Influenzasaison 2020/21

Nordrheins Apotheken melden Engpässe bei Grippeimpfstoffen

Stuttgart - 16.10.2020, 13:45 Uhr

Woher nehmen, wenn nicht stehlen? Die Nachfrage nach Grippeimpfungen ist hoch, doch herrschen Engpässe bei den Influenzavakzinen. (x / Foto: leo_d / stock.adobe.com)

Woher nehmen, wenn nicht stehlen? Die Nachfrage nach Grippeimpfungen ist hoch, doch herrschen Engpässe bei den Influenzavakzinen. (x / Foto: leo_d / stock.adobe.com)


Blitzumfrage untermauert Engpasssituation eindeutig

Laut AVNR  haben rund 85 Prozent der an der Blitzumfrage teilgenommenen Apotheken Vorbestellungen von Grippeimpfstoffen von Arztpraxen erhalten und diese auch bereits beliefert. Mittlerweile hätten jedoch bereits mehr als 90 Prozent der Apotheken Nachbestellungen von Arztpraxen vorliegen. Aufgrund der aktuell fehlenden Verfügbarkeit von Grippeimpfstoffen bei Herstellern und Großhandel könnten diese aber zurzeit nicht bedient werden. 

Zudem bestätigten 95 Prozent der Apotheken, dass sie zur Versorgung von Privatpatienten Einzeldosen von Grippeimpfstoffen vorbestellt hätten. Demnach haben dreiviertel der Apotheken (etwa 74 Prozent) sogar mehr als im Vorjahr bestellt und ca. 24 Prozent wie auf dem Vorjahresniveau. Aktuell hätten rund 95 Prozent der 400 teilnehmenden Apotheken weder Großpackungen für den Praxisbedarf noch Einzeldosen vorrätig.

Modellprojekte zur Grippeimpfung leiden

Sorgen macht man sich in Nordrhein auch um die neu angelaufenen Modellprojekte zur Grippeimpfung in Apotheken: Aufgrund der sehr hohen Nachfrage nach Grippeimpfstoffen im ganzen Rheinland und dem temporären Mangel an Impfstoffen könne das von den Versicherten sehr positiv angenommene neue Dienstleistungsangebot der Apotheken,  Grippeschutzimpfungen selbst durchzuführen, nicht in vollem Umfang stattfinden, meldet der AVNR. Das hat laut Nordrheins Apothekerverband auch eine gesonderte eigene Befragung  bei den schon etwa 60 impfenden Apotheken des Modellprojekts mit der AOK Rheinland/Hamburg in den Modellregionen Düsseldorf, Bonn-Rhein-Sieg, Essen/Mülheim/Oberhausen sowie Duisburg/rechter Niederrhein ergeben.

„Täglich melden sich hunderte Versicherte an der Versicherten-Hotline der AOK Rheinland/Hamburg und beim Apothekerverband, um sich über impfende Apotheken zu informieren. Diese äußerst positive Resonanz freut uns sehr“, sagt Preis. Im Moment wolle man aber das Projekt nicht mehr aktiv bewerben. Die Bewerbung der aufgrund des Impfstoffmangels nur in wenigen Apotheken stattfindenden Impfungen überlassen AOK und Verband daher aktuell den teilnehmenden Apotheken vor Ort. Eine Veröffentlichung aller teilnehmenden Apotheken würde erst erfolgen, wenn wieder ausreichend Grippeimpfstoff zur Verfügung stehe.

Hoffen auf nationale Impfreserve

„Nicht nur mit Blick auf die flächendeckende Umsetzung unseres Modellprojekts hoffen wir darauf, dass sich die Verfügbarkeit von Grippeimpfstoffen schnell verbessert. Dabei setzen wir vor allem auch auf die sechs Millionen weiteren Impfdosen, die im November über die nationale Impfreserve bereitgestellt werden“, betont Preis. „Erst dann wird sich zeigen, ob in diesem Winter genug Grippeimpfstoffe zur Verfügung standen.“

Das BMG hatte zusätzliche sechs Millionen Grippeimpfstoffe bestellt, die in den kommenden Wochen verfügbar sein sollen.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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10 Kommentare

Efluelda

von Gregor Huesmann am 18.10.2020 um 9:15 Uhr

Vielen Dank Herr Rodiger für Ihre Antwort.
Nur, warum kommuniziert die Firma das nicht? Am Telefon bekomme ich eine Wischiwaschi-Antwort, nur die Hintergründe erfahre ich nicht. Auch die Fachpresse hat die von Ihnen aufgeführten Argumente nicht gebracht. Wr Apotheker an der Basis werden für dumm verkauft. Schade, dass wir uns nicht wehren.

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Grippeimpfstoffe

von Gregor Huesmann am 17.10.2020 um 17:12 Uhr

Nochmal ein Appell an die DAZ-Redaktion: Klären Sie bitte auf, was es mit Fluad und Efluelda auf sich hat! Ich habe meinen Senioren in der Apotheke versprochen, dass es diese Impfstoffe geben wird. Sie haben darüber berichtet. Ich selber bin mit meinen 73 Jahren auch betroffen und wartete auf diese Impfstoffe. Nun fühle ich mich von der Industrie und Ihnen verars.... Sie schweigen und gehen zur Tagesordnung über.

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AW: Grippeimpfstoffe

von Reinhard Rodiger am 18.10.2020 um 1:00 Uhr

Efluelda(Europa) ist identisch mit Fluzone/USA. Letzterer wurde vom BMG als Reserve bestellt.Er ist als Hochdosisimpfstoff nur zur Anwendung über die Gesundheitsämter und öffentlichen Gesundheitsdienst nicht über Apotheken vorgesehen.Er dient der Sicherung von Pflege/Altersheimen, KH oder Sonderaktionen.Er ist ab 65 J zugelassen.
Efluelda ist aus mir nicht bekannten Gründen zugelassen,aber nicht im Handel.
Ein Engpass durch Industriemassnahmen ist nicht zu sehen.Vielmehr sind staatliche Eingriffe bestimmend.Das betrifft besonders die Rabattsituation.Schon 2013 berichtete das Handelsblatt über politisch erzwungene Rabatte von 67% auf Grippeimpfstoffe.Vermutlich gilt das noch so oder ähnlich. Also mit dem grossen Reibach ist hier wohl nichts.
Es ist natürlich schon fragwürdig, einen besseren Impfstoff sozusagen durch staatliche Massnahmen nur selektiv verfügbar zu machen.Möglicherweise waren höhere lokale Nebenwirkungen ausschlaggebend oder eben ein höherer preis, der sonst nicht erstattet würde.Aber das ist Spekulation.

Nur , es war mal nicht die "böse" Industrie, sondern der Staat,der für Verwirrung sorgt.Und Planwirtschaft schon gar nicht.Eher krampfhafte Mengensteigerung in einem rigide gesteuerten Markt mit hohen Erpressungsnachlässen, die einiges an Interesse begrenzen.

Grippeimpfstoffe

von Gregor Huesmann am 17.10.2020 um 17:07 Uhr

Noch eins zu dem Thema: Seit Wochen und Monaten werden Grippeimpfstoffe für Senioren mit einer höheren Dosis an Antikörpern angekündigt. Fluad tetra und Efluelda werden da avisiert. Was ist? Plötzlich spricht keiner mehr darüber, das Thema ist vom Tisch. Warum? Die Firmen haben mir auf Nachfrage mitgeteilt, dass es diese Impfstoffe in dieser Saison noch nicht geben wird. Kann auch da die Pharmaindustrie nichts dafür?

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Grippeimpfstoff

von Gregor Huesmann am 17.10.2020 um 10:59 Uhr

Liebe Frau Peter, wer ist Schuld, wenn es keine Brötchen gibt? Der Bäcker! Wer ist Schuld, wenn es keine Arzneimittel gibt? Die Pharmaindustrie! Sie produziert auf Kante, damit ja nichts übrig bleibt. Die Patienten sind nur zahlende Abnehmer. Alleine die Anmaßung sich im Frühjahr festzulegen, wieviel Impfstoffe ich bestellen möchte, ist eine Unverschämtheit. Hat Ihr Bäcker Sie schon gefragt, wieviele Brötchen Sie im nächsten Jahr abnehmen? Das ist unsägliche Planwirtschaft, die schon mal gescheitert ist.

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AW: Grippeimpfstoff

von Bernd Jas am 17.10.2020 um 14:30 Uhr

Lieber Herr Huesmann,

gerade kam bei mir der Gedanke an eine Grundsatzdiskussion auf, da haben sie sich und der Frau Peter schon die Antwort.
Ohne die Pharmaindustrie in Schutz nehmen zu wollen, sehe ich diese in der Zwangslage in anderen Teilen der Welt produzieren lassen zu müssen. Ja,... das und die Lieferengpässe (bestens von Dr. Diefenbach dokumentiert) und noch vieles mehr in unserer Gesamtwirtschaft ist die Folge dieser unsäglichen Planwirtschaft.
Die Planwirtschaft wird auch wiederum scheitern, und zwar diesmal an einem Virus wie uns alle weiß machen werden, .... ist das nicht praktisch!?

Wer hortet die Impfdosen?

von Heiko Barz am 16.10.2020 um 19:43 Uhr

Ich bin mal gespannt, ab wann Spahns Äußerungen als FAKE-NEWS bewertet werden.

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Grippeimpfstoff

von Gregor Huesmann am 16.10.2020 um 19:01 Uhr

Liebe Redaktion der DAZ, es ist ja schön, dass Sie darüber berichten, dass es einen massiven Engpass bei der Impfstoffversorgung gibt, aber wo ist Ihr Interview mit der Industrie, die ja für die Engpässe verantwortlich ist? Haben Sie Angst, dort Druck zu machen?

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AW: Grippeimpfstoff

von Anita Peter am 17.10.2020 um 6:38 Uhr

Die Industrie ist Schuld am Engpass? Können Sie das bitte näher ausführen?

AW: Grippeimpfstoff

von Maria Gottlob am 18.10.2020 um 12:39 Uhr

Ich sehe die Kritik an der Industrie in diesem Fall als deplaziert an.
Die Arztpraxen sollen im ~ Februar angeben, wie viele Impfstoffe sie möchten. Wir haben als öffentliche Apotheke jedes Jahr aufs Neue das Problem, dass diese Vorbestellung viel zu knapp kalkuliert war, bestellen schon immer mit Sicherheitsaufschlag - so auch dieses Jahr - und es reicht am Ende trotzdem nicht.
Als sich am Anfang des Jahres Corona als längerfristiges Problem ankündigte, wurden die Vorbestellfristen verlängert, damit nachgeordert werden konnte. Das hat auch nach mehrmaligen Hinweisen keine einzige unserer Arztpraxen getan. Jetzt "fehlen" (mindestens) mehrere hundert Impfdosen.
Wo ist das Problem? Die Industrie produziert, was bestellt wird. Überschuss wäre ein Verlust. Ich als Apotheke bestelle, was meine Ärzte wollen. Überschuss wäre ein Verlust, außerdem habe ich nicht genügend Platz, auf Verdacht 1000 Impfdosen zusätzlich zu lagern. Der Arzt bestellt orientiert am Bedarf der Vorjahre, schließlich hat der auch nicht genug Platz im Kühlschrank. (Ich nehme an, auch hier wäre eine Überdeckung mit wirtschaftlichen Folgen verbunden).
Eine mögliche Lösung? Drängende Gesundheitsangelegenheiten nicht der freien Marktwirtschaft zu überlassen. Die Industrie produziert genug Impfdosen für die gesamte Bevölkerung, Ware, die nicht abgenommen wird, bezahlt die Bundesregierung. Für andere (weit weniger sinnvolle) Maßnahmen ist schließlich auch Geld da.

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