Schutz vor Coronaviren fraglich

Nanosilber in Alltagsmasken: BfR warnt vor ungeklärten Risiken

Marseille - 04.08.2020, 07:00 Uhr

Schützt eine Maske mit Nanosilber den Träger tatsächlich besser vor einer Corona-Infektion als eine andere Maske? (c / Foto: imago images / Müller-Stauffenberg)

Schützt eine Maske mit Nanosilber den Träger tatsächlich besser vor einer Corona-Infektion als eine andere Maske? (c / Foto: imago images / Müller-Stauffenberg)


Bietet Nanosilber in FFP2-Masken zusätzlichen Schutz?

Die üblichen Nanosilbermasken erfüllen jedoch die Ansprüche von FFP-Masken nicht, auch wenn sie zum Teil bei E-bay als „FFP2-äquivalent” beworben werden. Eine immerhin echte FFP2-Maske, die Nanosilber enthält und zusätzlich mit Chemikalien behandelt wurde, stellt die Schweizer Firma HEIQ her. Vermarktet wird diese nicht als Nanosilber-, sondern als „Viroblock”-Maske, zwei waschbare Masken kosten rund 40 Euro. HEIQ verweist auf Labortests, in denen SARS-CoV-2 auf der Maskenoberfläche wirksam reduziert worden sei. Einen Nachweis, dass die Maske unter Praxisbedingungen die Infektionsrate senken kann, gibt es aber offenbar nicht.

Anbieter einfacher Nanosilbermasken lassen Fragen nach einem Wirksamkeitsnachweis unbeantwortet. Auf der Seite nanosilbermaske.de heißt es, die Masken seien „wissenschaftlich geprüft durch die RAS AG (agpure)”, einen Hersteller von Nanosilber. Nachfragen zur Art dieser Prüfung beantwortet auch die RAS AG nicht. Sie verweist aber auf einen Test, wonach sich mit Nanosilber auf einer Glasoberfläche bovine Coronaviren reduzieren ließen.

BfR: Risiken sind nicht ausreichend untersucht

Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung hat sich mit dem Thema Nanosilber-Masken zum Schutz vor Coronaviren befasst. Über die Wirkung auf Viren sei bisher nur wenig bekannt, heißt es auf der Homepage des Instituts. Es benennt zudem mögliche Gefahren: Bei nicht-medizinischen Behelfsmasken mit Nanosilber sei zu bedenken, dass durch Atemkondensat oder Speichel eine Freisetzung von Silberionen möglich sei. Eine „abschließende Bewertung der gesundheitlichen Risiken” dazu sei „aufgrund fehlender Studien und Daten derzeit nicht möglich”. Die längerfristigen Risiken wie Auswirkungen auf die Mikroflora der Haut und eine mögliche Resistenzentwicklung bei Bakterien seien „bislang nur unzureichend erforscht”.

Das Institut halte daher an einer Empfehlung fest, die es bereits 2010 zum Thema Nanosilber veröffentlicht hatte. Das BfR rät dazu, auf den Einsatz „in verbrauchernahen Produkten” solange zu verzichten, bis die Datenlage eine „abschließende Bewertung der mit der Exposition des Verbrauchers verbundenen gesundheitlichen Risiken” erlaube.



Irene Habich, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Nanosilber - BfR ?

von Petra Hermening am 04.08.2020 um 9:54 Uhr

Leider kann ich auf der Homepage des BfR keine aktuelle Stellungnahme zu Nanosilber bzw. Mundschutz mit Nanosilber finden ...
Auch fehlt eine Empfehlung bzgl. des weiteren Vertriebs besagter Masken.
Was mache ich nun aus diesem Artikel ?

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Nanosilber - BfR

von Christina Müller am 04.08.2020 um 13:20 Uhr

Guten Tag, Frau Hermening,
Sie finden die Information des Bundesinstituts für Risikobewertung unter folgendem Link: https://www.bfr.bund.de/cm/343/kann-das-neuartige-coronavirus-ueber-lebensmittel-und-gegenstaende-uebertragen-werden.pdf
Beste Grüße aus der Redaktion,
Christina Müller

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