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Demenzen und Diabetes zählen nun zu den zehn häufigsten Todesursachen weltweit

Stuttgart - 10.12.2020, 15:45 Uhr

Kommt auch COVID-19 auf die WHO-Liste der zehn häufigsten Todesursachen weltweit? (p / Foto: freshidea / stock.adobe.com)

Kommt auch COVID-19 auf die WHO-Liste der zehn häufigsten Todesursachen weltweit? (p / Foto: freshidea / stock.adobe.com)


Woran sterben die meisten Menschen? Laut WHO sind die häufigsten Todesursachen nicht Infektionskrankheiten, sondern Herzerkrankungen, Schlaganfälle und chronische Lungenerkrankungen. Neu ist, dass mittlerweile auch Demenzen zu den zehn häufigsten Todesursachen weltweit zählen. Dafür zählen HIV/Aids und Tuberkulose heute nicht mehr dazu. Könnte SARS-CoV-2 auch in die Top 10 folgen?

Nach wie vor sind Herzerkrankungen weltweit Todesursache Nummer 1, sie machen heute 16 Prozent aller weltweiten Todesfälle aus. Auffallend ist, dass immer mehr Menschen an Herzerkrankungen sterben: Die Zahl der Todesfälle durch Herzkrankheiten ist in den letzten 20 Jahren (2000 bis 2019) um mehr als 2 Millionen auf fast 9 Millionen gestiegen. Dabei ist jedoch in der Europäischen Region die Zahl der Todesfälle aufgrund von Herzerkrankungen um 15 Prozent auf 2,16 Millionen gesunken, eine Zunahme verzeichnete die WHO hingegen vor allem in der Region Westpazifik. Schlaganfall und chronisch obstruktive Lungenerkrankungen sind die zweit- und dritthäufigste Todesursache und weltweit für etwa 11 Prozent beziehungsweise 6 Prozent der Gesamttodesfälle verantwortlich.

Auf den weiteren Plätzen der weltweit zehn häufigsten Todesursachen folgen Infektionen der tiefen Atemwege, Komplikationen bei Neugeborenen (u. a. Sepsis, Geburtsasphyxie), Luftröhren-, Bronchial- und Lungentumore, Alzheimer und andere Demenzerkrankungen, Durchfall, Diabetes und Nierenleiden. Nur drei – Infektionen der Atemwege, Durchfall, Komplikationen bei Neugeborenen – sind übertragbare Erkrankungen. Sie zeichnen für 26 Prozent aller weltweiten Todesfälle verantwortlich. Starben an nicht übertragbaren Erkrankungen durchweg mehr Menschen von 2000 nach 2019, beobachtet man bei infektionsbedingtem Tod einen Rückgang.

Diabetes, Demenzen nun auch bei den häufigsten Todesursachen

Drei Erkrankungen nahm die WHO neu in die Liste auf: Demenzen (an siebter Stelle), Diabetes (an neunter Stelle) und Nierenerkrankungen (an zehnter Stelle). Bezogen auf Amerika und Europa liegen Alzheimer und andere Formen der Demenz sogar auf dem dritten Platz der häufigsten Todesursachen. Frauen sind überproportional häufiger betroffen als Männer (65 Prozent aller Demenz-bedingten Todesfälle sind Frauen). Isoliert betrachtet für die WHO-Europaregion stieg die Zahl von 158.000 Toten im Jahr 2000 auf 497.000 im vergangenen Jahr. Der Anstieg sei nicht allein dadurch zu erklären, dass die Menschen älter würden, sagte die Direktorin der WHO-Abteilung für nicht übertragbare Krankheiten, Bente Mikkelsen. Die WHO betont, dass unter Demenzen nicht das allgemeine Nachlassen der Hirnleistung bei älteren Menschen verstanden werde.

Auch Diabetes-bedingter Tod ist auf dem Vormarsch – er stieg in den letzten 20 Jahren weltweit um 70 Prozent (bei Männern um 80 Prozent). Vor allem im östlichen Mittelmeerraum haben sich die durch Diabetes verursachten Todesfälle mehr als verdoppelt und stellen den größten prozentualen Anstieg aller WHO-Regionen dar. 2019 sind der WHO zufolge 1,5 Millionen Menschen weltweit an Diabetes gestorben. Nierenerkrankungen sind von der weltweit 13. auf die 10. Todesursache vorgerückt, die Sterblichkeit ist der WHO zufolge von 813.000 im Jahr 2000 auf 1,3 Millionen im Jahr 2019 gestiegen.

HIV/Aids und Tuberkulose nicht mehr unter den häufigsten Todesursachen

Der größte Fortschritt wurde den WHO-Daten zufolge bei Neugeborenen erzielt: Starben 2000 noch 3,2 Millionen Neugeborene, waren es 2019 etwa 2 Millionen. Auch an Durchfallerkrankungen starben weniger Menschen: statt 2,6 Millionen im Jahr 2000 nur noch 1,5 Millionen 2019.

Andere Krankheiten, die im Jahr 2000 noch zu den zehn häufigsten Todesursachen zählten, stehen nun nicht mehr auf der Liste. HIV/AIDS ist eine davon. Die durch HIV/AIDS verursachten Todesfälle sind in den letzten 20 Jahren um 51 Prozent zurückgegangen und haben sich von der weltweit achthäufigsten Todesursache im Jahr 2000 zur 19. im Jahr 2019 entwickelt. Diese positive Entwicklung spiegle den Erfolg der Bemühungen der letzten zwei Jahrzehnte wider, die Infektion zu verhindern, auf das Virus zu testen und die Krankheit zu behandeln. Auch in Afrika sei die Zahl der Aids-bedingten Todesfälle um mehr als die Hälfte (von über 1 Million auf 435.000) zurückgegangen, steht aber dort an vierter Stelle der Todesursache.

Auch Tuberkulose findet sich 2019 nicht mehr auf der Liste der häufigsten Todesfälle: Sie stieg von Platz 7 im Jahr 2000 auf Platz 13 im Jahr 2019 ab. Die weltweiten Todesfälle sanken um 30 Prozent. Allerdings bleibt Tuberkulose in bestimmten Regionen der Welt nach wie vor ein eminentes Problem: In Afrika und Südostasien steht Tuberkulose an achter beziehungsweise fünfter Stelle der Todesursache.

Menschen leben länger

Ein weiterer Trend ist erfreulich: Die Menschen werden immer älter, sie lebten 2019 im Schnitt 73 Jahre und damit etwa sechs Jahre länger als noch 20 Jahre zuvor, in der WHO-Europa-Region stieg die Lebenserwartung im Mittel von 72,5 Jahren auf 78,2 Jahre. Allerdings seien im Durchschnitt nur fünf Jahre in guter Gesundheit verbracht worden.

Corona könnte auf Platz 7 der häufigsten Todesursachen kommen

Wie sich Corona auf die Lister der zehn häufigsten Todesursachen auswirken wird, lässt sich derzeit nicht sagen. Bislang hat COVID-19 mehr als 1,5 Millionen Menschenleben gefordert. Wenn die Zahlen bei den anderen Ursachen in diesem Jahr in etwa so bleiben wie 2019, kann COVID-19 nach Einschätzung der WHO auf Platz sieben der zehn häufigsten Todesursachen kommen.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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