VIA-Pressegespräch

Kein Rx-Versandverbot – und nun?

Berlin - 28.10.2020, 12:00 Uhr

Morgen verabschiedet der Bundestag das VOASG – ohne ein Rx-Versandverbot. (c / imago images / Reiner Zensen)

Morgen verabschiedet der Bundestag das VOASG – ohne ein Rx-Versandverbot. (c / imago images / Reiner Zensen)


Jetzt kommt es auf die Ausgestaltung des E-Rezepts an 

Bühler, selbst für die CDU aktiv, ist ebenfalls maßlos enttäuscht vom Ist-Zustand: Ein Rx-Boniverbot für einen Teil der Versicherten hätte man bereits vor vier Jahren haben können, erklärt er. Dafür wäre die SPD schon damals zu haben gewesen. Doch man spielte über Jahre ein Schwarzer-Peter-Spiel, in der sich Politik und ABDA wechselseitig zuschoben, dass es nicht vorangehe. 

Umso wichtiger ist es aus Sicht Bühlers, Douglas` und auch des via-Vorstands, sich jetzt auf das zu konzentrieren, auf das sich noch Einfluss nehmen lässt, etwa die weitere Ausgestaltung des E-Rezepts. Lauterbach sieht etwa mit Sorge, dass ausgerechnet die DocMorris-Tochter eHealth-Tec der Favorit der Gematik zu sein scheint. Das Unternehmen hat unter anderem die technische Infrastruktur für das in Hamburg gestartete E-Rezept-Modellprojekt der TK gebaut. Lauterbach ist überzeugt: „Hier wird der Bock zum Gärtner gemacht!" 

Douglas betonte, dass es jetzt entscheidend darauf ankomme, was passiert, wenn der Patient sein E-Rezept in der App abruft. Es müsse unbedingt verhindert werden, dass dann durch Voreinstellungen Anbieter wie Amazon und DocMorris an den ersten Stellen angezeigt werden. Auf der dritten Position habe die Apotheke vor Ort keine Chance mehr. Ein strenges Neutralitätsgebot sei hier höchst wichtig. Zudem sieht er in Sachen Datenschutz noch Baustellen. Ein Patient, der bei einer Kapitalgesellschaft Arzneimittel bestelle, müsse zumindest davor gewarnt werden, dass diese keine Berufsgeheimnisträgerin ist, wie Heilberufler es sind (203 StGB).

Bühler hat übrigens noch eine gewisse Hoffnung für das Rx-Versandverbot: Die Länder könnten aus seiner Sicht nicht nur im Rahmen anderer Gesetzgebungsverfahren Vorschläge einbringen, sondern selbst Initiative für das Rx-Versandverbot ergreifen.



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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