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Wirkt die Impfung nur gegen MS – oder wird das gesamte Immunsystem lahmgelegt?
In einem Modell, in dem die Mäuse nach mRNA-Impfung Hämmaglutinin-Antigen (Oberflächenprotein von Influenzaviren) erhielten, konnten Krienke et al. außerdem nachweisen, dass eine MOG35-55 m1Ψ mRNA-induzierte Immunantwort sich ausschließlich gegen das MS-Antigen richtete und funktionelle Immunantworten gegen Nicht-Myelin-Antigene nicht unterdrückte – es kommt damit zu keiner allgemeinen Immunsuppression. Biontech erklärt hierzu: „Wichtig ist, dass der präklinische Impfstoffkandidat keine Immunreaktionen gegen andere, Nicht-Myelin-Antigene (z. B. Antigene des Influenza-Impfstoffs) unterdrückt hat und somit in den Untersuchungen eine der zentralen Herausforderungen bei der Behandlung von Autoimmunerkrankungen adressiert: die Induktion einer unspezifischen, systemischen Immunsuppression.“
mRNA-Impfstoff verhindert symptomatische Krankheit und stellt Funktionen wieder her
In einer Mitteilung fasst Biontech die positiven präklinischen Daten zusammen: „Der Impfstoff konnte in allen untersuchten EAE-Mausmodellen eine symptomatische Krankheit verhindern oder, in Mäusen mit bestehender Krankheit im Frühstadium, das Fortschreiten der Krankheit verhindern und motorische Funktionen wiederherstellen.“ Die Einwanderung entzündungsfördernder Effektor-T-Zellen in Gehirn und Rückenmark sowie die Demyelinisierung des Rückenmarks konnten „deutlich reduziert“ werden. Und weiter: „Diese Effekte wurden durch die Induktion krankheitsunterdrückender regulatorischer T-Zellen erzielt, welche sich ausschließlich gegen das Impfstoff-kodierte Antigen richten.“ Der „Bystander“-Effekt ermögliche bei komplexen Erkrankungen auch die Kontrolle anderer krankheitsspezifischer Antigene, was essenziell sei, um zum Teil unbekannte Antigene und die „inter-individuelle Heterogenität zwischen einzelnen Patienten“ zu adressieren.
„Krankheitsbezogene Kompetenznetz Multiple Sklerose“ warnt vor Euphorie
In einer Pressemitteilung erklärt das „Krankheitsbezogene Kompetenznetz Multiple Sklerose“ (KKNMS), dass die Ergebnisse von Krienke et al. „Hoffnungen bei MS-Betroffenen wecken“. Die Studie sei „höchstwertig und wissenschaftlich von größter Bedeutung“, sie dokumentiere erneut auch das Potenzial der mRNA Vakzinierungsstrategie insgesamt. Doch die KKNMS relativiert die mediale Euphorie ein Stück weit: „Was in Mäusen mit experimenteller autoimmuner Enzephalomyelitis als Impfstrategie funktioniert, ist als Strategie für eine Autoimmunerkrankung beim Menschen nicht so einfach zu übersetzen.“ Hauptproblem beim Menschen – im Gegensatz zum Tiermodell – sei, dass die Zielantigene bei MS nicht bekannt sind. Über Jahrzehnte hätten Wissenschaftler bereits versucht, die für Multiple Sklerose relevanten Antigene zu identifizieren, dies gelang jedoch nicht. So hätten in den 90er-Jahren Antigen-spezifische Therapieansätze bei der Übertragung aus Laborbedingungen auf den Menschen sogar teilweise unerwartet zu einer Verstärkung der Entzündung im Gehirn geführt, die Immunantworten gegen das ZNS sei befördert und nicht unterdrückt worden. „Eine Autoimmunkrankheit wie die Multiple Sklerose ist im Kontext der entwickelten Impfung damit nicht gleichzusetzen mit einer Infektion, die ja eine sehr gerichtete Antwort auf sehr definierte (Virus)Antigene darstellt“, erklärt das KKNMS weiter. Die Strategie eine „Impfung gegen MS“ zu entwickeln sei zwar charmant und wissenschaftlich ein hochwertvolles Ziel, es fehle aber beim Menschen nicht die richtige Labortechnik, sondern die Biologie der Entzündungsprozesse bei der MS sei ganz anders zu bewerten als bei einer Infektion.
Um diese Zweifel (hoffentlich) auszuräumen, ist noch ein Stück Weg zu gehen. Nach präklinischen Studien dürfte Biontech seinen vielversprechenden Impfstoffkandidaten weiter klinisch untersuchen.
3 Kommentare
Weiter so, bitte
von Mi Ola am 11.02.2021 um 8:44 Uhr
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Impfung
von jacki am 21.01.2021 um 21:51 Uhr
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Impfung gegen MS
von Carmen Oberberger am 21.01.2021 um 8:28 Uhr
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