Baloxavir in Xofluza

EU lässt neues Grippemittel zu

Stuttgart - 21.01.2021, 15:15 Uhr

Xofluza darf fortan auch in Deutschland zur Behandlung von Menschen mit Influenza oder zur Postexpositionsprophylaxe verordnet werden. (Foto: Studio Romantic / stock.adobe.com)

Xofluza darf fortan auch in Deutschland zur Behandlung von Menschen mit Influenza oder zur Postexpositionsprophylaxe verordnet werden. (Foto: Studio Romantic / stock.adobe.com)


Völlig neuer Wirkmechanismus

Baloxavir verfolgt einen neuartigen Wirkansatz – es hemmt die CAP-anhängige Endonuklease und damit einen der ersten Schritte der Virusvermehrung von Influenzaviren. Xofluza® verhindert, dass die messenger-RNA (mRNA), sprich die Matrix für die Proteinbiosynthese, entstehen kann, die sowohl für Strukturproteine (für die Zusammensetzung von neuen Viren) als auch Nicht-Strukturproteine (beispielsweise zum Ausschleusen der neuen Viren in den menschlichen Körper), erforderlich sind.

Durch den neuen Angriffspunkt soll Baloxavir auch gegen Oseltamivir-resistente Stämme und Stämme der Vogelgrippe (z. B. H7N9, H5N1) wirksam sein. Allerdings gibt es aus Studien auch erste Hinweise, dass sich Grippeviren unter Baloxavir veränderten und sodann ein geringeres Ansprechen auf Baloxavir zeigten. Welche Auswirkungen diese Escape-Mutanten haben – wie infektiös sie sind, wie schwerwiegend die Grippe ist, die sie auslösen – lässt sich aktuell noch nicht abschätzen.

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Baloxavir ist laut Roche, dem Zulassungsinhaber von Xofluza®, nach fast 20 Jahren erstmals wieder ein antivirales Arzneimittel mit neuartigem Wirkansatz zur Behandlung der Influenza. Letztmals erhielt 2002 Oseltamivir in Tamiflu® mit einem damals innovativen Wirkmechanismus das „OK“ der Europäischen Kommission, fortan zur Behandlung und Verhütung von Grippe eingesetzt werden zu dürfen. Oseltamivir hemmt die virale Neuraminidase, ein Oberflächenprotein auf Influenzaviren, das diese nach Vermehrung zur Freisetzung neuer Viruspartikel in den Körper benötigen. Eingesetzt werden darf Oseltamivr ebenfalls zur Behandlung und Postexpositionsprophylaxe von Influenza, allerdings bereits bei Kleinkindern ab dem Alter von einem Jahr. Bei pandemischem Influenzageschehen darf Oseltamivir zur Postexpositionsprophylaxe sogar bei Unter-Einjährigen eingesetzt werden.

Roche und Shionogi

Baloxavir stammt nicht von Anfang an aus der Pipeline von Roche, entwickelt wurde es von Shionogi & Co., Ltd. und sodann in Zusammenarbeit mit Roche weiter erforscht. Roche besitzt die weltweiten Vermarktungsrechte, ausgenommen sind lediglich Japan und Taiwan, diese verbleiben exklusiv bei Shionogi. Dort, in Japan, wurde Baloxavir im Februar 2018 als erstes zugelassen. Es folgte wenige Monate später, im Oktober 2018, die Vereinigten Staaten von Amerika.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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