Charge ABV5300

Manche EU-Länder pausieren die Corona-Impfung mit AstraZeneca

Stuttgart - 11.03.2021, 15:15 Uhr

Deutschland wurde offenbar nicht mit der besagten Charge ABV5300 des COVID-19-Impfstoffs von AstraZeneca beliefert. (Foto: IMAGO / Nicolaj Zownir)

Deutschland wurde offenbar nicht mit der besagten Charge ABV5300 des COVID-19-Impfstoffs von AstraZeneca beliefert. (Foto: IMAGO / Nicolaj Zownir)


Die europäische Arzneimittelbehörde EMA hat am vergangenen Mittwoch bekannt gegeben, dass im Zusammenhang mit einer Charge des COVID-19-Impfstoffs von AstraZeneca das Auftreten von thromboembolischen Ereignissen untersucht wird. Die Charge ABV5300 wurde an 17 EU-Länder geliefert, wovon manche – beispielsweise Dänemark – den Einsatz des Impfstoffs nun pausiert haben. Doch zumindest für Österreich gibt der Pharmakovigilanzausschuss der EMA schon eine vorläufige Entwarnung, Untersuchungen laufen aber noch.

In Dänemark wird vorübergehend niemand mehr mit dem Corona-Impfstoff des britisch-schwedischen Unternehmens AstraZeneca geimpft, das berichtet die Deutsche Presse-Agentur dpa am heutigen Donnerstag. Grund dafür seien Berichte über schwere Fälle von Blutgerinnseln bei Personen, die mit AstraZeneca gegen COVID-19 geimpft worden seien. Das habe die dänische Gesundheitsverwaltung am Donnerstag mitgeteilt. Die europäischen Arzneimittelbehörden hätten vor dem Hintergrund eine Untersuchung des Impfstoffes eingeleitet. Ein Bericht beziehe sich auf einen Todesfall in Dänemark. Man könne jedoch zu diesem Zeitpunkt noch nicht feststellen, ob ein Zusammenhang zwischen der Vakzine und den Blutgerinnseln bestehe.

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Regierungschefin Mette Frederiksen bestätigte Reportern vor einem Krankenhaus im dänischen Herlev, dass die Verabreichung des AstraZeneca-Impfstoffes unterbrochen werde. Dies sei ärgerlich, da man stark davon abhängig sei, dass alle geimpft würden. Gesundheitsminister Magnus Heunicke sprach ebenso wie die Gesundheitsverwaltung von einer Vorsichtsmaßnahme. Die Vorfälle sollten gründlich untersucht werden, schrieb er auf Twitter. Der Stopp soll nun zunächst 14 Tage dauern, danach werde geschaut, wie es weitergeht. Es sei wichtig, zu unterstreichen, dass man den AstraZeneca-Impfstoff nicht ablehne, sondern die Verabreichung aussetze. Es sei gut dokumentiert, dass das Mittel sowohl sicher als auch effektiv sei. Man müsse jedoch auf Berichte zu möglichen ernsthaften Nebenwirkungen reagieren.

Entwarnung für Österreich?

Das österreichsiche Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) hatte bereits am 7. März über „Zwischenfälle nach Impfung mit COVID-19-Impfstoff von AstraZeneca“ berichtet. Dem BASG „liegen zwei Meldungen in zeitlichem Zusammenhang mit einer Impfung aus derselben Charge (ABV 5300) des AstraZeneca-Impfstoffes im LK Zwettl vor: Eine Frau (49 J) ist in Folge schwerer Gerinnungsstörungen gestorben, eine weitere Frau (35 J), die eine Lungenembolie entwickelt hat, ist am Weg der Besserung“, hieß es. Insbesondere thrombotische Ereignisse würden aber nicht zu den bekannten oder typischen Nebenwirkungen des betreffenden Impfstoffes zählen.

Das hat die Europäische Arzneimittelbehörde sodann am 10. März bereits vorläufig bestätigt. Nach einer vorläufigen Einschätzung des Pharmakovigilanzausschusses PRAC scheint es kein spezifisches Problem mit der genannten Charge ABV5300 des AstraZeneca-Impfstoffs in Österreich zu geben. Allerdings hat man nach Angaben der EMA auch in Österreich das Impfen mit der AstraZeneca-Charge ausgesetzt. Die 35-jährige Frau mit der Lungenembolie erhole sich zwar, bis zum 9. März seien aber zwei weitere thromboembolische Ereignisse für die Charge gemeldet worden.

Charge ABV5300 wurde an 17 EU-Länder ausgeliefert

Die Charge ABV5300 wurde an 17 EU-Länder ausgeliefert: Österreich, Bulgarien, Zypern, Dänemark, Estland, Frankreich, Griechenland, Island, Irland, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, die Niederlande, Polen, Spanien und Schweden. Es geht insgesamt um 1 Million Dosen des Impfstoffs. Estland, Litauen, Luxemburg und Lettland haben nach Angaben der EMA vom 10. März die Impfung ebenfalls vorsichtshalber pausiert. Eine umfassende Untersuchung laufe noch.

Insgesamt 22 Fälle, Qualitätsmangel unwahrscheinlich

Obwohl ein Qualitätsmangel zum jetzigen Zeitpunkt als unwahrscheinlich angesehen wird, heißt es, werde die Qualität der Charge untersucht. „Es gibt derzeit keinen Hinweis darauf, dass die Impfung diese Erkrankungen verursacht hat, die bei diesem Impfstoff nicht als Nebenwirkungen aufgeführt sind“, so die EMA. Der PRAC untersuche nun die mit der Charge gemeldeten Fälle sowie alle anderen Fälle von thromboembolischen Ereignissen und anderen Erkrankungen im Zusammenhang mit Blutgerinnseln, die nach der Impfung gemeldet wurden.

Nicht mehr thromboembolische Ereignisse als in der Allgemeinbevölkerung

Die bisher vorliegenden Informationen deuteten darauf hin, dass die Zahl der thromboembolischen Ereignisse bei geimpften Personen nicht höher ist als in der Allgemeinbevölkerung. Bis zum 9. März 2021 wurden 22 Fälle von thromboembolischen Ereignissen unter den 3 Millionen mit COVID-19-Impfstoff von AstraZeneca geimpften Personen im Europäischen Wirtschaftsraum gemeldet, erklärt die EMA. Sobald es neue Erkenntnisse gibt, sollen diese mitgeteilt werden.

AstraZeneca gab sich laut dpa zunächst zurückhaltend. Man sei sich der dänischen Entscheidung bewusst, sagte ein Sprecher des britisch-schwedischen Pharmakonzerns. „Die Sicherheit des Impfstoffs ist in klinischen Phase-III-Studien ausführlich untersucht worden, und die von Experten begutachteten Daten bestätigen, dass der Impfstoff generell gut verträglich ist“, hieß es auf Anfrage.



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