Schnelltests für alle

Spahn: „Es müssen nicht alle Apotheken mitmachen“

Berlin - 17.02.2021, 13:15 Uhr

Jens Spahn geht davon aus, dass viele Apotheken Corona-Schnelltests anbieten wollen – verpflichtet sind sie dazu aber nicht. (Foto: IMAGO / IPON)

Jens Spahn geht davon aus, dass viele Apotheken Corona-Schnelltests anbieten wollen – verpflichtet sind sie dazu aber nicht. (Foto: IMAGO / IPON)


Das Testen bleibt ein wichtiges Instrument, um die Corona-Pandemie in den Griff zu bekommen. Da mittlerweile mehr Antigen-Schnelltests verfügbar sind als abgerufen werden, will Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sie nun auch breit nutzen: Ab 1. März soll sich jeder kostenlos testen lassen können – in Testzentren, Apotheken und Arztpraxen. Dass es am Anfang eine große Nachfrage geben wird, sei sicher zu erwarten. Daher sollten Terminsysteme genutzt werden.  

Am gestrigen Dienstag hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mit seinen Ideen zur Erweiterung der nationalen Teststrategie für Aufsehen gesorgt: Ab dem 1. März soll sich jeder Bürger und jede Bürgerin in den Testzentren des öffentlichen Gesundheitsdiensts, bei vom öffentlichen Gesundheitsdienst beauftragten Dritten – dies sind nach der Test-Verordnung Ärzt:innen, Zahnärzt:innen, ärztlich oder zahnärztlich geführte Einrichtungen, medizinische Labore und Apotheken – oder in Arztpraxen sowie in den von den Kassenärztlichen Vereinigungen betriebenen Testzentren kostenlos mit einem PoC-Antigen-Schnelltest auf das Coronavirus testen lassen können. In dem Papier, das der Minister dem „Corona-Kabinett“ vorgelegt hat, heißt es weiter, dass die Ärzte-, Apotheker- und Zahnärztekammern – soweit noch nicht geschehen – gehalten sind, entsprechende fachliche Empfehlungen für den Betrieb solcher Testzentren für ihre Mitglieder zu erarbeiten.

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Die Vergütung soll erfolgen, wie es die Test-Verordnung jetzt schon vorsieht: Sie liegt bei bis zu 9 Euro für die Beschaffungskosten sowie weiteren 9 Euro für die Testdurchführung samt Ausstellung eines Zeugnisses. Ist ein Schnelltest positiv, soll ein PCR-Test folgen – denn der ist auch laut Spahn nach wie vor der Goldstandard. Auch wer Symptome hat, soll einen PCR-Test vornehmen lassen.

Am heutigen Mittwoch erläuterte Spahn seine Pläne vor der Presse. Er verwies darauf, dass erst seit Ende September vergangenen Jahres PoC-Tests in ausreichender Zahl und ausreichender Qualität zur Verfügung gestanden haben, um sie zum Teil der Teststrategie werden zu lassen. Begonnen hatte man mit ihrem präventiven Einsatz in Heimen, es folgten nach und nach weitere Einrichtungen, zum Beispiel Schulen. Im Januar standen dann laut Spahn bereits mehr Tests zur Verfügung als abgerufen werden konnten. „Das macht es möglich, den nächsten Schritt zu gehen“, so der Minister.

Finanzminister zieht mit

Die Schnelltests sollen für die Bürger:innen kostenlos sein – bezahlen wird der Staat. Von einer Mengenbegrenzung ist derzeit keine Rede. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hat bereits zugesagt, die Finanzierung zu übernehmen. „Da gibt es meine volle Unterstützung, und wir werden das auch finanziell wuppen“, sagte Scholz. Spahn betonte, man habe hier ein gemeinsames Verständnis: Jede Investition ins Testen oder ins Impfen sei im Vergleich zu dem, was ein Lockdown koste, eine gute Investition.

Ist ein Nachfrage-Chaos zu befürchten?

Auch wenn Spahn nicht garantieren kann, dass jederzeit und an jedem Ort immer Schnelltests vorhanden seien – generell gebe es genügend, erklärte der Minister. Es seien Rahmenverträge über monatlich mindestens 50 bis 60 Millionen Tests geschlossen worden – und die Hersteller könnten noch mehr bieten.

Wie groß die Nachfrage tatsächlich sein wird, ob also Apotheken den großen Ansturm befürchten müssen, das lässt sich für Spahn schwer voraussagen. Es habe sich gezeigt, dass in den Bundesländern, in denen Lehrer:innen einmal pro Woche ein Schnelltest angeboten wird, nur bis zu 20 Prozent das Angebot regelmäßig nutzen. Wenn die Tests nun in die Breite gehen, sei zwar – ähnlich wie bei den Schutzmasken im Dezember – anfänglich mit einer vermehrten Nachfrage zu rechnen, wie das bei jedem neuen Angebot der Fall sei. Aber irgendwann müsse man eben anfangen. Dass es langfristig zu einem Chaos kommt, erwartet Spahn nicht: „Es ist ja nicht so angenehm, dass man das fünf Mal am Tag machen will.“ Außerdem setzt der Minister auf die schon bestehenden Terminvergabesysteme in den Testzentren und den von ihnen beauftragten Dritten – also auch den Apotheken. 

Spahn betonte auch, dass die Apotheken nur eine Option für das Schnelltestangebot seien. Sein Eindruck nach den ersten Rückmeldungen aus der Apothekerschaft sei, dass nicht alle Apotheken mitmachen werden – das müssten sie auch nicht. Allerdings hätten offenbar auch viele ein großes Interesse, zu unterstützen.



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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7 Kommentare

Erst impfen, dann testen

von Dr. Stephan Jacobi am 17.02.2021 um 18:40 Uhr

Ob testen oder nicht - das muß wohl jeder nach örtlichen und personellen Gegebenheiten selbst entscheiden.
Ab wenn man sich dafür bereit erklärt, würde ich eine Priorisierung bei der Impfung sehr begrüßen.

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Ich muss mir immer wieder verwundert die Augen reiben...

von Christiane Patzelt am 17.02.2021 um 15:28 Uhr

Wir haben Pandemie und die Apotheker heulen und jammern, anstatt mal den Bürzel hochzukriegen und mit anzupacken! Wollen wir denn ewig im Lockdown verharren? Mensch Leute, ihr seid mal mit einer Vorstellung in den Beruf gegangen, jetzt werden wir gefordert und alles, was ich höre ist "mi mi mi"! Was ist denn bloß mit euch los? Ich werde auf jeden Fall in beiden Apotheken testen, die Orga ist ja kein Hexenwerk und die Terminvergabe kann doch jedes Schulkind! Man muss sich halt mal kümmern...und statt Grippererkrankte zu behuddeln, ist es jetzt eben testen -- bildet euch fort auf semedi.de und fertig ist die Laube! Und nein, die Gefahr der Ansteckung ist mit PSA gering - der Patient kann ja auch im Auto bleiben und bekommt das Ergebnis per mail. Kommt in die Hufe, Leute! Jetzt!

» Auf diesen Kommentar antworten | 4 Antworten

AW: Ich muss mir immer wieder verwundert die

von Sabine Schneider am 17.02.2021 um 15:52 Uhr

Ja ich bin mal mit einer Vorstellung in den Beruf gegangen. Ich war voller Energie , bin es eigentlich auch noch. Ich bin aber nicht der Fussabtreter eines Herrn Spahn.

AW: Ich muss mir immer wieder verwundert die

von Anita Peter am 17.02.2021 um 19:06 Uhr

Sorry ungeimpft macht mein Team das nicht mit. Und ich mache es für 18 Euro nicht mit.

AW: Freut mich für Sie

von Stefan Haydn am 18.02.2021 um 8:32 Uhr

Führen sie die Abstriche selbst durch, oder deligieren sie?
Freut mich, wenn ihr Personal da mitzieht, aber meines verweigert ungeimpft (ich finde auch zurecht) die Abstrichentnahme.
Und alleine möchte ich dann ehrlich gesagt auch nicht alles stemmen.

AW: Ich muss mir immer wieder verwundert die

von Anja Belling am 21.02.2021 um 13:07 Uhr

Also- ich bin angestellte Apothekerin. Prinzipiell finde ich es gut, wenn das Testen auch in den Apotheken möglich ist, aber nicht um jeden Preis als blinder Gehorsam Jens Spahns und nur unter folgenden Bedingungen:
-Das Personal dieser Apotheke muss zuerst geimpft werden (schließlich ist das Personal in Testzentren als auch in Impfzentren auch in Gruppe 1 und wir sind beim Testen wohl auch nicht weniger gefährdet!
- die Bezahlung sollte für die gleiche Leistung gleich sein wie bei den Ärzten
- es ist mit dem in der letzten Zeit zusammengesparten geringen Personal in der Apotheke überhaupt möglich, ohne dass die anderen Mitarbeiter neben ffp2- Maskenausgabe etc. komplett durchdrehen...
- es zum Schutz des Personals und der anderen Kundschaft entsprechende Räumlichkeiten bzw. Testzelte ( hier dann evtl. mit Zuschüssen) und gestellte Schutzkleidung gibt.

Wer

von Karl Friedrich Müller am 17.02.2021 um 14:09 Uhr

Soll denn nun testen? Mal so gefragt?
Testzentren? Wurden die nicht fast alle abgebaut?
Ärzte? Entweder machen die es schon, halt nicht „umsonst“. Ob die mit dem Salär von Spahn zufrieden sind?
Apotheken? Ein paar bestimmt. Viele können oder wollen nicht. Und nun kommt auch noch die Apothekenaufsicht und will kontrollieren und Vorschriften machen. Das motiviert noch richtig ( um es bleiben zu lassen) Man kann alles tot bürokratisieren
Hilfe
Ach, unsere neue Spitze findet es toll, dass sich so viele Apothekenmitarbeiter und Bosse impfen lassen wollen.
Geschwätz, einfach überflüssiges Geschwätz.
Unsere Standesvertretung wird immer weniger

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