Nach COVID-19-Erkrankung: Myokarditis verursacht nur leichte Beschwerden
Professor Martin Halle berichtet, dass sich seine Ambulanz nun zunehmend mit Patienten füllt, die eine COVID-19-Infektion durchgemacht haben, sich im Anschluss jedoch nicht belastbar fühlen. Er ist ärztlicher Direktor des Zentrums für präventive und rehabilitative Sportmedizin im Klinikum rechts der Isar. Auch der Kardiologe Professor Carsten Tschöpe der Charité Berlin teilt seine Erfahrung. „Sie haben keine Gliederschmerzen mehr, merken aber, dass sie die Treppe nicht mehr hochkommen.“ Laut Tschöpe tritt die Myokarditis vor allem in der Post-COVID-19-Phase auf.
Die Mediziner sind sich einig, dass diese nicht dem klassischen Bild einer Myokarditis entspricht, wie sie beispielsweise durch Coxsackie-Viren ausgelöst wird. Stattdessen verursacht sie oft nur leichte Beschwerden. Damit gefährdet sie insbesondere Sportler. Denn eine unentdeckte Entzündung des Herzmuskels verursacht bis zu 8 Prozent der kardiovaskulären Todesfälle bei Athleten – Fälle, die eigentlich verhindert werden könnten.
Leider schließen ein unauffälliges Blutbild und EKG eine Myokarditis nicht aus. Diese ist nicht einfach zu diagnostizieren. High-sensitive Troponin-T, ein spezifischer Blutmarker für Herzschäden, ist beispielsweise nur bei etwa 5 Prozent der Betroffenen erhöht. Zahlreiche Patient:innen zeigen erst im Belastungs- oder Langzeit-EKG Auffälligkeiten. Für die weitere Diagnostik steht neben der Echokardiographie die MRT-Aufnahme zur Verfügung. Sie ist Goldstandard der nicht invasiven Diagnostik. Auch hier zeigt sich jedoch nicht das klassische Bild mit zum Beispiel Nekrose. Stattdessen treten nach COVID-19 häufig nur diskrete Veränderungen wie ein schwach ausgeprägtes Ödem oder leichte Entzündungszeichen auf, die gerade bei Profisportlern schwer zu befunden sind. In solchen Fällen lohnt es sich, eine zweite Meinung einzuholen.
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