Beim Zahnarzt nachgefragt

Bei Zahnschmerzen immer Ibuprofen & Co.?

Stuttgart - 06.01.2021, 17:55 Uhr

Ist Ibuprofen bei Zahnschmerzen das beste Schmerzmittel? (Foto: Gekon / stock.adobe.com)

Ist Ibuprofen bei Zahnschmerzen das beste Schmerzmittel? (Foto: Gekon / stock.adobe.com)


Paracetamol – nicht ausreichend wirksam?

Der Wirkungsmechanismus von Paracetamol ist nach wie vor nicht abschließend geklärt. Es ist ZNS-gängig und soll dort die Prostaglandin-Synthese hemmen. Im entzündeten Gewebe und in der Peripherie wird eine Konzentration, die für eine klinisch relevante COX-Hemmung erforderlich wäre, nicht erreicht. Dementsprechend wirken diese Substanzen zwar analgetisch und antipyretisch, aber nicht ausreichend antiphlogistisch. Dies stellt bei Schmerzen, die mit Entzündungen einhergehen, wie Zahnschmerzen, einen gewissen Nachteil gegenüber den NSAR dar. Die Einzeldosis Paracetamol bei Lebergesunden beträgt 500 bis 1.000 mg, die maximale Tagesdosis darf 4 g (bzw. 60 mg/kg KG) nicht überschreiten. Das Dosierungsintervall darf vier Stunden nicht unterschreiten. Die typischen NSAR-Nebenwirkungen wie gastrointestinale Komplikationen oder eine erhöhte Blutungsneigung sowie eine Erhöhung des kardiovaskulären Risikos spielen bei der Einnahme von Paracetamol keine beziehungsweise nur eine geringere Rolle. Paracetamol kann in der gesamten Schwangerschaft und Stillzeit angewendet werden. Ein großer Nachteil von Paracetamol ist zum einen die geringe therapeutische Breite. Außerdem wirkt Paracetamol bei Überdosierung hepatotoxisch. Bei Lebergesunden führen Dosen ab etwa 10 g, also dem 2,5-Fachen der maximalen Tagesdosis von 4 g, unbehandelt zu tödlichen Leberzellnekrosen. Bei vorgeschädigter Leber (z. B. durch Alkohol) können schon therapeutische Dosierungen kritisch sein. Derzeit sind Packungen, die über 10 g Paracetamol enthalten, rezeptpflichtig.

Foto: privat
Dr. med. dent. Mona Fuchs ist Zahnärztin in Mahlberg.

Fragen an die Zahnärztin

DAZ.online: Wie kann man in der Apotheke echten Schmerz am Zahn/Nerv von Schmerzen am Zahnfleisch unterscheiden? 

Dr. med. dent. Mona Fuchs: Schmerzen am Zahn beziehungsweise am Zahnnerv und Schmerzen am Zahnfleisch sind sich oft sehr ähnlich. Einen ersten Hinweis darauf, um welche Form es sich handeln könnte, ist der Zeitpunkt der Schmerzen. Bei extrem starken Schmerzen vor allem gegen Abend und in der Nacht kann man am ehesten von „echten“ Zahnschmerzen bzw. Schmerzen am Zahnnerv ausgehen. Schmerzen am Zahnfleisch treten hingegen öfter beim Essen auf, zum Beispiel wenn harte Nahrung zerkleinert wird, oder auch beim Zähneputzen. Durch aktives Nachfragen können Apotheker so erste Aufschlüsse darüber bekommen, um welche Art von Zahnschmerzen es sich handeln könnte. 

Mit welchem Schmerzmittel kann man das Wochenende am besten überbrücken oder sollte man das überhaupt tun? 

Ein geeignetes Schmerzmittel zum Überbrücken bis zum Zahnarztbesuch sollte neben einer ausreichend analgetischen auch eine antiphlogistische Wirkung haben. Ibuprofen an erster Stelle, aber auch Diclofenac sind hierfür durch ihre Eigenschaften am besten geeignet. Starke Zahnschmerzen, bei denen davon auszugehen ist, dass sie vom Zahn selbst bzw. vom Zahnnerv ausgehen, sollten aber nur wenige Stunden in der Selbstmedikation behandelt bzw. überbrückt werden. Sobald es dem Patienten möglich ist, sollte er auch am Wochenende den zahnärztlichen Notdienst aufsuchen, um ein ernstzunehmendes Geschehen, z. B. einen Abszess, auszuschließen. Ein Zahnabszess ist eine Erkrankung, bei der sich eine Eiteransammlung (Abszess) in den Zähnen, im Zahnfleisch oder im Knochen, der die Zähne fixiert (der Kiefer), bildet. Diese muss umgehend behandelt werden. Unterstützend zu einer analgetischen Erstversorgung kann auch die Anwendung von Kälte vor allem bei starken Schwellungen, aber auch zur Schmerzlinderung empfohlen werden. Von Wärmeanwendung wird abgeraten. Apotheker sollten die Patienten darauf hinweisen, dass Cool-Packs oder Eisbeutel keinen direkten Hautkontakt haben dürfen (Gefahr von Erfrierungen).



Cornelia Neth, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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