Schmerzmittelmissbrauch

Auch Nachwuchssportler „dopen“ mit NSAR

Stuttgart - 28.10.2020, 07:00 Uhr

Ein Viertel der befragten sporttreibenden Colllegestudentinnen gab an, NSAR einzunehmen, teilweise auch prophylaktisch. (Foto: Maridav / stock.adobe.com)

Ein Viertel der befragten sporttreibenden Colllegestudentinnen gab an, NSAR einzunehmen, teilweise auch prophylaktisch. (Foto: Maridav / stock.adobe.com)


Jede vierte Studentin und jeder fünfte Student nimmt Schmerzmittel

45 Prozent der Collegestudentinnen und 34,9 Prozent der Studenten gaben an, im ersten Halbjahr 2019 an Schmerzen gelitten zu haben, meist waren es der Umfrage zufolge leichte Schmerzen. Die Studentinnen berichteten am häufigsten über Schmerzen des Rückens, des Sprunggelenks und Knies. Die männlichen Studenten hatten am häufigsten Knieschmerzen, gefolgt von Rücken- und Schulterschmerzen.

Etwa jede vierte Studentin (28 Prozent) und jeder fünfte Student (20 Prozent) gaben an, NSAR einzunehmen – dabei nahmen auch Collegestudenten Schmerzmittel ein, die aktuell gar keine Schmerzen hatten. Berichteten die Collegestudentinnen über Schmerzen, griffen 46 Prozent auf NSAR zurück, ohne Schmerzen nahmen diese immerhin noch 21 Prozent ein. Bei den männlichen Collegestudenten nahmen 
38 Prozent aufgrund von Schmerzen zum Befragungszeitpunkt NSAR und 15 Prozent nahmen sie, obwohl sie schmerzfrei waren.

Meistens reine Selbstmedikation

Den Studienergebnissen zufolge, besorgen sich die meisten Athleten ihre Schmerzmittel selbst (43 Prozent), manche erhalten diese von Familienmitgliedern (16 Prozent), 12 Prozent vom Trainer oder Physiotherapeuten – und es ist nicht klar, ob zuvor ein Arzt zurate gezogen wurde.

Auch in rezeptpflichtigen Dosierungen

Da NSAR günstig und rezeptfrei bezogen werden könnten, sei die Hürde gering, so die Studienautoren. Dieses Problem sieht auch die GOTS. Sie gibt außerdem zu bedenken, dass durch die Einnahme mehrerer verschreibungsfreier Tabletten eine wesentlich höhere und eigentlich rezeptpflichtige Dosis erreicht wird. In Deutschland ist beispielsweise Ibuprofen in Einzeldosen bis 400 mg und als Tagesgesamtdosis bis 1.200 mg rezeptfrei – Patienten können dies dennoch konterkarieren, indem sie einfach statt dreimal täglich eine Tablette die Dosis eigenmächtig auf dreimal täglich zwei Tabletten erhöhen.

Allerdings berge die Einnahme von Schmerzmitteln das Risiko, die ursächliche Verletzung zu verschlimmern, da das warnende Schmerzsystem ausgeschalten sei, zudem seien sich die meisten Athleten der Nebenwirkungen nicht bewusst, warnte Matthew J. Matava 2016 im Fachjournal „Clinics in Sports Medivine“ („Ethical Considerations for Analgesic Use in Sports Medicine“).



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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