Desinfizieren mit UV-C

Corona wirft neues Licht auf alte Technik

Düsseldorf - 01.09.2020, 10:30 Uhr

UV-Licht, besonders das UV-C-Spektrum, kann Bakterien und Viren wirksam abtöten. Für den Gebrauch daheim sind die Systeme jedoch nicht geeignet, warnen Experten. (x / Foto: marchsirawit / stock.adobe.com)

UV-Licht, besonders das UV-C-Spektrum, kann Bakterien und Viren wirksam abtöten. Für den Gebrauch daheim sind die Systeme jedoch nicht geeignet, warnen Experten. (x / Foto: marchsirawit / stock.adobe.com)


Einsatz Zuhause eher unsinnig, warnen Experten

Bandick und andere Experten halten einen Einsatz von UV-Lampen für zuhause dann auch für unsinnig. So stellt etwa die Verbraucherzentrale Hamburg in einem Internet-Beitrag klar, dass man mit UV-Lampen nur Oberflächen desinfizieren könne, Schmierinfektionen durch Übertragung des Virus von Oberflächen in den Körper aber keine große Rolle beim Corona-Geschehen spielen. Außerdem, so das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in einem Artikel seines Internet-Angebots, „gibt es auch bei UV-Licht Schatten – und im Schatten ist es verständlicherweise wirkungslos. So ist z. B. die Rückseite eines Schubladengriffs für UV-Licht oft nicht erreichbar.“

Auf keinen Fall aber ist UV-Licht geeignet, den menschlichen Körper zu „desinfizieren“, stellt auch das Bundesamt für Strahlenschutz klar. „Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) widerspricht daher derzeit kursierenden Meldungen, wonach UV-Strahlung zur Bekämpfung der Erkrankung beitragen könne, und rät davon ab, sich intensiver UV-Strahlung auszusetzen, um das Coronavirus loszuwerden“, heißt es. Bei der Desinfektion mit UV-Strahlung gehe es nicht um Virus-Abtötung „auf oder in Lebewesen“. 

„Generell sollte beim Einsatz von UV-C-Geräten aus Sicht des BfS sichergestellt sein, dass der Anwender vor einer Bestrahlung geschützt ist“, so das Institut. Für frei bewegliche, häufig zu Desinfektionszwecken angebotene Handlampen gelte, dass sie Aus Sicherheitsgründen nur auf die zu desinfizierende Fläche gerichtet werden sollten. „Zusätzlichen Schutz könnten Lampen bieten, die sich automatisch abschalten, wenn sie aus der Horizontalen gedreht werden.“ UV-C-Bestrahlungsgeräte gehörten ferner nicht in die Hände von Kindern. „Das Bundesamt für Strahlenschutz überprüft und beurteilt nicht die Wirksamkeit von UV-Desinfektionslampen und gibt auch keine Produktempfehlungen ab“, stellen die Experten klar.

Ausdrücklich warnen alle Experten vor der Gefahr von UV-Strahlung für Augen und Haut – vom unmittelbaren Risiko der Verbrennung bis zu Spätfolgen wie Hautkrebs. 

Unterdessen gibt es zahlreiche neue Einsatzgebiete für UV-C-Strahler im öffentlichen Raum und gewerblichen Bereich. Durch Flugzeuge rollen etwa nun bevor neue Passagiere zusteigen Roboter, die die Sitzreihen mit UV-C-Licht bestrahlen und so desinfizieren. Ähnliche Geräte rollen durch Labore, Arztpraxen Krankenhauszimmer oder auch Flughafenterminals, um die Oberflächen zu desinfizieren. Dabei denken die Hersteller nicht nur an das SARS-CoV-2 sondern  etwa auch an typische Erreger nosokomialer Infektionen in Krankenhäusern, die so wirksam eliminiert werden. 

In Hamburg und München testen mittlerweile die Betreiber des öffentlichen Personennahverkehrs die Desinfektion von Rolltreppen-Handläufen mit fest verbauten UV-C-Strahlern im verdeckten Bereich der Rolltreppen. Auch in diesem Fall stand nicht der Corona-Erreger im Vordergrund, die Pandemie hat nun aber dem ohnehin geplanten Testlauf zusätzliches Gewicht gegeben.

Auf der technischen Seite basiert der überwiegende Teil der angebotenen UV-C-Strahler auf Quecksilberdampflampen, einer Gasentladungsröhre ähnlich der Neonröhre, die Quecksilber enthält. UV-C-LED sind dagegen noch eine eher junge Technik, die etwa vom Hersteller Osram oder verschiedenen Fraunhofer-Instituten erforscht werden. Viele vor allem im Internet angebotene UV-LED-Lampen für zuhause sind daher auch wohl hauptsächlich nur blaue Leuchtdioden – ohne UV-Spektrum oder Wirksamkeit.



Volker Budinger, Diplom-Biologe, freier Journalist
redaktion@daz.online


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