Hilfsprojekte in Tansania, Uganda, Senegal

Die Corona-Lage in Afrika: Der Verein „Apotheker helfen“ berichtet

Berlin - 05.11.2020, 07:00 Uhr


Außergewöhnlicher Pandemie-Verlauf in Afrika

Dass die Pandemie in Afrika tatsächlich etwas anders verläuft, als anfänglich von der Weltgesundheitsorganisation befürchtet, ist Fakt. Mit rund 70.000 Neuinfektionen pro Woche liegt Afrika mit seinen 55 Ländern rund ein Drittel unter den europäischen Zahlen. Doch die mangelnden Testkapazitäten machen es schwer zu sagen, wie stark die Pandemie sich tatsächlich auf die Bevölkerungen der afrikanischen Staaten auswirkt. Es wird vermutet, dass die Dunkelziffer der Infizierten hoch ist. Dies erklärt jedoch nicht die niedrigere Sterberate im Vergleich zu Europa. Experten der WHO erklären sich dies damit, dass das Durchschnittsalter in Afrika bei jungen 19 Jahren liege und nur 3 Prozent der Bevölkerung über 65 Jahre alt sei – bei uns die Risikogruppe. Hinzu kommen möglicherweise das Klima, die Bevölkerungsverteilung sowie die eingeschränkte Mobilität. Auch der sehr frühe Lockdown vieler afrikanischer Staaten könnte einer starken Ausbreitung des Virus entgegengewirkt haben.

Radiospots informieren zu richtigem Verhalten

So einen frühen Lockdown gab es zum Beispiel in Uganda. Auch hier unterstützte „Apotheker helfen“ ihren Kooperationspartner „EMESCO Development Foundation“ mit Aufklärungskampagnen und Hygienemaßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus. Oft fehlt es an Sanitätsanlagen. Im Kibaale District im Westen Ugandas stellten die Mitarbeiter der Foundation daher 50 Händewaschstationen an öffentlichen Orten auf: Einfache Tonnen mit 200 Liter Wasser und Seife sollen für eine bessere Handhygiene sorgen. Darüber hinaus wurden Ortsvorsteher und Gesundheitsarbeiter als erste Ansprechpersonen in den Dörfern geschult und geben den Bewohnern Ratschläge sowie Verhaltensregeln. Außerdem gehen sie gegen Gerüchte und Mythen zur Pandemie vor. Radiospots und Talkshows im Lokalradio sowie Plakate informieren über die Ansteckungsgefahren und deren Vermeidung. 

Gesundheitseinrichtungen werden weniger aufgesucht

Dennoch sieht Wiegand die Situation auch in Uganda als kritisch an. Der frühe Lockdown habe zu erheblichen Einschränkungen für die Bevölkerung geführt. So habe es ein Mopedfahrverbot gegeben. Dies sei jedoch ein wichtiges Transportmittel für die Bauern, um ihre Ware täglich zum Markt zu fahren. „Wenn die Logistik im informellen Sektor nicht funktioniert, haben die Bauern ein großes Problem“, so der Geschäftsführer des Vereins. Die Bauern würden zwar, auch aufgrund der Solidarität der Dorfgemeinschaften, nicht verhungern. Aber das zusätzliche bisschen Geld, um zum Beispiel Gesundheitseinrichtungen aufzusuchen, fehle. So verschleppten viele Menschen ihre Krankheiten.

Zudem steige die Mütter- und Säuglingssterblichkeit an. Wiegand berichtet von zwei Geburtseinrichtung im Senegal, in denen derzeit weit weniger Frauen entbinden als gewöhnlich. Die Vermutung liege nahe, dass die Frauen sich selbst dieses Angebot nicht mehr leisten könnten. In den afrikanischen Städten ist die Lage noch ernster: Hier haben viele informell Beschäftigte ihren Job von einem auf den anderen Tag verloren. „Möglicherweise sind in Afrika mehr Menschen an den Corona-Maßnahmen gestorben als am Virus selbst“, vermutet Jürgen Schwettmann, Berater für verschiedene Entwicklungsorganisation, im Welt-Sichten-Magazin. Ein sozialverträglicher Lockdown sei in Afrika sehr viel schwieriger zu realisieren als in Europa.

Seit 21 Jahren ist Apotheker helfen e.V. weltweit im Einsatz. Ziel ist, die Gesundheitsversorgung, vor allem die medikamentöse Versorgung in Krisengebieten, bei Naturkatastrophen, Krankheit oder Armut, zu sichern und zu verbessern. Dazu stellt der Verein Arznei- und Verbandmittel, Krankenpflegeartikel und medizinisches Gerät zur Verfügung und fördern den Aufbau von medizinischer Infrastruktur.



Mareike Spielhofen, Autorin, DAZ.online
daz-online@deutscher-apotheker-verlag.de


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