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Sport nach COVID-19: Herz in Gefahr

Rosenheim - 29.01.2021, 10:45 Uhr

Befällt SARS-CoV-2 Myozyten, löst das Virus einen direkten myokardialen Schaden aus. (Foto: RFBSIP / stock.adobe.com)

Befällt SARS-CoV-2 Myozyten, löst das Virus einen direkten myokardialen Schaden aus. (Foto: RFBSIP / stock.adobe.com)


Ist eine subklinische Myokarditis ein Risikofaktor für plötzlichen Herztod?

Obwohl die Diagnose mittels MRT nach klaren Kriterien gestellt wird, diskutiert die Fachwelt heiß über die Relevanz und Beurteilung. Denn bis heute ist unklar, ob eine subklinische Myokarditis bei asymptomatischen Patienten einen Risikofaktor für den plötzlichen Herztod darstellt. Auch Langzeitfolgen können zum jetzigen Zeitpunkt nicht abgeschätzt werden, eine Prognose ist schwierig. Kardiologen tasten sich weltweit erst langsam an dieses neue Krankheitsbild heran. In der Regel folgt auf die Diagnose Myokarditis eine sechsmonatige strikte Sportpause. Danach empfiehlt sich eine erneute gründliche Untersuchung mit Labor, beispielsweise Langzeit- und Belastungs-EKG oder Bildgebung, um auf der sicheren Seite zu sein.

Studienlage sehr heterogen

Wie oft Schäden am Herz auftreten, ist unklar. Für Aufsehen sorgte eine viel diskutierte Studie der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Sie stellte mittels MRT bei 78 Prozent der Erkrankten eine Herzmuskelbeteiligung und bei 60 Prozent eine Entzündung fest. In diese Kohortenstudie wurden 100 Patient:innen mit durchgemachter COVID-19-Infektion eingeschlossen, von denen zuvor ein Drittel stationär behandelt wurde. Neuere Untersuchungen kommen auf deutlich niedrigere Zahlen. So wurde in einer Studie mit 26 mild- bis asymptomatischen Athlet:innen bei knapp 15 Prozent eine Myokarditis diagnostiziert. Diese waren jedoch allesamt EKG- und Troponin-unauffällig. Eine andere Veröffentlichung schloss 145 Wettkampf-College-Athleten nach ebenfalls asymptomatischer beziehungsweise mild verlaufener COVID-19-Infektion ein und konnte nur bei 1,5 Prozent eine Myokarditis nachweisen. Alles in allem ist die Studienlage also sehr heterogen. Grund hierfür ist sicherlich, dass das Krankheitsbild erst seit acht Monaten bekannt ist. Andererseits schließen die Studien vergleichsweise wenige und häufig hospitalisierte Patienten ein. Denkbar ist außerdem, dass gar eine andere Form der Myokarditis vorliegt – wie etwa als temporäres Phänomen, das womöglich wieder verschwindet. Kurzum: Es bleiben viele Fragen offen.



Anna Carolin Antropov, Apothekerin
redaktion@daz.online


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