Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

13.12.2020, 07:29 Uhr

Deutschlands Apotheken – offizielle Masken-Verteilstellen für 27 Mio. Risikopatienten – wir schaffen das, oder? (Foto: Alex Schelbert)

Deutschlands Apotheken – offizielle Masken-Verteilstellen für 27 Mio. Risikopatienten – wir schaffen das, oder? (Foto: Alex Schelbert)


8. Dezember 2020

Derzeit ist der von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn vorgelegte Entwurf eines Digitale Versorgung- und Pflege-Modernisierungs-Gesetzes (DVPMG) in der Diskussion. Nach dem Digitale-Versorgung-Gesetz und dem Patientendaten-Schutzgesetz ist das übrigens schon das dritte Spahnsche Gesetzeswerk, das sich mit Regeln zur Digitalisierung im Gesundheitswesen befasst. Ja, mein liebes Tagebuch, da ist Druck dahinter. In ihrer Stellungnahme zum aktuellen Entwurf begrüßt die ABDA die Bestrebungen der Bundesregierung, das große Potenzial der Digitalisierung fürs Gesundheitswesen zu nutzen. Und: „Die Apotheken sind bereit und in der Lage, innovative Versorgungsangebote zu unterbreiten.“ Fein, mein liebes Tagebuch, nur mal so nebenbei: Da wäre doch mal gut zu wissen, welche innovativen Angebote die ABDA im Einzelnen meint. Doch darum geht es in diesem Entwurf nicht. Das DVPMG will u. a. regeln, wie die EU-ausländischen Arzneiversandhäuser in unser Gesundheitssystem eingebunden werden, damit unsere Patient:innen dort ihre E-Rezepte einlösen können. Die Versandhäuser sollen z. B. eine Bestätigung darüber vorlegen, dass sie dem Rahmenvertrag zur Arzneimittelversorgung (§ 129 Absatz 2 SGB V) beigetreten sind, den der GKV-Spitzenverband und der Deutsche Apothekerverband geschlossen haben. Die ABDA fordert hier zu Recht, dass die EU-Versender die in diesem Zusammenhang entstehenden Kosten selbst tragen müssen. Was der ABDA gar nicht gefällt, ist die vorgesehene Verpflichtung, dass der Deutsche Apothekerverband sein bundeseinheitliches Verzeichnis, das er über die Apotheken führt, der Gematik unentgeltlich übermittelt. Da zeigt sich unsere ABDA bockig, zu Recht, mein liebes Tagebuch, denn es besteht schlicht und ergreifend keine Notwendigkeit, dieses Verzeichnis an die Gematik weiterzugeben. Und wenn es denn schon sein muss, dann auf keinen Fall unentgeltlich. Abgelehnt wird auch eine Übergabe von Rezeptschlüsseln und Rezeptdaten an Anbieter außerhalb der Telematikinfrastruktur vor der Belieferung des E-Rezeptes durch die Apotheke. Es müsse die Nutzung der Verordnungsdaten durch Drittanbieter vor der Belieferung für unzulässig erklärt werden. Die ABDA hat erhebliche Bedenken, dass das E-Rezept oder das Rezept-Token aus der E-Verordnungs-App der Gematik über die Schnittstelle an die App eines Drittanbieters weitergegeben werden kann. Hier geht es also um die Frage, ob ein:e Patient:in über eine Weiterleiten-Funktion sein/ihr E-Rezept noch vor der Belieferung aus der Gematik-App in eine Anwendung eines kommerziellen Anbieters überführen kann. Mein liebes Tagebuch, ob die ABDA mit dieser Forderung durchdringt, ist fraglich. Die kommerziellen Anbieter warten doch schon darauf, dass ihnen die Patient:innen ihre App weiterleiten. Und dann wünscht sich unsere Standesvertretung vor allem beim elektronischen Medikationsplan (eMP) mehr Mitspracherecht. Die Apotheker:innen sollen aus Sicht der ABDA Zugriff auf Daten des/der Versicherten aus digitalen Gesundheitsanwendungen erhalten. Unbedingt, mein liebes Tagebuch, die Apotheken müssen auf diese Daten zugreifen können, sonst macht der eMP überhaupt keinen Sinn. Und noch was: Eigentlich soll der eMP in Zukunft nur noch in der elektronischen Patientenakte im Netz zugänglich sein. Hier wünscht sich die ABDA, dass der eMP auch weiterhin über die  elektronische Gesundheitskarte genutzt werden kann, quasi als niedrigschwelliges Angebot für den/die Versicherte/n. Nun ja, mein liebes Tagebuch, könnte sinnvoll sein, aber wie es aussieht, sollen in Zukunft auf der Karte keine Daten mehr gespeichert werden –was im Übrigen auch Sinn macht. Mal sehen, auf welche Forderungen der Bundesgesundheitsminister eingeht.

 

Mein liebes Tagebuch, mal vollkommen sachlich betrachtet: Die Forderung der Wissenschaftsakademie Leopoldina, die eine drastische Verschärfung der Corona-Beschränkungen ab kommender Woche will, ist so verkehrt nicht. Die Feiertage und der Jahreswechsel sollten für einen „harten Lockdown“ genutzt werden, um die deutlich zu hohen Infektionszahlen schnell zu verringern, erklärt die Leopoldina. Ab 24. Dezember bis mindestens 10. Januar sollte „in ganz Deutschland das öffentliche Leben weitgehend ruhen“. Mein liebes Tagebuch, wenn das so kommt (und es wird wohl sinnvoll und notwendig sein), dann haben wir in diesem Jahr nicht nur stille Nächte, sondern auch stille Tage. Und während ich diese Zeilen schreibe, meldet sich schon der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann im Radio und Netz, dass es in seinem Land schon ab Samstag einen Lockdown gibt mit nächtlichen Ausgangsbeschränkungen und Einschränkungen tagsüber. Und er geht davon aus, dass ein bundesweiter Lockdown schon nächste Woche kommt. Es musste so kommen.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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16 Kommentare

Darf ich mir meine Masken auch per Boten kommen lassen?

von Christian Timme am 13.12.2020 um 17:44 Uhr

Wenn schon Pandemie ... dann bitte auch gleich das volle Programm. Oder erst die Leute "wegtesten" um dann die Masken in der Apotheke abholen lasse und dann noch: "Bitte nehmen Sie die Maske ab und und legen mir Ihren Personalausweis vor". Wieder so eine typische Aktion wo man erst den Kopf unter den Arm nimmt um dann zu denken?

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Corona macht manches möglich ...

von Reinhard Herzog am 13.12.2020 um 13:08 Uhr

Sind wir doch mal ehrlich:

Wer einen ordentlichen, ausgewogenen Standort hat, zudem etwas Mumm in den Knochen und BWL nicht für die neueste chinesische Automarke hält - der kann doch in diesen Ausnahmezeiten abcashen, bis der Arzt kommt ...

Einen besseren Lauf für unsere Branche gibt es doch gar nicht. Den halten wir vor allem durch unsere eigene, kleingeistige, regulierungsversessene Art und unsere ständigen heilberuflichen Minderwertigkeitskomplexe auf.

Am Ende wollen die Leute nur eines: Ihre Ware. Schnell, zuverlässig, gerne noch kompetent-emotional eingepackt. Und fertig.

Nutzt das. Lausige Zeiten kommen noch früh genug, wenn die Rechnungen für das alles nicht nur präsentiert, sondern beglichen werden müssen.
Wir retten uns gerade ökonomisch-strategisch zu Tode. Aber bis dahin kann es noch mal richtig klingeln in der Kasse. Wenn man seinen Hut herausstellt.

Viele tun das nicht. Dann bleibt eben für die anderen mehr. Das mag zynisch sein, ist aber Fakt. Überall in der belebten Natur. Wer nicht will, der hat - oder gibt ab, notfalls gar den (unternehmerischen) Löffel.

Ich sage nur Masken: Die einen kaufen kräftig für einen sehr schönen Einkaufspreis bei Profi-Lieferanten, andere zaghaft und überteuert bei ihren Haus-und-Hof-Anbietern ...

Wir gehen, nach mutmaßlich noch der einen oder anderen Irrung, in ein Zeitalter der Mutigen und Starken. Anders lässt sich das alles doch gar nicht bewältigen ...

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AW: Corona macht manches möglich

von Uwe Hüsgen am 13.12.2020 um 14:23 Uhr

Hört sich an wie "Der letzte Tanz auf der Titanic"

AW: Corona macht manches möglich

von Reinhard Rodiger am 13.12.2020 um 14:32 Uhr

Nicht DIE Mutigen und DIE Starken werden die Zukunft bestimmen.Es werden ganz wenige oder EINER sein.Denn Starke zerstören die Diversität,die allein Lebensfähigkeit sichert.Die Frage der Zukunft ist: wie kann man die desaströse Dominanz des EINEN verhindern.

AW: AW: Corona macht manches möglich

von Reinhard Herzog am 13.12.2020 um 14:41 Uhr

@ U. Hüsgen:

Nö. Eher wie eine sich abzeichnende Kulturrevolution und gesellschaftliche Metamorphose.
Da wird manches (zurecht) über den Deister gehen, aber auch sehr vieles neu entstehen.
Jedenfalls was die Branche "Life Sciences" im weitesten Sinne angeht, sind wir da sehr zukunftsstark aufgestellt. Organisatorisch nicht.

@Herrn Wagner

von Frank Hartmann am 13.12.2020 um 10:58 Uhr

Ich muss Herrn oder Frau Conny diesmal verteidigen. Die Aussage ist doch vollkommen richtig. Wer sich mit Personalausweisen aufhält ob jemand 58 oder 61 Jahre alt ist hat wenig zu tun.

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Machen statt Meckern an der Klagemauer!

von Ulrich Ströh am 13.12.2020 um 9:28 Uhr

Es sind halt aktuell besondere Pandemiezeiten.
Das muss berücksichtigt werden.

Wäre die Maskenverteilung über Drogeriemärkte
für uns Apotheker:innen vorteilhafter gewesen?
Nein.

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AW: Machen statt Meckern an der Klagemauer

von Christoph Unglaub am 13.12.2020 um 10:21 Uhr

So ist es!
Mehr machen, weniger jammern!
Jetzt ist hald mal 14 Tage lang "Manöver"!

Kann es vielleicht sein ...

von Gunnar Müller, Detmold am 13.12.2020 um 9:23 Uhr

..... dass wir Apotheker - trotz Hoodie und „neuer“ Präsidentin - nach wie vor zu dünn angezogen sind auf der „Perma-Baustelle Apotheke“ ...?!!
Mehr Biss, lieber Kollege Ditzel !
P. S. Ansonsten haben Sie sich für mein Dafürhalten mancher auch plumper Anmache zum Trotz prächtig gehalten !!

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AW: Kann es vielleicht sein

von Peter Ditzel am 13.12.2020 um 9:33 Uhr

Danke. Und zum Biss: vielleicht steckt er zwischen den Zeilen... :-)

AW: @Zwischen den Zeilen...

von Gunnar Müller, Detmold am 13.12.2020 um 12:20 Uhr

Dann sollten Sie dort NOCH mehr Platz schaffen..!
:-))

Personalausweis

von Conny am 13.12.2020 um 8:56 Uhr

Hallo Herr Ditzel, bei uns bräuchten Sie keinen Perso vorzulegen weil man Ihnen die über 60 ansieht:)

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AW: Personalausweis

von Gerd Müller am 13.12.2020 um 9:13 Uhr

Ein wenig frech, aber im Prinzip haben Sie Recht. Man muss es nicht unnötig schwerer machen als es ist.

AW: Personalausweis

von Peter Ditzel am 13.12.2020 um 9:29 Uhr

:-)

AW: Personalausweis

von G. Wagner am 13.12.2020 um 9:43 Uhr

Ach Conny, Du Jüngere/r, zeigen Sie uns doch mal ein Bild von Ihnen. Ich wollte schon immer mal sehen, welches Gesicht hinter den geistreichen Kommentaren verbirgt, die Sie regelmäßig aussondern.

AW: Herr Wagner

von Roland Mückschel am 13.12.2020 um 12:32 Uhr

Vielleicht hat Conny einen guten Grund sein Gesicht
wohlweislich zu verbergen. Er/ sie ist so schön dass
jeder Kollege beim Anblick gleich eine Depression
bekommt und sich in sein Notdienstkämmerlein zurückzieht.
Unter lautem Wehklagen und den apothekereigenen Neidgefühlen.
Ansonsten kann ich für Dezember nur jedem Apotheker
raten die Situation für sich genau zu kalkulieren.
Dann wird für jeden ein befriedigendes Ergebnis herauskommen.
Zu jammern und in den vollen Brunnen Wasser reinschütten
führt nicht weiter.
Schönen Sonntag

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