SARS-CoV-2-Infektionen

Corona und Schwangerschaft – was gibt es Neues?

Remagen - 28.08.2020, 16:45 Uhr

Eigentlich sollte das Ungeborene während der Schwangerschaft durch das mütterliche Immunsystem vor Infektionen geschützt sein, aber klappt das auch immer? (x / Foto: lesia17 / stock.adobe.com)

Eigentlich sollte das Ungeborene während der Schwangerschaft durch das mütterliche Immunsystem vor Infektionen geschützt sein, aber klappt das auch immer? (x / Foto: lesia17 / stock.adobe.com)


Die Datenlage zu Corona und Schwangerschaft nimmt stetig zu. Trotzdem fällt die Risikoabschätzung weiterhin schwer. Aktuell stehen die Zeichen eher auf Entwarnung. Die Übertragung des Virus auf den Fötus scheint so gut wie ausgeschlossen und die Fachgesellschaften eher Entwarnung und raten dazu, mit SARS-CoV-2 infizierten Schwangeren ein ebensolches Geburtserlebnis zu ermöglichen wie nicht infizierten. Rooming-in und Stillen werden ebenfalls befürwortet.

Nach dem aktuellen RKI-Steckbrief zu COVID-19 (Stand 21. August 2020) gibt es zur Empfänglichkeit Schwangerer für eine SARS-CoV-2-Infektion noch keine hinreichend aussagekräftigen Daten. Zur systematischen Erfassung und Beurteilung der Auswirkungen von SARS-CoV 2 und COVID-19 auf die Schwangerschaft und Reproduktion haben viele Länder Datenregister geschaffen. In Deutschland versucht das CRONOS-Projekt des Forschungs-Netzwerks der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin (DGPM) Erkenntnisse zum Verlauf der COVID-19 Erkrankung, den Auswirkungen der SARS-CoV 2 Infektion auf die Schwangerschaft, den Fötus und das Neugeborene sowie mögliche vertikale Übertragungswege zu generieren. 

Übertragung des Virus auf das ungeborene Kind möglich?

Eigentlich sollte das Ungeborene während der Schwangerschaft durch das mütterliche Immunsystem vor Infektionen geschützt sein, aber klappt das auch immer? Die Übertragung des Virus von der Mutter auf den Fötus (vertikale Transmission) gilt derzeit als unwahrscheinlich, ist aber nicht völlig auszuschließen. Mitte Juli wurde in Nature Communicatons ein Einzelfallbericht veröffentlicht, nach dem eine SARS-CoV-2-infizierte Schwangere in Frankreich einen SARS-CoV-2-positven Jungen geboren hatte. Allerdings soll das nur bei sehr seltenen Fallkonstellationen möglich sein.

COVID-19-Symptome und Krankheitsverlauf bei Schwangeren

Weiterhin ist unklar, ob schwangerschaftsphysiologische Veränderungen den Verlauf einer COVID-19 Erkrankung beeinflussen. Nach einer Auswertung der Datenlage, die am 13. Juli 2020 online publiziert wurde, sind die Symptome bei Schwangeren nach Art und Schwere vergleichbar mit denen bei Nichtschwangeren im gebärfähigen Alter. Während der ersten Welle der SARS-CoV-2-Pandemie bis Ende März galten Schwangere nicht als besondere Risikogruppe. Zwischenzeitlich hat die Datenlage deutlich zugenommen und diese Einschätzung wurde etwas relativiert. Einen Überblick liefern die Empfehlungen der deutschen geburtshilflichen und pädiatrischen Fachgesellschaften zu SARS-CoV-2/COVID-19 und Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett mit Stand Ende Juni 2020.

Normale Geburt und Rooming-in

Internationale Fachgesellschaften sind sich einig, dass Frauen auch bei einer SARS-CoV-2 vaginal gebären sollten. Dies hat die Cochrane Pregnancy and Childbirth Group ermittelt. Die WHO empfiehlt, einen Kaiserschnitt nur dann durchzuführen, wenn dies medizinisch gerechtfertigt ist. 
Dass eine Begleitperson bei der Geburt dabei sein darf/sollte, wird auch in Coronazeiten ausdrücklich empfohlen, ebenso wie der unmittelbare Mutter-Kind-Kontakt nach der Geburt. Hier gelten allerdings strenge Hygieneregeln und der Grundsatz: „Streicheln – ja, Küssen – nein“.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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