Mein liebes Tagebuch

17.01.2021, 07:30 Uhr

Sieht alles nicht gut aus: Virus-Mutanten, Lockdown-Verschärfung, Impfstoffmangel, Maskenverteilung... (Foto: Alex Schelbert)

Sieht alles nicht gut aus: Virus-Mutanten, Lockdown-Verschärfung, Impfstoffmangel, Maskenverteilung... (Foto: Alex Schelbert)


12. Januar 2021

Kein Wunder, wenn Apothekers nicht selten als Krämerseelen statt als Heilberufler betrachtet werden: Die Art und Weise, wie einige Apotheken mit der Patienten-Eigenbeteiligung von 2 Euro für die Ausgabe der FFP2-Masken auf Kassen-Coupon umgehen wollen, unterstreicht das Krämer-Image. So gibt es Apotheken, die auf die Eigenbeteiligung verzichten wollen, andere legen noch ein paar Gratismasken dazu und stricken Bonusaktionen drumherum. Zwei Beispiele: DocMorris legt eine Maske „als Geschenk“ gratis dazu und die 1A-gesund-Apotheken geben gleich vier Masken gratis zu den sechs dazu. Mein liebes Tagebuch, Masken als Marketingmittel – das macht aus einem ernsten Thema einen Karnevalsspaß und unterläuft die Bedeutung, die gute FFP2-Masken haben können: einen funktionierenden Infektionsschutz. Außerdem sollte doch eine Maskenabgabe durchaus mit einer Beratung zur richtigen Anwendung stattfinden, zumindest mit der Frage, ob man mit dieser Art von Masken vertraut ist, ob man weiß, wie sie zu tragen ist und wie lange man sie benützen kann. Der Chef des Hessischen Apothekerverbands, Holger Seyfarth, hält die Signalwirkung für Masken-Marketing-Aktionen für fatal. Er sagt: „Wer die Ausgabe von Masken an Risikopatienten für Marketingzwecke nutzt, indem er auf die Eigenbeteiligung verzichtet, Bonusaktionen startet oder gratis Masken zugibt, rückt seine Apotheke in die Nähe eines Ramschladens, in dem allein der Preis zählt.“ So ist es. Mein liebes Tagebuch, es ist immer wieder bitter zu sehen, wie manche Apotheken sich selbst in die Ramschecke stellen.

 

Gute Frage: Müssen auch zuzahlungsbefreite Versicherte 2 Euro für die sechs FFP2-Masken der Bundesregierung zahlen? Klare Antwort: Ja, sie müssen, jeder gesetzlich oder privat Versicherte muss für diese Masken eine Eigenbeteiligung bezahlen. Selbst wenn er von der gesetzlichen Zuzahlung zu Arznei- und Hilfsmitteln befreit ist. Denn: „Die Eigenbeteiligung soll zur verantwortungsvollen Inanspruchnahme der Berechtigung zum Bezug von Schutzmasken beitragen“, heißt es in der Coronavirus-Schutzmasken-Verordnung. Und diese Eigenbeteiligung ist keine Zuzahlung im Sinn des Sozialgesetzbuches, wie sie z. B. für auf Rezept verordnete Arzneimittel zu zahlen ist. Mein liebes Tagebuch, auch vor diesem Hintergrund sollten Apotheken nicht auf diese Zuzahlung verzichten.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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4 Kommentare

Ramsch

von Karl Friedrich Müller am 18.01.2021 um 10:23 Uhr

In der DAZ: "Marketingempfehlungen" von einem Apotheker "Coach" "Trainer"....
aber ohne Ahnung von den Grundrechenarten und Betriebswirtschaft?
So soll die Apotheke zur "Erhöhung" der Frequenz sich in OTC und Freiwahl an den Preisen der Versender anlehnen mit Artikeln, die schon gut bekannt sind. Topseller!
Mal angesehen, wie die Preise sind? Weit unter einem Ek, der von einer Apotheke zu erzielen ist?
Dafür auch noch teure Flyer und Angebote schalten?
Bei Verkauf von "teuren" Artikeln wie Gingko sei der "Ertrag" höher. Ich lach mich tot- auch da negativ.
Im OTC sei nur ein Ertrag von 4 € zu erzielen (was unter den Vorausetzungen natürlich nicht stimmt), der ja viel niedriger wäre als ein Rezept, dass 10€ generieren würde.
Die Apotheke soll also auf das Zubrot verzichten, den Ertrag aus einem Zusatzverkauf, das Rezept soll OTC subventionieren?
Die Mitarbeiter sollen zum Verlust machen teure Arbeitszeit vergeuden?
Ach, dazu noch Giveaways?
Botengänge?
Gehts eigentlich noch?
Das ist der betriebliche OVERKILL!
Und da wundert man sich über die Maskenorgien? Wenn so ein Blödsinn empfohlen wird?
Die Versender kann man vergessen. Wer dort einkauft, ist weg. Also könnte man auch die empfohlenen Preise nehmen, zumindest einen FAIREN Preis, der dem Kunden entgegenkommt und der Apotheke einen Gewinn lässt.

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Ramschladen ? Warum?

von Reinhard Rodiger am 17.01.2021 um 17:49 Uhr

...rückt seine Apotheke in die Nähe eines Ramschladens, in dem allein der Preis zählt.“

Die Option Ramschladen ist die Folge der Kommerzialisierung des Gesundheitswesens.Das ist die Staatsdoktrin seit Rot-Grün. Entzug der Existenzgrundlage führt zu Fehlnutzung der Ressourcen.Der oben genannte Satz von Herrn Seyfahrt zeigt das Grundmissverständnis.Der Preis ist das massgebende Prinzip für den Regisseur des Gesundheitswesens, die Krankenkassen.Die zu Erfüllungsgehilfen dieser Institution degradierten Apotheken müssen sich danach richten.Sie sind gegen die Zechprellerei(=unberechtigtes Retaxieren) der KK wehrlos genauso wie gegen die Bevorzugung kapitalgesteuerter Unternehmen.Der Staat fördert die Erpressungsfunktion der KK und unterminiert die finanzielle Leistungsfähigkeit.Dagegen wird die Kraft des Marktes gesetzt.
Und die findet ihren Ausdruck in dem, was auch in Ramschgeschäft münden kann.Bemerkenswert ist, dass gesenkte Preise in allen Branchen das häufigste Mittel sind.
Und das scheint erfolgreich zu sein.Zumindest im Gefühl der Kunden.Was Wunder, sich daran zu orientieren.Schliesslich ist die Kundenfrequenz erfolgsentscheidend gemacht worden.Nur Grösse zählt.

Da hilft es nicht, das zu beklagen und die eigenen Leute zu geisseln.Es ist das Prozessergebnis einer verfehlten Politik, die dazu zwingt all das zu machen, was das Überleben nach dem angestrebten Prinzip zu ermöglichen scheint.

Ich möchte erleben, dass nicht nur die primäre Geisselung der eigenen Leute der Ersatz für eine Offenlegung der zugrundeliegenden Mechanismen ist. "Unter Wert anbiedern" oder systemisch unterfinanzierte Leistungsangebote sind die denkbar schlechtesten Mittel, das zu erreichen.

Neues Denken ist notwendig, um die negativen Effekte der Kommerzialisierung zu Lasten der Werte abbauen zu können.Das gilt besonders für den Werteschredder Digitalwirtschaft, der die Ramschladenoption perfektioniert.

Also Ramschladen ist in erster Linie Prozessergebnis der Politik und des unwidersprochenen Machtmissbrauchs der Krankenkassen. Das gilt es transparent zu machen.Sonst bleibt nur die Selbstbeschuldigung haften.Und das ist extrem gefährlich.

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AW: Ramschladen ? Warum ... immer noch, noch mehr, ginge es auch anders? ?

von Christian Timme am 18.01.2021 um 7:00 Uhr

Eine Aufgabe für ... es will der Tastatur nicht gelingen diese Buchstaben "erscheinen" zu lassen. Oder warten wir nur auf den Zeitpunkt ... Corona, das waren Zeiten?.

9 Euro für die Apotheker...

von Michael Reinhold am 17.01.2021 um 9:37 Uhr

Zu den Antigentests: 15 Euro für die Ärzte, 9 Euro für die Apotheker.
Das ist jetzt einfach ziemlich konsequent vom Gesundheitsministerium. Dabei handelt es sich um den Gegenwert der sechs Masken bzw. des Einkaufsgutscheins von 5 Euro, den einige Kollegen hier als Marketingaktion dem Kunden sowieso geben würden und die es daher für die Apotheker nicht braucht.

Dafür dürfen wir Apothekers uns bei unseren Kollegen bedanken, die dieses Geld dem Kunden sowieso nur hinterherwerfen würden.

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