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Kardiale Symptome als mögliche Nebenwirkung
Bei Herzrhythmusstörungen an Ginkgo-Extrakt denken?
Teils lebensbedrohliche Nebenwirkungen beschrieben
Zu den am häufigsten berichteten kardialen Effekten zählten Palpitationen (starkes Herzklopfen, bewusste Wahrnehmung des Herzschlags; 67 Fälle), Tachykardie
(24 Fälle), Bewusstseinsverlust (14 Fälle), kurze Bewusstlosigkeit (Synkope;
13 Fälle), Bradykardie (10 Fälle) sowie Arrhythmien (9 Fälle) und Vorhofflimmern
(8 Fälle). Als Bei-Effekte wurden am häufigsten Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit, vermehrtes Schwitzen und Missempfindungen sowie Atembeschwerden und Tinnitus berichtet. Bei etwa einem Drittel der Berichte (34 Prozent) wurden die unerwünschten Ereignisse als „schwer“ eingestuft, bei vier Patienten als „lebensbedrohlich“. Sieben Patienten starben.
Kardiale Symptome bessern sich meist nach Absetzen
Bei der Hälfte der Patienten mit kardialen Symptomen und gleichzeitiger Ginkgo-Anwendung (46 von 92) liegen Angaben zum Absetzen und zur Dosisreduktion des Präparates vor: Bei 80 Prozent der Patienten verschwanden die Beschwerden nach Absetzen wieder, zwei Patienten beschrieben eine Besserung, ein Patient erholte sich nicht. Auch durch die häufige Besserung nach Absetzen sehen die Wissenschaftler einen Hinweis auf einen Zusammenhang zwischen der Anwendung von Ginkgo und dem Auftreten von Arrhythmien. Einen weiteren Hinweis auf ein möglicherweise arrhythmogenes Potenzial von Ginkgo-biloba-Extrakten liefert ein Fall, den das Arznei-Telegramm beschreibt: Der 72-Jährige litt zunächst nur unter „sporadischen“ Tachykardien, unter Ginkgo-Extrakt 120 mg täglich aufgrund von Tinnitus erlitt er 33 tachykarde Episoden (innerhalb von zehn Tagen), die nach Absetzen auf das Ausgangsniveau zurückgingen.
Kein Hinweis in der Fachinformation
Die Fachinformationen Ginkgo-haltiger Präparate weisen aktuell nicht auf Nebenwirkungen am Herzen hin. Sie informieren über Blutungen an einzelnen Organen, leichte Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen und Schwindel sowie teilweise über Überempfindlichkeitsreaktionen. Das überrascht auch die Autoren des Arznei-Telegramm-Beitrags. Denn: Bereits 2014 beschrieb das Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC) der EMA, also der Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel der Europäischen Arzneimittel-Agentur, Palpitationen und/oder Arrhythmie bei Ginkgo-haltigen Präparaten. Zur Erstellung einer Monografie zur wissenschaftlichen Beurteilung von Extrakten aus Ginkgo-biloba-Blättern hatte das HMPC dem Arznei-Telegramm zufolge nationale Produktinformationen von Ginkgo-Präparaten, die in verschiedenen EU-Staaten angebotenen wurden, untersucht. „In der abschließenden Publikation, die bei Zulassungsverfahren solcher Präparate zu berücksichtigen ist, sind diese unerwünschten Wirkungen jedoch nicht aufgeführt“, wundert sich das Arznei-Telegramm.
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