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Modellprojekte in den Apotheken
Grippeimpfung: Was machen Brandenburg und Thüringen?
BVDAK: Nicht auf Chancen-Verpasser hören!
Eine andere Situation ergibt sich in Thüringen. Auch hier wurde das Thema bei der letzten Kammerversammlung im November 2019 intensiv diskutiert. Die Delegierten lehnten letztlich das Impfen in der Apotheke ab, wenn die Ärzteschaft dem nicht zustimmt. Nach derzeitigem Stand würde sich die Mehrheit der Thüringer Apotheker aus grundsätzlichen Erwägungen nicht an derartigen Pilotprojekten beteiligen.
Die Berufsordnung wurde daher nicht angepasst. Thüringen ist somit das einzige Bundesland, in dem die Teilhabe an möglichen Modellprojekten mit einem Verstoß gegen die Berufspflichten des Apothekers einhergehen würde. Laut Ronald Schreiber, Präsident der Landesapothekerkammer Thüringen, hat auch das bundeseinheitliche Curriculum der ABDA und das Bekanntwerden des bundesweit ersten Vertrags in Nordrhein nichts an dieser Haltung geändert. Die Entscheidung der letzten Kammerversammlung sei jedoch nicht in Stein gemeißelt: Bei der nächsten Kammerversammlung im November 2020 könne diese Frage erneut diskutiert werden.
BVDAK stärkt Nordrhein den Rücken
Anders als die Standesvertreter in Brandenburg und Thüringen steht der Bundesverband Deutscher Apothekenkooperationen (BVDAK) voll hinter der Möglichkeit, in den Apotheken gegen Grippe zu impfen. „Damit sieht der BVDAK sein Engagement in den letzten Jahren von Erfolg gekrönt“, betont der Verbandsvorsitzende Dr. Stefan Hartmann einer Pressemitteilung zufolge. Denn schließlich sei es sein Verband gewesen, der sich – im Gegensatz zur ABDA – für das Impfen in den Apotheken stark gemacht habe.
Das Abkommen zwischen dem Apothekerverband Nordrhein und der AOK Rheinland/Hamburg begrüßt der BVDAK ausdrücklich. „Es ist meine große Hoffnung, dass nun sehr schnell andere Landesapothekerverbände nachziehen“, so Hartmann. Dabei gebe es einige wichtige Aspekte zu berücksichtigen: „Der Preis ist für ein Modellprojekt nicht entscheidend, wichtig ist, dass viele Apotheken mitmachen.“ Die Leistung müsse künftig mehrwertsteuerfrei angeboten werden, sonst seien die Pharmazeuten gegenüber den Ärzten mit 16 Prozent im Nachteil. „Hier muss das BMG nachbessern“, fordert der BVDAK-Chef.
Zukunftschancen in Gefahr
Hartmann setzt große Hoffnungen in die Modellprojekte. Es biete sich den stationären Apotheken eine „Riesenchance“, heißt es in der Mitteilung. Das Image der Apotheker werde signifikant steigen und die stationäre Apotheke würde auch jüngere Patienten wieder an sich binden können. Der Versandhandel könne das nicht leisten.
Die Verweigerungshaltung in Brandenburg und das Zögern in Thüringen hält Hartmann für einen Bärendienst an dem Berufsstand. „Alle, die immer nur warten, dass Politik und Kassen uns angeblich Gutes tun wollen, statt selbst aktiv zu werden, gefährden unsere Zukunftschancen,“ warnt der BVDAK-Vorsitzende. Da falle ihm nur noch Dante Aleghieri ein: „Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt, der andere packt kräftig an.“
1 Kommentar
Was wäre wenn ...
von Christian Timme am 16.07.2020 um 10:21 Uhr
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