- DAZ.online
- News
- Pharmazie
- Vorsicht bei Andexanet ...
Rote-Hand-Brief
Vorsicht bei Andexanet und Anti-FXa-Aktivitätstests
Kommerzielle Anti-FXa-Aktivitätstests eignen sich nach Verabreichung des Rivaroxaban - oder Apixaban-Antidots Andexanet alfa nicht dafür, die Anti-FXa-Aktivität zu bestimmen, erklärt der Hersteller von Ondexxya in Abstimmung mit der EMA und dem Paul-Ehrlich-Institut in einem Rote-Hand-Brief. In den Tests dissoziiert der Faktor Xa von Andexanet. Und fälschlicherweise werden erhöhte Anti-FXa-Aktivitätsniveaus ermittelt. Die Folge: Die Aufhebungsaktivität von Andexanet alfa wird unterschätzt.
Seit April 2019 können lebensbedrohliche oder nicht beherrschbare Blutungen durch die Faktor-Xa-Inhibitoren Rivaroxaban (Xarelto) und Apixaban (Eliquis) mit dem Antidot Andexanet alfa (Ondexxya®) behandelt werden. Die Europäische Kommission hatte im Frühjahr des vergangenen Jahres das rekombinante Protein, das Apixaban und Rivaroxaban im Blut bindet und so deren gerinnungshemmende Wirkung neutralisiert, auch in der EU zugelassen.
Mehr zum Thema
Blutungen unter Xarelto und Eliquis
Das erste Antidot für Apixaban und Rivaroxaban kommt nach Europa
Nun warnt der Zulassungsinhaber von Ondexxya®, Portola Netherlands B.V., in Abstimmung mit der EMA (Europäische Arzneimittel-Agentur) und dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in einem Rote-Hand-Brief davor, dass kommerzielle Anti-FXa-Aktivitätstests nach der Verabreichung von Andexanet alfa für die Messung der Anti-FXa-Aktivität ungeeignet sind. Die Überwachung der Behandlung von Andexanet alfa sollte nicht auf der Anti-FXa-Aktivität beruhen. Warum?
Antidot-Wirkung von Andexanet unterschätzt
Dem Rote-Hand-Brief zufolge kommt es in diesen Tests zur Dissoziation des FXa-Inhibitors von Andexanet alfa, was dazu führt, dass fälschlicherweise erhöhte Anti-FXa-Aktivitätsniveaus ermittelt werden. Die Folge: Die Aufhebungsaktivität von Andexanet alfa werde dadurch unterschätzt.
Wörtlich heißt es: „Bei Plasmaproben von Patienten, in denen Andexanet alfa enthalten ist, führt die derzeitige kommerzielle klinische Methodik für Anti-FXa-Tests aufgrund eines hohen Verdünnungsfaktors bei den Tests zu fälschlicherweise erhöhten Ergebnissen für die Anti-FXa-Aktivität. Ähnlich wie FXa-Inhibitoren reversibel an natives FXa binden, bindet auch Andexanet alfa reversibel an die FXa-Inhibitoren. Die reversible Bindung erreicht einen Gesamtgleichgewichtszustand, der der Dissoziationskonstante (Kd) von Andexanet alfa für die FXa-Inhibitoren entspricht. Ist die Probe unverdünnt (wie das Plasma des Patienten), begünstigt das Reaktionsgleichgewicht den „gebundenen“ Status. Bei einer signifikanten Verdünnung der Probe nimmt die Bindungsrate ab, weil der Inhibitor und Andexanet alfa die Tendenz zu einer größeren physischen Entfernung haben. Aufgrund der vorstehend genannten Sachverhalte führt eine hohe Verdünnung der Probe dazu, dass sich das Gleichgewicht von Bindung/Bindungsaufhebung des Andexanet-Inhibitors zum ungebundenen Zustand verschiebt. Dadurch nimmt die Menge des FXa-Inhibitors im freien oder ungebundenen Zustand zu. Die Folge ist eine erhöhte Menge des Inhibitors, der im Anti-FXa-Test pharmakologisch aktiv ist. Dies kann zu einer Unterschätzung der Aufhebungsaktivität von Andexanet und einer fälschlicherweise erhöhten Anti-FXa-Aktivität führen, was sich auf die Therapieentscheidung auswirken kann.“
Auf klinische Parameter achten
EMA, PEI und der Andexanet-alfa-Hersteller raten in der Roten Hand, dass die Behandlung mit Ondexxya® hauptsächlich auf Basis klinischer Parameter überwacht werden sollte: angemessenes Ansprechen durch Erreichen einer Hämostase, mangelnde Wirksamkeit – wie erneute Blutung – und unerwünschte Ereignisse, das heißt thromboembolische Ereignisse.
Es sei zu beachten, dass die Verdünnung von Plasmaproben, in denen kein Andexanet alfa enthalten ist, keine Auswirkungen auf die Anti-FXa-Aktivität hat, weil die Wirkung der Dissoziation auf den Andexanet-Inhibitor-Komplex in dem Fall kein Problem darstellt.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.