TI im Stresstest

Ärzte und Gematik streiten um Konnektoren

Dresden - 13.07.2020, 11:30 Uhr

Ärger in den Arztpraxen: Durch einen Fehler in der TI konnten viele Konnektoren sich nicht mehr einwählen. Die hier abgebildete Kocobox war als einzige nicht davon betroffen. (s / Foto: DAZ / Schelbert)

Ärger in den Arztpraxen: Durch einen Fehler in der TI konnten viele Konnektoren sich nicht mehr einwählen. Die hier abgebildete Kocobox war als einzige nicht davon betroffen. (s / Foto: DAZ / Schelbert)


Die Telematikinfrastruktur ist der Unterbau für ein digitalisiertes Gesundheitswesen. Doch an verschiedenen Stellen ist Sand im Getriebe, Probleme mit Konnektoren und Haftungsfragen sorgen bei Ärzten für Ärger und Verunsicherung. Inzwischen gibt es erste Rücktrittsforderungen in Richtung KBV-Spitze. Eine Apothekergruppe aus dem Rhein-Neckar-Gebiet hat unterdessen eine eigene Lösung gefunden. 

„Wir möchten keine weitere Technik in unserer Apotheke stehen haben, deren Funktionalität von uns überwacht werden muss“, sagt Frank Knecht von der Bahnhof-Apotheke in Eberbach. Vor allem aber möchte Knecht nicht, dass in Sachen Telematikinfrastruktur etwas schiefgeht. „Stellen Sie sich vor, das E-Rezept ist da und wir könnten es wegen eines Fehlers (Anm.: beim Konnektor), möglicherweise über Wochen nicht auslesen.“ Für betroffene Apotheken wäre das vermutlich existenzbedrohend, sagt der Apotheker. Er ist einer von 14 aus der Metropolregion Rhein-Neckar, die sich zur Nordbadischen Apothekengruppe (NobAG) zusammen- und mit dem Unternehmen Red Medical einen Kooperationsvertrag abgeschlossen haben.

Keine Konnektoren in der Apotheke

Die Kooperation sieht vor, dass der Telematik-Anschluss über einen im Rechenzentrum gehosteten Konnektor läuft. „Die bewährten Prozesse der Red Medical, verbunden mit einem überschaubaren Serviceaufwand, haben uns überzeugt“, sagt Knecht. Ein weiterer Pluspunkt sei die Möglichkeit, alle Warenwirtschaftsanbieter einfach anzubinden. Die Gruppe der 14 Apotheker erhofft sich nun eine weitgehende Unterstützung der Apotheken-Softwarehäuser für das Projekt. Derzeit verlangten, so schreibt die NobAG in einer Pressemitteilung, zahlreiche Softwareanbieter eine zusätzliche Gebühr für die Anbindung der Apothekensoftware an einen Online-Konnektor.

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Hardware-Konnektoren sieht die NobAG nur als Übergangslösung. Die Probleme innerhalb der TI der vergangenen Wochen hätten gezeigt, wie problematisch es werden könne. „So sind (Stand 2. Juli 2020) immer noch ca. 14.000 Arztpraxen von der TI abgeschnitten, weil innerhalb der Telematik ein fehlerhaftes Zertifikat auf dem Konnektor installiert wurde, das ihn unbrauchbar gemacht hat.“ Die Fehlerbehebung erfordere nun erhebliche Eingriffe an den Konnektoren vor Ort. Dagegen sei bei einem Konnektor im Rechenzentrum gewährleistet, dass Probleme unverzüglich behoben werden können. Möglich mache dies ein Techniker des Rechenzentrums.

Zwischen der Gematik und der Ärzteschaft war es in den vergangenen Wochen heiß her gegangen. Der Grund ist ein Konfigurationsfehler in der TI, der dafür gesorgt hatte, dass viele Arztpraxen vom sogenannten Versichertenstammdatenmanagement abgeschnitten waren – einige von ihnen für Wochen. Durch den Fehler waren die Konnektoren in den betroffenen Praxen nicht mehr in der Lage gewesen, sich in die TI einzuwählen. Es handelt sich dabei um die gleichen Konnektoren, die auch für die Nutzung in den Apotheken vorgesehen sind.



Anja Köhler, Freie Journalistin
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Parallelen zu Securpharm?

von A. Fischer am 13.07.2020 um 15:15 Uhr

Wenn die TI-Infrastruktur so zuverlässig ist, wie der Securpharm Server, dann wünsche ich allen Kolleg*innen eine Gute Nacht!

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