Sektorenübergreifende Arzneimitteltherapie

Barmer-Projekt soll Informationslücken schließen

Berlin - 13.08.2020, 13:15 Uhr

Im Krankenhaus fehlt häufig der Überblick über die Medikation – eine langjährige Erkenntnis, der bislang erstaunlich wenig Taten folgten. (m / Foto: imago images / Rainer Weisflog)

Im Krankenhaus fehlt häufig der Überblick über die Medikation – eine langjährige Erkenntnis, der bislang erstaunlich wenig Taten folgten. (m / Foto: imago images / Rainer Weisflog)


Alle Daten, elektronische Unterstützung und Kooperation von Arzt und Apotheker

Ursache der Informationsdefizite sei weniger der einzelne Arzt, als vielmehr der unzureichend organisierte und nicht adäquat digital unterstützte Prozess einer sektorenübergreifenden Behandlung, erklärte Straub. Entscheidend sei daher, gemeinsam nach Lösungen zu suchen, um der Ärzteschaft die Arbeit zu erleichtern und Risiken für Patienten zu minimieren. Daher habe die Barmer mit zahlreichen Partnern – darunter der Bundesverband der Krankenhausapotheker (ADKA) – das Innovationsfondsprojekt TOP ins Leben gerufen, das im Oktober starten soll. 

TOP steht für „Transsektorale Optimierung der Patientensicherheit“ und soll den behandelnden Ärzten aus Krankenkassendaten alle behandlungsrelevanten Informationen zur Verfügung stellen, sofern der Patient sein Einverständnis gegeben hat. Dazu gehören Vorerkrankungen und eine Liste aller verordneten Arzneimittel. Das ganze geschieht auf digitalem Weg, was die Fehleranfälligkeit reduzieren soll. Dabei stützen sich die Barmer und ihre Partnern auf die existierende Telematikinfrastruktur – der elektronische Medikationsplan gehört unabdingbar zum Projekt dazu, wie Grandt betonte. Die Patienten können jederzeit eigenständig ihre Daten und ihren Medikationsplan über eine App abrufen, ebenso Hinweise zu möglichen Wechsel- und Nebenwirkungen.

Ein weiterer wegweisender Aspekt von TOP ist laut Grandt die Intensivierung der Zusammenarbeit von Arzt und Apotheker – und zwar mit den Krankenhausapothekern ebenso wie mit den Apothekern vor Ort. Sie werde strukturiert und elektronisch unterstützt. In vielen Ländern sei dies bereits üblich und es gebe eine belastbare wissenschaftliche Evidenz für den Nutzen dieser Zusammenarbeit – nur hierzulande werde sie noch nicht richtig genutzt. „Kombiniert  man elektronische und pharmazeutische Unterstützung, kann das Risiko vermeidbarer Arzneimittelnebenwirkungen um 62 Prozent reduziert werden“, heißt es im Report.

TOP ist auf vier Jahre angelegt – und Ziel der Barmer ist, es perspektivisch in der Fläche zum Einsatz zu bringen. Mehr zum Projekt lesen Sie in einem vom ADKA-Präsidenten Professor Frank Dörje mitverfassten Beitrag im aktuellen Barmer Report (ab S. 162).



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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1 Kommentar

Barmer Projekte sind uns leidlich bekannt.

von Heiko Barz am 14.08.2020 um 10:52 Uhr

Natürlich stehen wir alle im Gesundheits-System hier an der Seite der Barmer, denn nichts ist für den Patienten wichtiger, als eine genaue Anamnese und der diese zur Behebung begleitenden AM.
....Die Absicht seh ich schon, allein mir fehlt der Glaube...
War es nicht die Barmer, die uns Apotheker schon mal in ein „Hausapotheker“ Model ködern wollte mit seltsamen und kryptischen finanziellen Versprechungen.
Das Ganze scheint wiedermal nur ein Profilierungsversuch einer schwächelnden KKasse zu sein.

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