Keine Wahl bei Grippeimpfung für Ältere

Aufgepasst: Krankenkassen erstatten für Senioren nur noch Efluelda

Stuttgart - 23.02.2021, 07:00 Uhr

Sollte aus irgendeinem Grund Efluelda nicht verfügbar sein, dürfen Menschen ab einem Alter von 60 Jahren nicht einfach alternativ mit einem standarddosierten Grippeimpfstoff geimpft werden. (s / Foto: IMAGO / Fotostand)

Sollte aus irgendeinem Grund Efluelda nicht verfügbar sein, dürfen Menschen ab einem Alter von 60 Jahren nicht einfach alternativ mit einem standarddosierten Grippeimpfstoff geimpft werden. (s / Foto: IMAGO / Fotostand)


Ältere ab 60 Jahren sollen künftig mit dem Hochdosisgrippeimpfstoff Efluelda geimpft werden – sollen, dürfen oder müssen? Was ist, wenn Efluelda nicht lieferbar ist – erhalten Senior:innen dann einen standarddosierten Grippeimpfstoff? Oder erstatten die Krankenkassen diesen nun nicht mehr? DAZ.online hat recherchiert und mit dem GKV-Spitzenverband gesprochen. So viel vorab: Die Praxen müssen bei ihren Vorbestellungen Efluelda wohl durchaus berücksichtigen.

Ab der kommenden Grippesaison 2021/22 sollen alle Älteren ab 60 Jahren mit einem Hochdosisgrippeimpfstoff vor Influenza geschützt werden – Sanofi erhielt am 22. Februar 2021 die Indikationserweiterung für die einzige Vakzine Efluelda® von 65 Jahre auf 60 Jahre. Die STIKO empfahl es im November 2020, der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) änderte die Schutzimpfungs-Richtlinie im Januar 2021 und das Bundesministerium für Gesundheit muss das Ganze nun noch absegnen. Doch wie geht es dann weiter – dürfen Ärzt:innen bei Älteren ausschließlich diesen Impfstoff verimpfen? Was, wenn Efluelda nicht lieferbar ist? Erhalten Senior:innen dann einen standarddosierten Grippeimpfstoff – oder erstatten die Krankenkassen sodann gar keinen? DAZ.online hat beim GKV-Spitzenverband und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) nachgehakt.

Mehr zum Thema

„Ärzte dürfen nur noch diesen Impfstoff verimpfen“, erklärt der GKV-Spitzenverband auf Anfrage. Andere Impfstoffe – standarddosierte wie Influsplit® Tetra, Flucelvax® Tetra oder Vaxigrip® Tetra – dürfen nur bei jüngeren Versicherten mit Vorerkrankungen verabreicht werden, also im Rahmen von Indikationsimpfungen, so der Spitzenverband. Diese Aussage belegt er mit dem G-BA-Beschluss.

Konventionelle Grippeimpfstoffe dürfen nicht geimpft werden

So formuliert der G-BA in den Tragenden Gründen seines Beschlusses: „Da die STIKO in ihrer Bewertung insgesamt zu der Einschätzung gelangt, dass Hochdosis-Grippeimpfstoffe einen besseren Schutz vor einer Influenzaerkrankung bieten als andere inaktivierte quadrivalente Influenza-Impfstoffe und somit nach Auffassung der STIKO in Bezug auf das Impfziel generell vorzuziehen sind, bleibt grundsätzlich kein Raum für eine Anwendung ,konventioneller‘ inaktivierter quadrivalenter Influenza-Impfstoffe innerhalb der GKV“.

Für die Erstattung dürfte das bedeuten, dass standarddosierte Influenzaimpfstoffe mit Inkrafttreten der neuen Schutzimpfungs-Richtlinie am 1. April 2021 sodann für Ältere ab 65 beziehungsweise 60 Jahren auch nicht mehr von der GKV erstattet werden. Doch was passiert eigentlich, wenn manche Senior:innen keinen Hochdosisimpfstoff wünschen oder Sanofi Pasteur Efluelda® nicht in benötigtem Umfang liefern kann? Derzeit leben etwa 23 Millionen Menschen in Deutschland, die 60 Jahre alt oder älter sind. Will man das Impfziel einer 75-Prozentigen Durchimpfung erreichen, müssten im nächsten Winter 17,3 Millionen Senior:innen gegen Grippe geimpft werden – und zwar mit Efluelda®.

Besser gar nicht geimpft als mit standarddosierter Grippeimpfung?

Doch auch bei Nichtverfügbarkeit gibt es keinen Spielraum: Die STIKO sehe den relevanten Vorteil einzig für den Hochdosisimpfstoff. „Es ist den Versicherten grundsätzlich nicht zuzumuten, auf eine im Vergleich unterlegene Leistung verwiesen zu werden“, zitiert der GKV-Spitzenverband den G-BA-Beschluss. Somit könne die Frage der Lieferunfähigkeit seitens Sanofi Pasteur „prospektiv nicht beantwortet werden“. Es sei unklar, ob bei einer Lieferunfähigkeit von Sanofi überhaupt Impfstoffe anderer Anbieter zur Verfügung stünden, zudem sei „ein Ausweichen auf eine unterlegene und damit nicht zweckmäßige Leistung innerhalb der Systematik des Sozialgesetzbuchs nicht umsetzbar“, erklärt der GKV-Spitzenverband. 

Das sieht auch die KBV so: „Die Schutzimpfungs-Richtlinie (SI-RL) regelt den Anspruch der in der GKV Versicherten auf Schutzimpfungen. Für ältere Personen (ab 60 Jahre bei entsprechender Zulassungserweiterung des bislang nur ab 65 Jahre zugelassenen Impfstoffes) wird der Hochdosis-Impfstoff explizit benannt und ist deshalb vom Vertragsarzt einzusetzen. Für andere Impfstoffe besteht damit in der Personengruppe kein Leistungsanspruch gegenüber der GKV.“

Das heißt im Klartext: Gibt es nicht ausreichend Efluelda®, so werden ab 60-Jährige gar nicht gegen Grippe geimpft, bevor sie eine unterlegene und nicht zweckmäßige Impfung – mit der standarddosierten Vakzine, die sie die letzten Jahre stets erhalten haben – bekommen.

Vorbestellungen helfen bei Planung und Verfügbarkeit

Diese Regelung hat Konsequenzen, so können Ärzte bei Nichtverfügbarkeit von Hochdosisimpfstoffen nicht einfach auf standarddosierte ausweichen. Heißt: Eine ausreichende Vorbestellung an Elfuelda® für mindestens 65-Jährige sollte berücksichtigt werden. In Gesprächen mit Sanofi-Pasteur, dem Hersteller von Efluelda®, erfuhr DAZ.online, dass die Vorbestellungen zu Efluelda® eher schleppend sind. Die Frist zum Vorbestellen endet Ende Februar. Zwar berücksichtige man auch demografische Daten zur Produktionsplanung, doch seien die ärztlichen und apothekerlichen Vorbestellungen die Grundlage für die Bedarfsermittlung. Hinzu komme ein zusätzlicher Zuschlag. Dieser lag im vergangenen Jahr bei 30 Prozent. Bereits im vergangenen Jahr hat Sanofi eigenen Angaben zufolge 250 Millionen Grippeimpfdosen weltweit produziert, was 50 Millionen mehr waren als in den Jahren zuvor. Sanofi wolle auch für die kommende Grippesaison eine ausreichende Versorgung sichern, erklärt eine Sprecherin des Unternehmens gegenüber DAZ.online.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


21 Kommentare

Impfungen

von Ralf Leschniewski am 24.02.2021 um 17:37 Uhr

Es wird Zeit auch mal auf die Straße zu gehen! In anderen Ländern wird auch mal gegen Entscheidungen von wenigen, die uns vertreten sollen mal zu demonstrieren. Wir sind das Volk und die Vertreter sollten zu unserem Wohl handeln. Deutschland hat für alles Geld, nur nicht für ihr eigenes Volk.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Impfungen

von Leuchtmann am 24.02.2021 um 19:54 Uhr

Nee, wir sind nicht das Volk.. da der Osten gemeinsame Sache mit Rechtsradikalen und Covidioten macht möchte das auch niemand sein.

Grippeimpfung

von Ingold Berheine am 24.02.2021 um 6:33 Uhr

Kann man sich als über 60 jähriger dann wenigsten auf eigene Kosten mit dem Standardimpfstoff behandeln lassen?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Impfungen

von Horst Hohn am 23.02.2021 um 17:21 Uhr

Unser Gesundheitsminister weiß nicht mehr was er tut. Nach der Covid-Impfstoff-Pleite jetzt die nächste mit Grippeimpfstoff. Heute mussten auch noch die kostenlosen Tests ab 1. März abgesagt werden. Es wird höchste Zeit für einen fähigen Nachfolger dieses nur noch Abziehbild eines Ministers

» Auf diesen Kommentar antworten | 3 Antworten

AW: Impfungen

von Ute am 23.02.2021 um 19:15 Uhr

Er ist von Haus aus Bankangestellter. Das mit der Medizin lernt er noch.

AW: Impfungen

von Iris Westenrieder am 24.02.2021 um 4:23 Uhr

Mit Blick auf Israel wurde hier geschlafen
Leider wird man das Gefühl nicht los veräppelt zu werden mit Blick auf die EU.
Wieso schafft es Deutschland nicht, endlich für ein Impfkonzept zu sorgen damit sich die Wirtschaft wieder erholen kann wie eben in Israel. Sind wir ein Entwicklungsland geworden dank dem Herrn Span....

AW: Impfungen

von Klaus Schawer am 24.02.2021 um 5:40 Uhr

Gib den Herrn ein Amt und er verliert den Verstand. Vielleicht sollte man vor Inbetriebnahme des Mundwerks erst einmal das Gehirn einschalten. Normale Bürger werden für jede Kleinigkeit bestraft unsere gewählten Volksvertreter können machen was sie wollen. BRD, was ist aus dir geworden.

Grippeimpfstoff-Vorbestellung

von Stephan Garrecht am 23.02.2021 um 15:29 Uhr


Das heist doch eigentlich ganz klar:
Herr Spahn die Bundesreserve in Efluelda-Dosen bestellen!
Sonst gibts vor lauter Covid 19 im Herbst keine
Grippeschutzimpfung

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Grippeschutzimpfung

von Rodiger am 23.02.2021 um 14:28 Uhr

Welchen Impfstoff erhalten Privatversicherte ,wird wieder ein Unterschied zwischen gesetzlich und privat Versicherten gemacht.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Grippeschutzimpfung

von Cordula am 23.02.2021 um 22:00 Uhr

 Text oben: "Für andere Impfstoffe besteht damit in der Personengruppe kein Leistungsanspruch gegenüber der GKV.“ Also haben privat Versicherte die Möglichkeit einen anderen Impfstoff zu wählen.

Grippeschutzimpfung

von Andrea Velten am 23.02.2021 um 14:02 Uhr

Es ist mal wieder grandios das ein Sesselwärmer mir erzählen will mit was ich geimpft werden muss! WAS zur Hölle bilden sich diese Nasen denn eigentlich ein wer sie sind und was sie zu melden haben!? Mit Verlaub ICH entscheide was für mich das richtige ist und sonst NIEMAND!

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Grippeschutzimpfung

von Anja am 23.02.2021 um 15:16 Uhr

Ja genauso habe ich auch getönt, bis es mich dann vor drei Jahren erwischt hat!
Influenza schwerer Verlauf ,12 Tage künstl.Koma
Und im Anschluss COPD! ICH kämpfe heute noch mit den Folgen , und denke hätte ich mal den einen pieks und mein Leben wäre das Alte! Ich kann es nur jedem ans Herz legen : LASST EUCH IMPFEN!!!!

Vorbestellung? Pech gehabt.

von Kleiner Apotheker am 23.02.2021 um 10:24 Uhr

Die Strategie, nur das Beste oder gar nicht impfen, ab vielleicht 60 oder 65, sonst wird nicht bezahlt, klingt nicht nach Versorgungssicherheit.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Vorbestellung? Pech gehabt

von Karl am 23.02.2021 um 19:22 Uhr

Das ist doch wohl in grossem Maß Unsinn, denn welcher Patient kennt sich besser aus als der Hausarzt????? Oder sind Sie Arzt/Ärztin????

Zulassung unklar

von Thomas Olejnik am 23.02.2021 um 9:23 Uhr

Ein Problem ist ja auch, dass wir nicht wissen ob Efluelda die Zulassung ab 60 Jahre erhalten wird. Wie sollen wir in der Vorbestellung mit den Patienten zwischen 60 und 65 umgehen?
Aktuell planen meine Ärzte nur ab 65 mit Efluelda.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Zulassung unklar

von Markt-Apotheke am 23.02.2021 um 15:23 Uhr

Laut Sanofi liegt die Zulassung ab 60 seit gestern vor.

Zu Ende denken

von Carsten am 23.02.2021 um 8:55 Uhr

Wenn man den Gedanken weiter führt, dann würden bei einem Teil- oder Totalausfall von Sanofis Produkt also nur die Gruppe der unter 60-jährigen und maximal ein Teil der über 60-jährigen geimpft. Nach welchem Schema verfahren wir dann? Wie bei Corona? Erst die Alten?

Die anderen über 60-jährigen würde man dann dem Gott des Kapitals opfern .... Entlastet ja immerhin die arg strapazierte Rentenkasse.

Wer denkt sich sowas aus? Was sitzen da für Menschen im GKV-Spitzenverband?

Herr lass Hirn oder Stein vom Himmel regnen ... hauptsache Kopftreffer.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Zu Ende denken

von Michael Mischer am 23.02.2021 um 9:07 Uhr

Diejenigen, die jetzt laut rufen, dass Senioren mit laut STIKO unterlegenen Standarddosisimpfstoffen geimpft werden sollen, sind hoffentlich nicht diejenigen, die an anderer Stelle auf die Impfung mit Biontech/Pfizer oder Moderna bestehen, und nicht mit dem als unterlegen wahrgenommenen AstraZeneca Impfstoff.

Die STIKO hat im Brustton der Überzeugung darauf hingewiesen, dass der Hochdosisimpfstoff das Maß aller Dinge ist. Soll man da den Senioren sage: Die STIKO hat zwar recht, aber den guten Impfstoff bekommen nur die ersten 3 Millionen. Den Aufschrei hätte ich hören wollen.

Vielleicht rettet uns, dass fast alle anderen Ländern Efluelda nicht diesen Sonderstatus gegeben haben!

gehts noch komplizierter?

von Karl Friedrich Müller am 23.02.2021 um 8:35 Uhr

Die Vorbestellungen für die Saison 21/22 laufen seit November 20. Bisher sind bei uns keine Efluelda dabei?
Was mache ich jetzt? Alles stornieren?
Das ist garantiert die letzte Grippesaison, die ich mitgemacht habe. Ich bestelle nichts mehr. Das ist nun doch viel zu risikoreich geworden. Wenn ich nichts absage, habe ich evtl 1000de € Verlust, sage ich ab, sind die Ärzte stinkig?
Ihr spinnt doch alle.
Bestimmen wollen, aber nichts, aber auch gar nichts auf die Reihe bekommen. Angefangen im BMG bis zu den Behörden und KK.

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: gehts noch komplizierter

von Roland Mückschel am 23.02.2021 um 10:56 Uhr

Herr Müller, lassen Sie die Ärzte halt stinkig sein.
Sie bekommen doch was sie vorbestellen.

AW: gehts noch komplizierter

von Dr. Ralf Schabik am 24.02.2021 um 8:57 Uhr

@ KFMüller: Sie haben es präzise auf den Punkt gebracht. Es gibt nur Verlierer. Die Impfstoff-Verantwortlichen in den Praxen und in den Apotheken sind die Allerärmsten ..., denn es ist ja nicht nur der Switch im Vorbestell-Roulette kurz vor Meldeschluss, sondern kein Mensch weiß, wie viele Menschen sich 21/22 werden impfen lassen wollen, nachdem ja die Saison 20/21 nahezu komplett ausgefallen ist - warum auch immer.
Ihr letzter Satz muss besonders hervorgehoben werden: Ministerien - Behörden - Verwaltungsbürokraten haben schon seit jeher nix auf die Reihe bekommen, aber seit Beginn der Pandemie ist das in besonderem Maße ersichtlich geworden. Man schimpft immer auf "Politiker". Spahn ist Bankkaufmann - der kann "es" nicht. Aber KEIN Minister kann sein Ministerium voll umfänglich fachlich beherrschen - das konnte auch die Ärztin Huml in Bayern nicht. Ausdrücklich KEIN Vorwurf ! Ein Admiral wäre kein "geborener" Verteidigungsminister, denn er kennt die Details der Luftwaffe nicht. Führungsstärke und Organisationsgeschick ist gefragt, und wichtig sind gute Leute in den Fachebenen, DA aber herrscht seit Jahren ein indiskutabler Zustand, der jetzt zu unabsehbaren Folgen führt. Vor allem die Bundesbehörden in der Zuständigkeit der Ministerien haben kläglich versagt und tun dies Tag für Tag weiterhin. Es ist hoffnungslos ...

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.