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Auslizenzieren und billiger produzieren
Wenn Corona-Medikamente knapp werden
US-Bundesstaaten fordern Zwangslizenzen für Remdesivir
Den US-Amerikanern hilft das wenig, denn auch dort ist Remdesivir knapp. Am 4. August schrieben Generalstaatsanwälte aus 34 US-Bundesstaaten deswegen an das US-Gesundheitsministerium, die National Institutes of Health (NIH) und die Arzneimittelbehörde FDA. Trotz der Bemühungen von Gilead, seine Produktionskapazität zu erhöhen, bleibe das Angebot „gefährlich begrenzt“, stellen sie fest. Auch wenn 85 Prozent der Produktion in die USA gingen, hätten hypothetisch betrachtet nur 1,7 Millionen der 4,6 Millionen bestätigten COVID-19-Patienten in den USA (Stand: 3. August 2020) Zugang zu einer vollständigen Behandlung mit Remdesivir. Eine weitere Kritik der Generalstaatsanwälte betrifft die Preisgestaltung des Unternehmens, die sie für überzogen halten. Ihrer Meinung nach sollen die Bundesbehörden nun dafür eintreten, dass die Versorgung mit Remdesivir nicht allein Gilead überlassen bleibt. Als rechtliche Handhabe dafür führen sie den „Bayh-Dole Act“ an.
Dieser regelt die Ausübung von Nutzungsrechten für US-Universitäten, kleine oder gemeinnützige Unternehmen an geistigem Eigentum, das durch staatliche Förderung erworben wurde. Dies trifft auch auf Gilead zu. In bestimmten, streng geregelten Fällen dürfen staatliche Finanziers von Forschungsprojekten diese Exklusivität jedoch aufheben und an den Patentinhabern vorbei Lizenzen an weitere Lizenznehmer vergeben (March in Right). Das gilt zum Beispiel, wenn die Gesundheit und Sicherheit der Bevölkerung gefährdet ist oder die Anforderungen für die öffentliche Nutzung der Erfindung nicht ausreichend erfüllt werden können. Angesichts der beispiellosen COVID-19-Krise sollen die staatlichen Institutionen ihr March-in-Recht nach dem Bayh-Dole Act nun gegenüber Gilead ausüben. „Dies ist nicht die Zeit für ein Unternehmen, große Unternehmensgewinne von nicht versicherten und unterversicherten Amerikanern zu ziehen“, schreiben sie und machen so ihrem Ärger Luft.
Geht es auch billiger? US-Forscher bauen auf KI bei der Synthese
Unterdessen haben Forscher von der Universität von Michigan in Ann Arbor, USA, eine neue Methode entwickelt, mit der die notwendigen Arzneimittel auf alternativen Wegen wahrscheinlich günstiger produziert werden könnten. Der Chemiker Timothy Cernak und seine Kollegen von der University of Michigan in Ann Arbor nutzten hierfür ein kommerzielles KI-Programm zur Arzneimittelsynthese namens Synthia. Die Software soll Pharmaherstellern mit Hilfe der künstlichen Intelligenz helfen, die effizienteste und kostengünstigste Strategie für die Synthese von Arzneimitteln zu finden. Cernak und seine Kollegen durchsuchten die Forschungs- und Patentliteratur nach Möglichkeiten zur Synthese von zwölf Medikamenten, die derzeit als COVID-19-Therapien getestet werden, und zwar Baricitinib, Bromhexin, Camostat, Cobicistat, Darunavir, Favipiravir, Galidesivir, Nelfinavir, Remdesivir, Ribavirin, Ritonavir und Umifenovir.
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