AvP-Pleite

Apothekerin schreibt Brandbrief an Abgeordnete

Berlin - 25.11.2020, 16:45 Uhr

Die von der AvP-Pleite betroffene Dresdner Apothekerin Sylvia Trautmann ist von der Politik enttäuscht. In einem Brandbrief fordert sie die Bundestagsabgeordneten zum Handeln auf. (Foto: privat)

Die von der AvP-Pleite betroffene Dresdner Apothekerin Sylvia Trautmann ist von der Politik enttäuscht. In einem Brandbrief fordert sie die Bundestagsabgeordneten zum Handeln auf. (Foto: privat)


Abgeordnete „mitschuldig am Systemversagen“

Die Betroffenen, so Trautmann weiter, fühlten sich im Stich gelassen. Sie fragt: „Wie kann es sein, dass Apotheken als sich regelkonform verhaltende Teilnehmer unseres Gesundheitswesens infolge der Insolvenz eines Abrechnungsdienstleisters unverschuldet in finanzielle Haftung genommen werden? Warum darf der Bundesgesundheitsminister ohne politischen Widerstand im Bundestag Gesetze auf den Weg bringen, die wie ein Wirtschaftsförderprogramm für ausländische Versandapotheken wirken, den Vor-Ort-Apotheken aber frech als Hilfe verkauft werden (gemeint ist hier das VOASG)? Warum hat die BaFin, die bereits im März 2020 nachweislich von den finanzverbrecherischen Machenschaften der AvP Kenntnis erlangte, nicht sofort strafrechtliche oder schützende Ordnungsmaßnahmen ergriffen?“ 

Inzwischen, schreibt Trautmann, sind seit Bekanntwerden des AvP-Desasters drei Monate vergangen. „Mit jedem Tag, an dem Sie nicht eingreifen, machen Sie sich mitschuldig am Systemversagen“, mahnt die Apothekerin. Sie fordert die Abgeordneten zum Handeln auf. Denn: „Sie haben das beste Gesundheitssystem der Welt. Die bestausgebildeten Fachkräfte, die in der  Coronakrise mehr als 100 Prozent gegeben haben. Bewahren Sie diese Ressource für unser aller Zukunft. Setzen Sie ein Zeichen durch Ihren Einsatz für uns. Jetzt!“

Resonanz lediglich von FDP

Auf Antworten wartet Trautmann bis heute – mit einer Ausnahme: Stellvertretend für die FDP-Fraktion, die sich aktuell in Sachen AvP auf Bundesebene überaus aktiv zeigt, schreibt die gesundheitspolitische Sprecherin, Christine Aschenberg-Dugnus, der Pharmazeutin. „Die Sorge der von der Insolvenz des Apothekenrechenzentrums AVP betroffenen Apotheken ist für mich nachvollziehbar“, versichert sie. „Es kann nicht sein, dass niedergelassene Apotheken bei einer nicht selbst verschuldeten Insolvenz die Leidtragenden sind.“

Aschenberg-Dugnus wirft der Bundesregierung vor, die Existenznöte der durch die Insolvenz betroffenen Apotheken nicht ernst zu nehmen. „Die Bundesregierung verschläft hier eine drohende Versorgungslücke“, warnt sie. „Es ist doch geradezu ein Widerspruch, wenn die Regierung beim Gesetzentwurf zu den Vor-Ort-Apotheken einen drohenden Versorgungsengpass  als ‚Argument‘ anführt, hier aber lediglich zuschaut.“

Trautmann will auch in Zukunft nicht locker lassen. Im Gespräch mit DAZ.online unterstreicht sie, wie wichtig es sei, sich gemeinsam als Berufsstand Gehör zu verschaffen – denn auch von der ABDA kommt aus ihrer Sicht zu wenig. Statt zu resignieren, gelte es jetzt erst recht zu kämpfen. „Es ist mir wichtig, immer positiv zu bleiben“, sagt sie. Zusammen mit ihren Kollegen will sie jetzt von der Basis aus Bewegung in die Sache bringen.



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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4 Kommentare

Ermächtigungen zum Wohle des Volkes

von Bernd Jas am 25.11.2020 um 19:08 Uhr

Das ist sehr gut und der Schlüssel zum Wohle des Volkes (in diesem Fall, der Apotheken als Teil vom Ganzen)
"Die einfachste und beste Lösung ist die, dass der Staat die Forderungen der Gläubiger abkauft und die Erlöse an die Apotheken auszahlt."

Warum nicht das ganze mit Steuergeldern auffangen, um den kümmerlichen Rest nach jahrelangen gerichtlichen Schritten und bürokratiestrotzenden Verwesungsverfahren danach Konsequenzlos wieder zurückzuführen?
Vor-Ort-Apotheken-Sterbehilfe-Gesetze (VOASG) in Kraft setzen, aber nicht die Verantwortung der folgenschweren Resultate Rechnung tragen ist bezeichnend, denn das Ende der Legislaturperiode naht ja.
Da kann man nur feststellen, dass das Systemversagen System hat.

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Kampfansage

von M. Prinz am 25.11.2020 um 18:45 Uhr

Es ist gut, dass wenigstens eine etwas zu den durch die Politik verursachten und fortwährend verschärften Bedingungen sagt. Es wird Zeit zusammenzuhalten und sich nicht friedlich mit Stärkungsgesetzen zum Absterben abzufinden.
Abda, wo bist du? Nimm dir ein Vorbild und arbeite an deinem Auftrag für alle - nicht nur an deinem Vorteil

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$pahn

von Dr. Radman am 25.11.2020 um 17:34 Uhr

Es scheint so von den regierenden Parteien gewollt zu sein. Das nächste mal wähle ich die Linke!

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AW: $pahn und €U-Versender

von Bernd Jas am 25.11.2020 um 19:28 Uhr

Lieber Kollege Dr. Radman,
noch mehr Sozialismus?
Néé nè?
Genau so schlimm wie AFD, .... obwohl die mittlerweile die einzige Opposition im Bundestag sind. Alle anderen, .... Einheitsbrei ....

Mittlerweile bin ich für eine gewaltige Entmachtung der Politik, was ansatzweise (bei aller Kritik) schon bei Herrn Dr. Jörn Graue durchklang, denn die Haben keine Ahnung. .... ach doch .... Ahnung vom Pleite gehen!

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