Schmerzmittelmissbrauch

Auch Nachwuchssportler „dopen“ mit NSAR

Stuttgart - 28.10.2020, 07:00 Uhr

Ein Viertel der befragten sporttreibenden Colllegestudentinnen gab an, NSAR einzunehmen, teilweise auch prophylaktisch. (Foto: Maridav / stock.adobe.com)

Ein Viertel der befragten sporttreibenden Colllegestudentinnen gab an, NSAR einzunehmen, teilweise auch prophylaktisch. (Foto: Maridav / stock.adobe.com)


Auch im Nachwuchssport greifen Athleten zu Schmerzmitteln. Häufig fällt die Wahl auf NSAR – sie sind günstig und teilweise rezeptfrei in Apotheken erhältlich. Nicht immer bleibt es jedoch bei der verschreibungsfreien Dosis, zudem unterschätzen die Freizeitathleten die Nebenwirkungen.

Schmerzen sind normalerweise ein wichtiges Signal: Sie warnen uns vor schädigenden Einflüssen, im Sport zeigen sie Verletzungen und Überlastungen an. Dennoch wird gerade in der sportmedizinischen Literatur über die Prävalenz von Schmerzen kaum berichtet – obwohl sportliche Betätigungen durch das hohe Maß an körperlicher Belastung auch mit Verletzungen verbunden seien, erklären Wissenschaftler um S. Christopher im „BMC Muscoloskeletal Disorders“ („Epidemiological profile of pain and non-steroid anti-inflammatory drug use in collegiate athletes in the United States“). Sie vermuten, dass die Athleten die Schmerzen aufgrund des Drucks durch das Team und den Trainer oder wichtigen anstehenden Spielen bewusst verschweigen. Um dennoch trainieren und an Wettkämpfen teilnehmen zu können, werde am häufigsten auf Schmerzmittel, meist aus der Gruppe der NSAR zurückgegriffen – das ist im Spitzensport bekannt, wie eine Übersichtsarbeit (Review) „Analgesic Management of Pain in Elite Athletes“ aus dem Jahr 2018 zeigt (Clinical Journal of Sport Medicine).

Schmerzmittel, um die Leistung zu erhalten

Doch bereits im Nachwuchssport sind Schmerzen ein Problem und auch ihre Therapie. Gerade der „prophylaktische“ Gebrauch sei jedoch gefährlich, seine Verbreitung unter Nachwuchsathleten inzwischen „besorgniserregend“, warnt die Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS). Die GOTS stützt ihre Aussage auf die oben genannte sportartenübergreifende Studie im „BMC Muscoloskeletal Disorders“. Die Wissenschaftler um S. Christopher befragten online 1.239 Collegestudenten im Alter zwischen 18 und 20 Jahren der National Collegiate Athletic Association (NCAA). 230 Studentinnen und 83 Studenten beantworteten im Zeitraum vom 1. August bis 30. September 2019 Fragen, ob und an welchen Körperstellen sie an Schmerzen leiden und ob sie zum Befragungszeitpunkt NSAR einnehmen.

Muskelschmerzen und Schmerzen des Bewegungsapparates reduzierten die Leistungsfähigkeit der Sportler oder führten auch dazu, dass bestimmte Sportarten gar nicht mehr ausgeführt werden, so die Wissenschaftler. Aufgrund der hohen Anforderungen und des Wettkampfcharakters beim College-Sport neigten College-Sportler dazu, trotz Schmerzen und möglicher Verletzungen zu versuchen, ihre Leistung aufrechtzuerhalten. Dem ging die Untersuchung nach. Die Collegestudenten trieben unterschiedliche Sportarten, unter anderem American Football, Basketball, Lacrosse, Tanzen, Tennis.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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