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Echinacea soll gegen SARS-CoV-2 helfen
Neuer Hype um „Corona-Wundermittel“
Ein Schweizer Labor hat im Fachmagazin „Virology Journal“ eine Studie veröffentlicht. Der zufolge soll der Extrakt eines Schweizer Herstellers aus dem roten Sonnenhut viruzid gegen den COVID-19-Erreger wirken. Allerdings: Wohl eher Marketing als diese Daten hat dem Mittel nun einen Hype in Schweizer Apotheken beschert.
Es genügt mittlerweile wohl bereits, wenn irgendeine gerne auch mal nicht Peer-reviewte Studie irgendeinem Wirkstoff bescheinigt, dass er den einen oder anderen SARS-CoV-2-Virus in Fernwirkung auf der anderen Seite des Labortischs in einer Petrischale abgetötet habe, um den Status eines „Wundermittels“ zu erringen. Das erinnert an die Pestepidemien, als die Menschen in der Verzweiflung alles was irgendwie wirkte ausprobierten – von Pestmaske bis zu gepulverten Mumien oder Bezoarsteinen.
Zuletzt genehmigte Russland den Corona-Impfstoff Sputnik V ohne ausführliche und abschließende Studien und auch das Geschäft mit zahlreichen „Wundermitteln“ gegen COVID-19 brummt.
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Auf diese Weise bekam das Antimalariamittel Hydroxychloroquin etwa Aufmerksamkeit von so wissenschaftsfernen Politikern wie dem US-Präsidenten Donald Trump oder Brasiliens Präsidenten Jair Bolsonaro. Im In-vitro-Experiment hatte das Mittel Wirkung gegen das Corona-Virus gezeigt, in späteren Studien zur Wirksamkeit als Arzneimittel dann allerdings versagt.
Nun gibt es eine weitere In-vitro-Studie, die dieses Mal einem rezeptfreien Mittel einen kurzfristigen Verkaufserfolg in Schweizer Apotheken beschert hat.
Schweizer Studie beschert Echinacea-Extrakt einen Run
Das Schweizer Labor Spiez, das zum Bundesamt für Bevölkerungsschutz des Alpenlandes gehört, veröffentlichte im renommierten Fachmagazin „Virology Journal“ eine Studie, die konkret einem Präparat, einem alkoholischen Auszug aus dem roten Sonnenhut Echinacea purpurea, eine viruzide Wirkung gegen SARS-CoV-2 bescheinigte – allerdings in der Petrischale.
Die Studie „In vitro virucidal activity of Echinaforce®, an Echinacea purpurea preparation, against coronaviruses, including common cold coronavirus 229E and SARS-CoV-2“ erschien im Open Access am 9. September 2020 und wurde von verschiedenen Medien wie „20 Minuten“ oder auch der Bild-Zeitung aufgegriffen – und wenig später soll Medienberichten zufolge der Run auf das Präparat Echinaforce® des Schweizer Herstellers A.Vogel AG in den Apotheken begonnen haben. Das Labor Spiez ist in der Schweiz eines der Labore, die die Zulassung haben, mit lebenden SARS-CoV-2-Viren zu arbeiten.
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Laut der Studie, an der neben dem Labor Spiez auch zwei Mitarbeiter des Präparat-Herstellers beteiligt waren, gaben die Forscher den alkoholischen Extrakt aus Wurzeln und Pflanze des roten Sonnenhuts zum einen in verschiedenen Konzentrationen zu Lösungen mit dem Corona-Erreger, zum anderen zum Kulturmedium von Zellkulturen. Anschließend wurden quantitative Infektionstests durchgeführt. Ferner untersuchten die Forscher die Wirkung an einem dem menschlichen Atemwegsepithel nachempfundenen In-vitro-Zellgewebe.
Viruzid im direkten Kontakt
Die Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass der von ihnen verwendete Virusstamm HCoV-229E bei einer Konzentration von 3,2 Mikrogramm pro Milliliter irreversibel inaktiviert wird – wenn der Extrakt in die Viruslösung geben wird. Die in Kultur mit Echinaforce® vorbehandelten Zellen ließen sich hingegen infizieren. Beim Imitieren der natürlichen Infektion im künstlichen Gewebe habe man dagegen einen protektiven Effekt beobachtet: Im direkten Kontakt mit dem Virus sei der alkoholische Extrakt aus Echinacea also viruzid, schließen die Forscher.
Verschiedene Präparate aus Echinacea werden seit Langem rezeptfrei als Vorbeugung insbesondere gegen Erkältungsviren verkauft. Die Tatsache, dass einige Vertreter der Familie Coronaviren Erkältungen auslösen und dennoch hohe Ähnlichkeit mit dem COVID-19-Erreger haben, brachte die Forscher des Herstellers nun dazu, die Wirksamkeit auch gegen SARS-CoV-2 zu untersuchen.
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Unter dem Strich muss man wohl festhalten, dass die Ergebnisse sicherlich spezifischere Untersuchungen zu Wirkmechanismen und der Wirkung in vivo gegen den COVID-19-Erreger erlauben. Bislang fehlen offensichtlich überhaupt noch genauere Studien dazu, welcher der vielen in den Echinacea-Präparaten enthaltenen Substanzen welche Wirkung zeigt. Von einem Corona-Wundermittel zu sprechen, ist allerdings mindestens verfrüht.
Allerdings hatten auch die Meldungen über Hydroxychloroquin zu einem Run auf das Mittel geführt – das jedoch unerwünschte Wirkungen bis hin zu schweren und tödlichen Herzrhythmusstörungen zeigt. Die Forscher der Labors Spiez jedenfalls haben nach den ersten Berichten nun noch einmal betont, dass die bisherigen Ergebnisse noch keinen Wundermittel-Status zuließen und eben „nur in vitro“ seien.
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