Missglückter IT-Umzug

Wie hilfreich sind die FAQ zum IT-Chaos der Apobank?

Stuttgart - 19.06.2020, 17:50 Uhr

Die IT-Migration der Apobank klappt nicht. FAQs sollen nun helfen, die Kundenfragen zu beantworten, doch das IT-Chaos bleibt. (s / Foto: imago images / Steinach)

Die IT-Migration der Apobank klappt nicht. FAQs sollen nun helfen, die Kundenfragen zu beantworten, doch das IT-Chaos bleibt. (s / Foto: imago images / Steinach)


Der IT-Umzug der Apobank mit Avaloq lief katastrophal, das Finanz-Chaos beherrscht auch Wochen später die heilberuflichen Bankgeschäfte. Wurden systemische Mängel und Ausfälle seitens Ärzten und Apothekern kritisiert, kam auch häufiger durch, dass der Support zu wünschen übrig ließ – was möglicherweise der Überlastung geschuldet war. Nun hat sich die Apobank professionelle Unterstützer geholt: Mit Zendesk beantwortet sie Fragen zu StarMoney, Sammellastschriften, gesperrten Konten und allem, was sonst noch schief läuft. Doch funktioniert es nun besser? DAZ.online hat mit einem Apotheker gesprochen.

„Fühlen Sie sich im Moment etwas überfordert? Wir sind da! Um Ihnen unter die Arme zu greifen, haben wir nützliche Ressourcen für Sie zusammengestellt“, erklärt Zendesk auf seiner Homepage. Dieser Slogan hat die Apobank wohl überzeugt. Seit der IT-Migration der Apobank herrscht Chaos. Auch Wochen später habe sich „nichts geändert“, erklärt ein Apotheker am heutigen Freitag im Gespräch mit DAZ.online. Einige Basisfunktionen liefen, jedoch nur manchmal: „Alles Kompliziertere ist aber hoffnungslos defekt“, so der Apobankkunde.

Dass die IT-Migration der Apobank, anberaumt für das lange Pfingstwochende, nicht einfach wird, wusste man. Nicht umsonst hatte sich die Bank jahrelang auf diesen großen – und kostspieligen – Schritt vorbereitet: „Die deutsche Ärzte- und Apothekerbank, kurz Apobank, wollte alles auf einmal. Ein neues Avaloq-System für die Basis-Geschäfte, ein neues E-Banking für die Kunden, und alles auf einem neuen Computer“, fasst Inside Paradeplatz – Finanznews aus Zürich, das Großprojekt zusammen. Nun scheint die Apobank maßlos überfordert.

Apobank setzt auf Zendesk beim IT-Support

Gegenüber DAZ.online berichtete die Apobank vor wenigen Tagen, die Hotlines liefen heiß – offenbar zu heiß. Nun hat man sich externe Hilfe geholt – Zendesk: „Unsere Software für Support, Vertrieb und Kundenengagement lässt sich rasch implementieren und passt sich dynamisch an immer neue Anforderungen an“, so das Selbstverständnis von Zendesk. Das klingt vor dem Hintergrund des chaotischen IT-Umzuges der Apobank nahezu paradiesisch.
Dumm nur, dass Zendesk keine Software im Finanzbereich anbietet, sondern eben „nur“ für den Support. Zur Erklärung: Zendesk ist ein Software-Unternehmen, das eine gleichnamige „cloudbasierte Kundensupport-Plattform“ anbietet – nun auch für die Apobank

Gehälter in Gefahr?

Seit Kurzem finden Apotheker und Ärzte auf apobank-faq.zendesk.com Antworten zu ihren brennendsten Fragen – welche Bankautomaten man für Einzahlungen nutzen kann, wie man ein gesperrtes Konto wieder entsperrt oder was bei fehlenden Zahlungseingängen zu tun ist. Vor allem haben die Kunden hier die Möglichkeit, ihre Probleme über die Plattform an die Apobank zu adressieren, dass zum Beispiel „Überweisungen vom iPhone ohne zusätzliches Lesegerät (denn der QR-Code kann ja nicht mit dem identischen iPhone gescannt werden) noch nicht funktionieren oder Buchungsinformationen zum Zweck der Zahlung fehlen.“

 Umsatzexporte in Steuerprogramme unmöglich

Das scheinen jedoch noch vergleichbar kleine Probleme zu sein – auch ein Steuerbüro meldet sich zu Wort: Ihre Apobankkunden, die Buchhaltung und Zahlungen über Datev Unternehmen Online abwickeln, könnten keine Überweisungen vornehmen, „insbesondere auch im Hinblick auf die fälligen Gehaltszahlungen nächste Woche benötigen wir hier dringend Abhilfe! Die bereits offenen über 50 Überweisungen ins Online Banking zu tippen, ist keine Alternative“, liest man. Probleme schafft offenbar auch der Umsatzexport in Steuerprogramme wie Buhl oder WISO.

Was ist mit Sammellastschriften?

Die Apobank ist bemüht, das zeigen die Antworten der Apobank auf diese Fragen beziehungsweise Kritik der Nutzer: „Wir prüfen das in unserem System und melden uns morgen bei Ihnen telefonisch“. Die Mitarbeiter auch in den Filialen seien nicht zu beneiden, erklärt unser Apotheker, man priorisiere die Themen inzwischen, ohne dabei jedoch voran zu kommen, ist seine Wahrnehmung:


Alle Mitarbeiter der Apobank pfeifen aus dem letzten Loch und kämpfen gegen einen sich immer weiter auftürmenden Berg an Problemen.“

Ein Apobank-Kunde


Einige Apotheker vermissten im neuen Apobanksystem die Möglichkeit, Sammellastschriften ausführen zu lassen. Die Apobank erklärt, wie theoretisch vorzugehen ist: „Nach Erstellung einer Sammellastschrift muss, um diese freizugeben, auf der Übersichtsseite unter dem Punkt ,Erstelldatum' der Zeitraum von ,letzte 30 Tage' auf ,gesamter Zeitraum' umgestellt und über den Button Filter/Suche aktualisiert werden“. Danach würden die eingereichten Lastschriften zur weiteren Bearbeitung angezeigt. Keine Sorgen soll man sich auch machen, wenn Daueraufträge nicht zu sehen seien – die Aufträge seien dennoch erfasst. Man solle nicht aktiv werden, um Doppelbuchungen zu vermeiden.

Hilfe zu Starmoney

Große Probleme berichten Apotheker, die zur Verwaltung ihrer Finanzen Starmoney, ein kostenpflichtiges Offline-Programm, nutzen. Da die Apobank nicht alle für Kunden wichtige Funktionen bieten konnte, empfahl sie ihren Kunden Starmoney sogar aktiv, es gab eine spezielle „Apobank Edition“. Im Gespräch mit DAZ.online beschreibt der Apotheker Starmoney als „komfortable, flotte und umfangreiche Lösung“. Ältere Kontovorgänge werden gespeichert, während man diese im alten Apobanksystem beispielsweise maximal drei Monate einsehen konnte. Praktisch ist zudem, dass man Kontoauszüge Posten-genau abhaken und so alle Vorgänge kontrollieren kann. 

Wie bei den anderen Apobank-Problemen ist auch hier die Resonanz der Kunden nicht einheitlich, bei manchen scheint Starmoney wieder zu funktionieren, bei anderen nicht. Selbst die Möglichkeit, dass die Anbindung an Starmoney nach ein paar Tagen klappt, diese Woche allerdings nicht mehr, wird genannt.

Auch hier bemüht sich die Apobank: Man hat einen zusätzlichen Telefonservice eingerichtet und verlinkt auf das Hilfecenter von Starmoney, wo Apotheker eine Auflistung bekannter Schwierigkeiten – wie „kein gültiges Sicherheitsprofil, Aktualisieren der Bankparameter, TAN kann nicht empfangen werden, Kontoeinrichtung nicht möglich“– beim Wechsel des Rechenzentrums der Apobank in StarMoney 12 und StarMoney Business 9 finden.

Bekommt die Apobank die Probleme in den Griff?

Die Prognose des Apothekers für die Apobank ist recht düster: „Die Apobank wird das nicht in den Griff bekommen.“ Ohnehin sei im neuen System alles „schlechter und unübersichtlicher“ geworden. „Ich kann mich auch nicht endlos um die sich nicht ändern wollenden Probleme kümmern und habe resigniert. Ich lasse jetzt das Apothekensystem auf eine andere Bank umschreiben, um wenigstens wieder arbeiten zu können“. Sätze, die die Apobank sicher vermeiden wollte.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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9 Kommentare

Starmoney geht nicht

von HPBoeck am 26.06.2020 um 17:09 Uhr

War heute 6 Stunden in der Warteschleife, bis eine Mitarbeiterin ans Telefon ging. Habe ihr dann das Problem mit den Konten in Starmoney geschildert. Sie sagte, dass sie damit überfordert sei und mich an einen Spezialisten weiterverbinden würde. Damit war ich wieder in der Warteschleife, die mich aber dann nach einigen Minuten rausgeschmissen hat.
Unsere Mitarbeiterin, die die Buchungen und die Buchhaltung macht droht mit Kündigung, wenn sie nicht bald ein funktionierendes Babkprogramm bekommt. Die Eingabe über die Homepage führt zu Fehlbuchungen und zum Verlust des Überblicks über die Kontobewegungen. Ich sehe mich eigentlich gezwungen, notfallmäßig eine neue Bank zu suchen.
Hoffentlich ist in dem ganzen Chaos nicht auch noch Geld im Nirwana verschwunden, denn einen Überblick hat offensichtlich keiner mehr und der persönliche Berater stellt sich auch tot

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Chips

von Rapulski am 21.06.2020 um 8:20 Uhr

Am gestrigen Samstag rief nach drei Wochen endlich jemand zurück. Den wegen zu vielen Fehlversuchen g gesperrten Zugangs für das Online-Banking hat er zum Glück unkompliziert freigeschaltet. Während des Gesprächs futterte der Bank-Mitarbeiter eine Tüte Chips. Wahrscheinlich hat er auch schon ein Bier auf dem Tisch gehabt...
Meine Frage nach einem lange geplanten Kontoeröffnung im privaten Bereich und einer auch schon vorbesprochen Baufinanzierung ( da ist die Apo trotz der bekannten Langsamkeit immer unschlagbar gewesen) sagte man mir:
Mein Spruch war: Sind die kurz vor der Pleite? Wenn eine Bank nicht dass machen kann wofür sie da ist, nämlich Kredite geben, ist das schon dramatisch.
Habe in meinem Umfeld gefragt, ob es eine regionale Alternative gibt? Ergebnis. Die Anderen sind auch am verlieren...

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.

von Anita Peter am 20.06.2020 um 8:08 Uhr

Nach 3 Wochen immer noch Chaos. Hotlinewartezeit immer noch ca 1 Stunde, um dann als Antwort zu erhalten, das die Probleme bekannt seien und mit "Hochdruck" daran gearbeitet wird.
Es ist ein absolutes Desaster!

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Buy local... ;-)

von Michael Reinhold am 19.06.2020 um 23:55 Uhr

Es stellt sich die Frage, warum man als Apotheker überhaupt Kunde bei der "Apotheker- und Ärztebank" ist.

Von seinen Kunden möchte man als Apotheker ja schließlich auch, dass sie "lokal" einkaufen und nicht im Internet. Man selbst hat aber ein Bankkonto bei einer Bank, die nur in Großstädten über 100.000 Einwohnern persönlich und ansonsten nur "online" oder telefonisch erreichbar ist.

Man könnte da natürlich auch zur regionalen Sparkasse oder zur regionalen Volks- bzw. Raiffeisenbank wechseln. Örtlicher Ansprechpartner - kein Problem. Das ist aber etwas teurer als die ApoBank.

Ich will das nur vorschlagen - für die Offizin-Apotheker, die das für wichtig halten, dass man wichtige Dinge doch besser online und über den Versand macht, weil es ein paar Pfennig billiger ist. :-)

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AW: Buy local

von Rita Längert am 20.06.2020 um 10:05 Uhr

schöner Einwand aber völlig fehl am Platz! Sparkassen und Volksbanken schließen reihenweise ihre Filialen. Die Volksbank, bei der ich auch(neben der Apobank) ein Geschäftskonto habe, ist wg. Corona seit über 3 Monaten zu, um Kleingeld zu besorgen muss ich 10 km fahren und für jeden Handschlag, den ich selber mache (Überweisungen am Automaten, Geldeinzahlen etc.) zahle ich auch noch. Will ich meinen persönlichen Ansprechpartner telefonisch mit Durchwahl erreichen, lande ich dennoch in einer Telefonzentrale und muss dort erklären, was ich denn überhaupt will, werde dann aber nicht durchgestellt sondern muss auf den Rückruf warten!
Online-Banking bei der Apobank war bis zum 29.05. vollkommen unkompliziert und fehlerfrei, dass was dort jetzt fabriziert wurde als katastrophal zu bezeichnen ist aber noch untertrieben, vor allem was die Kommunikation bzgl. der Umstellung im Vorfeld betrifft (gab es nämlich nicht, es war immer nur von der Umstellung des Online-Bankings die Rede ,Smart tan Verfahren geht nicht mehr).
Was in den 3 Wochen seit der Umstellung abläuft ist einfach nur grottenschlecht.

Nichts geht ...

von UK am 19.06.2020 um 19:25 Uhr

Ich habe ohnehin nur Kleinkram über mein Apobank-Konto laufen, selbst dieser funktioniert nicht. Bei Direktüberweisung über Klarna erscheint eine Ablehnung mit "Ihr Konto ist möglicherweise nicht gedeckt". Hin und wieder zeigt mir mein Online-Banking leere Seiten an. Auch vermisse ich die Möglichkeit der Echtzeitüberweisung etc etc etc ... wenn solche Selbstverständlichkeiten schon nicht funktionieren, dann möchte ich gar nicht an die wirklichen Probleme denken, die hier geschildert werden. Am ärgerlichsten an der Sache ist die Zeit, die man mit diesen ganzen Problemen verschwendet. Man denkt ja immer zuerst, man ist unfähig, mit den modernen Medien umzugehen. Probiert es immer und immer wieder, um letztendlich festzustellen, dass die Gegenseite unfähig ist.

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Konsequenzen

von Carsten am 19.06.2020 um 18:59 Uhr

Ich bin mal gespannt, welche Konsequenzen das Spiel hat.
Normalerweise wird ja gerne ein Administrator für so was zum Buhmann gemacht. Hier allerdings stinkt der Fisch ja ganz offensichtlich 'vom Kopf her'. Diese Umstellung ist ja von höchster Ebene beschlossen worden.

Mal sehen, wer am Ende geopfert wird.

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AW: Konsequenzen

von Hans Grätz am 21.06.2020 um 21:58 Uhr

Da wird es für den Vorstand kaum Konsequenzen geben. Einzig die Bankenaufsicht könnte da einhaken, wenn sie es wollte. 500 Millionen Euro wurden an ein Software-Unternehmen in den Händen britischer Finanzinvestoren verschoben, kurz vor einem möglichen harten Brexit. Da muss man nur 1 + 1 zusammenrechnen. Aber ich bin wahrscheinlich ein Verschwörungstheoretiker. Warten wir es ab!

AW: Konsequenzen

von Randolf Dr.Chemnitius am 03.07.2020 um 11:42 Uhr

Bitte daran denken , es sind auch wieder Vorstandswahlen. Leider waren die letzten bereits im Februar `20 .
Der Vorstand wird in 4 Jahren auf unser aller Vergessen spekulieren! Das sollte nicht passieren! Der Job ist garantiert hoch dotiert. es muss weh tun!!

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