habe die Kammer ein Objekt gefunden, das alle Anforderungen erfülle und für mindestens 25 Jahre Planungssicherheit biete. Es liege gut erreichbar in zentraler Lage und biete eigene Räume für Fortbildungsveranstaltungen, die dadurch besser zu organisieren seien. 

Das neue Mietverhältnis werde keine Beitragserhöhung auslösen. Doch der Umzug und die Ausstattung der Räume für die Fortbildung würden Geld kosten. Der Vorstand schlage vor, dies aus dem Vermögen der Kammer zu finanzieren und damit in den eigenen Betrieb zu investieren, anstatt künftig Strafzinsen für Festgelder zu zahlen. Nach Einschätzung von Siemsen sei dies ein vernünftiger Schritt. Zugleich bekräftigt Siemsen, dass die gute Zusammenarbeit mit dem Hamburger Apothekerverein auch in Zukunft Bestand haben werde. Es gehe nur um Sachargumente, betont Siemsen. Beide Organisationen würden auch künftig gemeinsam ihr Bestes für die Apotheker tun, bekräftigt Siemsen.

Kammerversammlung unter Corona-Bedingungen

Die Kammerversammlung wird 22. Juni um 19.30 Uhr im Cinemaxx am Dammtor stattfinden, weil dieses Kino einen großen Saal mit Ablufttechnik bietet und dort die Abstandsregelungen eingehalten werden können. Für die Teilnahme gelten besondere Regeln aufgrund der Hamburger Corona-Vorschriften. Die Teilnehmer müssen sich bis zum 18. Juni online anmelden, eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn eintreffen und sich dann einen Sitzplatz zuweisen lassen. Sie benötigen eine FFP2-Maske ohne Ventil oder eine vergleichbare Schutzausrüstung.

Eine Kammerversammlung als Videokonferenz kam offenbar nicht in Betracht. In Hamburg ist die Besonderheit zu beachten, dass es keine gewählten Delegierten gibt und deshalb alle in der Kammerversammlung anwesenden Kammermitglieder Stimmrecht haben. Siemsen erklärt dazu in seinem Bericht, der Kammervorstand habe erkennen müssen, dass nach der gesetzlichen Lage nur eine Präsenzveranstaltung rechtskräftige Beschlüsse zulässt. Um die Kammerversammlung so kurz wie möglich abhalten zu können, wurde Siemsens Bericht vorab verbreitet und die Tagesordnung gekürzt. Zur Diskussion und Abstimmung stehen die Änderung der Gebührensatzung und die Verlegung der Geschäftsstelle.



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Neuer ABDA Präsident gesucht!

von Thomas Eper am 16.06.2020 um 11:56 Uhr

Herr Siemsen, bitte nochmal kandidieren!

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Das Honorar-Trilemma

von Armin Heller am 15.06.2020 um 13:29 Uhr

Die Vorenthaltung einer Honoraranpassung nach 16 Jahren und Kostensteigerungen bei den Apotheken um 40% - allein im Personalbereich - sind nicht erst heute ein Skandal. Da muss man sich schon fragen, warum hier ein ums andere Mal die berechtigten Forderungen der um ihre Existenz kämpfernden VorOrt-Apotheken von der Politik abgebügelt werden. Einerseits mag es weiterhin um das blutige Erreichen der "Ströbele Zahl" von maximal 10.000 Apotheken in Deutschland gehen, aber seit Corona reift doch die EInsicht, dass das ein wenig ambitioniert sein könnte und man die eine oder andere Niedergelassene Apotheke mehr doch noch gut brauchen könnte.

Der zweite Grund ist ein kniffligerer: eine allgemeine Erhöhung der Packungspauschale käme derzeit auch den Versendern zu Gute, obwohl diese gemessen an ihren geringeren Leistungen eigentlich eine Kürzung erfahren müssten. Dann aber müssten die GKVen aufgrund des "Wirtschaftlichkeitsgebotes" Ihre Patienten noch mehr dazu anhalten, nicht die teuren VorOrt-Apotheken aufzusuchen, so jedenfalls der offizielle Kassensprech.

Daraus ergibt sich jedoch das folgende Trilemma:

1. Apotheken VorOrt leisten mehr und brauchen höheres Honorar / Versender leisten weniger und ihnen müsste Honorar abgezogen werden

2. Der Patient wünscht und schätzt die Mehrleistungen und den persönlichen Kontakt mit den VorOrt-Apotheken

3. Die Krankenkassen müssen unabhängig von der Qualität des "Distributeurs" stets den günstigsten Anbieter bevorzugen und befeuern einen Wettbewerb hin zu niedrigeren Kosten, weniger Leistung und schlechterer Patientenversorgung.

Um diesen Konflikt aufzulösen, um den seit 16 Jahren ein politischer Eiertanz mit dem bekannten desaströsen Ergebnis für die Apotheken geführt wird, muss die Politik hier ein für allemal entschieden werden, welche Versorgung sie den Menschen bieten möchte.

Wenn es lediglich eine möglichst billige Versorgung sein soll, dann sind wir auf dem richtigen Weg und die Umsätze werden nach und nach zu distributiv effizienteren Großversendern gelenkt, während die VorOrt-Apotheke bis auf einen kleinen Rest sukzessive abgeschafft werden.

Ist man aber der Meinung, dass die Krankenkassen ihren Patienten auch die Mehrleistungen der VorOrt-Apotheken und die persönliche Nähe zu finanzieren haben - und selbst ein Herr Spahn bestreitet das nicht -, dann muss ein grundsätzliches Umdenken bei der Honorierung erfolgen.

Ein Vorschlag, den ich zumindest offiziell noch nirgends so gehört habe, wäre eine Versenderabgabe an die VorOrt-Apotheken mit denen die dort erbrachten Zusatzleistungen querfinanziert werden. Dies hätte vor allem den Charme, dass sich die Krankenkassen keine Gedanken mehr um vermeintlich billigere Anbieter machen müssen.

Nichts spricht dagegen, das alle Versender von den 8,35 pro Packung nur 5,35 erhalten und die restlichen drei Euro direkt von den Kassen an den Nacht- und Notdienstfond wandern, der mit diesen Mittel dann packungsbezogen die Honorare der VorOrt-Apotheken aufstockt. Sämtliche Daten für einen solchen Verteilschlüssel werden dort bereits jeden Monat erhoben.

Will man den Versand auf Teufel komm raus mit in der Versorgung haben, dann ist dies der einzige Weg die beiden System verträglich nebeneinander zu betreiben und das oben geschilderte Trilemma im Sinne der Patienten aufzulösen.

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