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Faktorpräparate aus der Apotheke
Herausforderung Hämophilie-Versorgung
Problemfelder Dokumentation, Kühlung und Importweg
Auch Markus Kerckhoff, Inhaber der Schloss Apotheke in Bergisch Gladbach, hat sich für das neue Geschäftsfeld in Stellung gebracht. Er ist im Versandgeschäft tätig und hat schon seit langem Impfstoffe zu seinem Spezialgebiet auserkoren. Eigenen Angaben zufolge laufen mehr als 600.000 Impfdosen jährlich über seine Apotheke. Mit diesen Erfahrungen will er nun auch in der Hämophilie-Versorgung punkten. Er hat ein ausgefeiltes Kühlkettenkonzept in seinem Betrieb etabliert. Und die neuen Dokumentationspflichten scheut er ebenso wenig: Kerckhoff hat vor einigen Jahren ein eigenes Serialisierungs-System geschaffen, das alle relevanten Daten vereint. „Durch die Serialisierung wird aus jeder von uns in Verkehr gebrachten Packung ein Individuum. Durch unser damit verknüpftes Datenmanagement können wir eine lückenlose Rückverfolgung jeder einzelnen Packungen in jede Richtung garantieren und allen Beteiligten – Arzt, Patient und Hämophilieregister – zur Verfügung stellen.“, heißt es in einer Werbebroschüre, die der Apotheker nun zur Hämophilieversorgung gestaltet hat und die sich an Hersteller wie Ärzte und Patienten sowie ihre Verbände richtet.
Für andere, nicht spezialisierte Apotheken, so erklärt Kerckhoff gegenüber DAZ.online, ist die Versorgung mit Hämophilieprodukten schwierig. Gängige Warenwirtschaftssysteme seien für eine durchgängige Chargenverwaltung in der Regel nicht geeignet. Damit würden die spezifischen Dokumentationspflichten – zum Beispiel in Bezug auf die Eintragung ins Hämophilieregister – zur Herausforderung. Auch die konsequente Kühlung der betroffenen Produkte vom Hersteller bis zum Empfänger ist weitreichender, als es auf den ersten Blick scheint und aus seiner Sicht nicht von jeder Apotheke zu gewährleisten.
Die Hämophilie-Versorgung durch Apotheken ist eine besondere Herausforderung. Sie setzt Konzepte und Lösungen für die durchgängige Kühlkette vom Hersteller bis zum Patienten und die Chargendokumentation voraus. Jeder teilnehmende Apotheker muss sich der Verantwortung dieser beiden Aufgaben bewusst sein und bereit sein, einen entsprechenden Lösungsweg zu finden.“
Ein drittes mögliches Risiko ist laut Kerckhoff der Bezug der Hämophilie-Produkte über den Importweg. Eine lückenlose Temperaturdokumentation sowie Rückverfolgbarkeit der Arzneimittel sei hier Fehlanzeige. Darüber hinaus sieht er den Importweg als mögliches Einfallstor für Fälschungen in die legale Lieferkette. Aus den genannten Gründen hat der Apotheker aus Bergisch Gladbach seine Probleme mit Importen und der zugehörigen Quote – er gibt sie in seiner Apotheke seit Sommer 2018 gar nicht mehr ab.
Auch wenn er selbst von dem neuen Vertriebsweg für Hämophilie-Produkte profitieren wird, sieht Kerckhoff das Risiko, dass die Versorgung der Patienten nun schlechter wird. Die millionenschweren Einsparungen für die Kassen gehen aus seiner Sicht auf Kosten der Arzneimittelsicherheit.
2 Kommentare
Retaxrisiko!
von Thomas Eper am 28.08.2020 um 9:55 Uhr
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Haemophilie-Versorgung
von Inge Deufert am 28.08.2020 um 8:23 Uhr
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