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TI 2.0 der Gematik
Gesellschafter protestieren gegen Whitepaper-Veröffentlichung
Gematik informiert Gesellschafter mit vier Tagen Verspätung
Aus einem internen Mailverkehr, der DAZ.online vorliegt, geht hervor, dass die Gematik ihre Gesellschafter erst mit vier Tagen Verspätung über die Pressemitteilung informierte. Grund dafür sei ein „leichtes Update unseres Verteilers“ gewesen. „Daher möchten wir sie Ihnen heute nachträglich per E-Mail zukommen lassen. Gegebenenfalls haben Sie die News auch schon über unseren RSS-Feed auf der Webseite und/oder unserem Twitter-/LinkedIn-Account verfolgt gehabt. Wir bitten, das Versehen zu entschuldigen; bei künftigen Veröffentlichungen werden Sie selbstverständlich wieder direkt beschickt.“
Gematik handelt nicht entgegen der Beschlüsse
Unterdessen hat Gematik-Chef Leyk Dieken die Vorwürfe der Gesellschafter „entschieden“ zurückgewiesen. „Die Geschäftsführung der Gematik wird bei keinem Gegenstand jemals gegen Beschlüsse der Gesellschafter handeln“, erklärte er in einem Antwortschreiben. Das Whitepaper sei keineswegs als finales Konzept zu lesen, sondern ein „Diskussionspapier, welches insbesondere im Hinblick auf die geforderte Machbarkeitsstudie, den Dialog mit vielen Beteiligten im Gesundheitswesen benötigt, um entsprechend allfällig notwendige Adaptionen vorzunehmen, die eine realistische Umsetzung erst ermöglichen“. Die Gesellschafter würden dabei in Workshops, TI-Ausschuss und Gesellschafterversammlung weit intensiver einbezogen als die externen Partner.
Gematik-Chef spielt den Ball zurück
Weiter schreibt der Gematik-Chef: „Das Spannungsfeld, in dem wir uns gemeinsam befinden, ist gekennzeichnet sowohl durch die Nachfragen, die Sie zitieren, wie auch durch die immer lauter werdende Kritik an der nicht mehr zeitgemäßen TI. So darf von uns gemeinsam nicht übersehen werden, dass die derzeitige Struktur auch aus den Reihen der Leistungserbringer immer wieder Kritik erfährt.“ Gemeinsam verabschiedete Produkte wie die ePA würden selbst von den Mitgestaltern öffentlich in Misskredit gebracht und als „Aldi-Tüte des Versicherten“ oder „Scheinriese“ bezeichnet, so Leyk Diekens Seitenhieb auf KBV-Vize Stephan Hofmeister. Er hatte den Umsetzungsstand der ePA kürzlich in einer Pressekonferenz kritisiert.
„Eine solche Distanzierung von gemeinsam in der Spezifikation beschlossenen Produkten ist nicht ideal zur Überzeugung unserer Nutzer und widerspricht unserer gemeinsamen Verantwortung“, so Leyck Dieken. Er bittet alle Gesellschafter, „auf dieses Konzept zuzugehen und es erst an den Stellen zu verändern, wo man Besseres einbringt. Das Whitepaper gibt uns gemeinsam Anlass, endlich die lang erwartete Modernisierung der TI am Horizont erkennbar zu machen und auf dem Weg dorthin in den konkreten Ausgestaltungen gemeinsam zu entwerfen. Ich bedaure, dass dieser Schritt zu Irritationen führte, zu dem wir angesichts der Lage eher Zuspruch erwartet hätten. Zu weiteren Gesprächen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.“
BMG hält sich bedeckt
Auf Nachfrage von DAZ.online hält sich das Bundesgesundheitsministerium, mit 51 Prozent der größte Gematik-Gesellschafter, bedeckt. Das Ministerium „begrüßt einen sachlichen Diskurs über die Neuausrichtung der Telematik-Infrastruktur. Dafür bietet das Whitepaper die Grundlage. Zu weiteren Details wenden Sie sich bitte an die Gematik“, hieß es am gestrigen Mittwoch aus der Pressestelle. Die Frage, wie die Streitparteien zu einem konstruktiven Miteinander zurückkehren können, bleibt unbeantwortet.
Auch der Deutsche Apothekerverband äußert sich nicht näher. Schriftlich teilt er mit: Aus Sicht des DAV ist dem Schreiben der Gesellschafter vom 11. Februar 2021 derzeit nichts hinzufügen. „Die nächste Gematik-Gesellschafterversammlung wird sich sicherlich weiter damit befassen.“ Von der Gematik heißt es auf DAZ-Nachfrage: „Wünschenswert wären aus unserer Sicht mehr inhaltliche Diskussionen über die Neuausrichtung der TI.“ Mit den Gesellschaftern wolle man auch in Zukunft „gut und konstruktiv zusammenarbeiten“.
1 Kommentar
Gematik
von Stephan Garrecht am 19.02.2021 um 17:33 Uhr
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