Neues Grippearzneimittel Xofluza

Baloxavir soll auch in Europa zugelassen werden

Stuttgart - 23.11.2020, 16:00 Uhr

Baloxavir in Xofluza ist seit etwa 20 Jahren das erste innovative Arzneimittel in der Behandlung von Influenza. Xofluza soll auch zu Postexpositionsprophylaxe bei Grippe eingesetzt werden. (m / Foto: Ermolaev Alexandr / stock.adobe.com) 

Baloxavir in Xofluza ist seit etwa 20 Jahren das erste innovative Arzneimittel in der Behandlung von Influenza. Xofluza soll auch zu Postexpositionsprophylaxe bei Grippe eingesetzt werden. (m / Foto: Ermolaev Alexandr / stock.adobe.com) 


Capstone-1, Capstone-2, Blockstone: die Studien

Capstone-1 untersuchte die Sicherheit und Wirksamkeit von Baloxavir an 1.436 Patienten ohne Begleiterkrankungen ab einem Alter von zwölf Jahren. Die Patienten wurden in drei Gruppen randomisiert: Gruppe eins erhielt Baloxavir, abhängig vom Körpergewicht in einer einmaligen Dosierung von 40 mg oder 80 mg. Patienten der Gruppe zwei nahmen zweimal täglich 75 mg Oseltamivir für fünf Tage und die letzte Gruppe erhielt Placebo. 

Capstone-1 erreichte ihren primären Endpunkt – die Zeitspanne bis zur Besserung der Symptome. Bis zum Abklingen der Symptome vergingen bei den mit Baloxavir behandelten Grippepatienten 53,7 Stunden, in der Oseltamivir-Gruppe 53,8 Stunden und in der Placebo-Gruppe 80,2 Stunden. Verglichen mit Placebo konnte Baloxavir somit die Dauer der Krankheitssymptome um einen Tag verkürzen. Allerdings machten die Forscher auch eine weitere Beobachtung: So entwickelten sich in der Capstone-1-Studie bei 9,7 Prozent der Baloxavir-Patienten Mutationen, die für ein geringeres Ansprechen auf Baloxavir sorgten. Die klinischen Auswirkungen dieser Escape-Mutanten sind bislang nicht bekannt. Veröffentlicht wurde die Capstone-1-Studie im „New England Journal of Medicine“ unter „Baloxavir Marboxil for Uncomplicated Influenza in Adults and Adolescents“.

In der Capstone-2-Studie (Phase III, multizentrisch, randomisiert, doppelblind) wurde die Wirksamkeit und Sicherheit einer Einzeldosis Xofluza® wie in Capstone-1 ebenfalls im Vergleich zu Placebo und Oseltamivir bei Personen im Alter von zwölf Jahren und älter geprüft. Diese hatten jedoch ein hohes Risiko für schwere Grippekomplikationen – ältere Menschen ab 65 Jahren, Menschen mit Asthma, chronischen Lungenerkrankungen, Adipositas oder Herzerkrankungen. 2.184 Teilnehmer erhielten entweder eine orale Dosis von 40 mg oder 80 mg Xofluza® (je nach Körpergewicht), Placebo oder Oseltamivir (75 mg zweimal täglich über fünf Tage). Das primäre Ziel der Studie war der Vergleich der Wirksamkeit von Baloxavir mit Placebo, dieses wurde erreicht: Unter Baloxavir besserten sich die Grippesymptome nach 73,2 Stunden, unter Placebo nach 102,3 Stunden und unter Oseltamivir nach 80 Stunden. Veröffentlicht wurde Capstone-2 unter „Early treatment with baloxavir marboxil in high-risk adolescent and adult outpatients with uncomplicated influenza (CAPSTONE-2): a randomised, placebo-controlled, phase 3 trial“ im Fachjournal „The Lancet Infectious Diseases“.

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Laut Blockstone, einer klinischen Phase-III-Studie (randomisiert, doppelblind, placebokontrolliert) reduzierte Baloxavir die Ansteckungsgefahr mit Influenzaviren nach Grippekontakt. Getestet wurde die Wirksamkeit von Baloxavir als Post-Expositionsprophylaxe in der Grippesaison 2018/19 in Japan, und zwar an nicht-infizierten Kindern und Erwachsenen, die jedoch einem influenzainfizierten Haushaltsmitglied ausgesetzt (exponiert) waren. In der Studie wurde Baloxavir gegen Placebo getestet. 

Baloxavir nahmen die Probanden einmalig oral ein, dosiert wurde Baloxavir nach Körpergewicht. Laut Roche erreichte die Blockstone-Studie ihren primären Endpunkt, dem die Frage zugrunde lag: Bei wie vielen Personen konnte eine Influenzainfektion, Fieber und grippetypische Symptome mit oder ohne Baloxavir nachgewiesen werden? 1,9 Prozent der Baloxavir-Behandelten hatten einen positiven Influenzatest (innerhalb von zehn Tagen), in der Placebogruppe waren es 13,6 Prozent. Gemessen wurde mit einem Influenza-Schnelltest. 

Laut den Studiendaten war Baloxavir ähnlich gut verträglich wie Placebo, die Häufigkeit der unerwünschten Ereignisse lag bei Baloxavir bei 22,2 Prozent, bei Placebo bei 20,5 Prozent. Die Studie wurde im New England Journal of Medicine veröffentlicht. „Baloxavir Marboxil for Prophylaxis against Influenza in Household Contacts“.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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