Impfstopp für AstraZeneca

Ullmann (FDP): Ärzte und Apotheker müssen schneller informiert werden

Berlin - 17.03.2021, 17:50 Uhr

Der FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann hat für die aus seiner Sicht mangelnde Transparenz in Sachen AstraZeneca kein Verständnis. (Foto: IMAGO / Future Image)

Der FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann hat für die aus seiner Sicht mangelnde Transparenz in Sachen AstraZeneca kein Verständnis. (Foto: IMAGO / Future Image)


Ein Chargenproblem? Wohl eher nicht

Als fachlichen Beistand hatte Spahn den Präsidenten des Paul-Ehrlich-Instituts, Professor Klaus Cichutek, geladen. Cichutek berichtete, dass inzwischen noch ein achter Fall bekannt geworden sei, in dem eine Person wenige Tage nach der Impfung mit der AstraZeneca-Vakzine eine Hirnvenenthrombose erlitten hatte. Drei der Betroffenen seien verstorben. Unter den acht Personen seien sechs Frauen im Alter zwischen 20 und 50 Jahren. Eine von ihnen habe die Pille genommen, drei weitere wiesen den Angaben zufolge bereits im Vorfeld ein erhöhtes Thromboserisiko auf. Zu den Vorfällen sei es jeweils vier bis 16 Tage nach der Impfung mit dem Präparat von AstraZeneca gekommen – ob es sich dabei um Erst- oder Zweitimpfungen gehandelt habe, ist Ullmann zufolge nicht beantwortet worden.

Wie der FDP-Abgeordnete berichtet, sprach Cichutek auch an, dass in Norwegen ähnliche Vorkommnisse registriert worden seien, in anderen Ländern wie Spanien und Österreich habe es jedoch keine vergleichbaren Hinweise gegeben. Der Verdacht, es könne sich möglicherweise um ein Chargenproblem handeln, hat sich offenbar nicht erhärtet: Ullmann zufolge sagte der PEI-Präsident vor dem Ausschuss, die acht Betroffenen hätten Impfstoffe aus verschiedenen Chargen erhalten.

Am morgigen Donnerstag wird die Europäische Arzneimittelagentur EMA voraussichtlich die Weichen stellen, wie es im Fall AstraZeneca weitergeht. Dann wird das Pharmacovigilance Risk Assessment Committee (PRAC) der Behörde sich dazu äußern. Während Spahns Pressesprecher heute in Berlin vor Journalisten sagte, das Urteil der EMA werde als bindend für Deutschland angesehen und die Bundesrepublik werde dem folgen, betonte Spahn selbst offenbar nur kurze Zeit später vor dem Gesundheitsausschuss, die Verantwortung liege eindeutig bei den Nationalstaaten.

Fest steht: Sollte die EMA die Zulassung der AstraZeneca-Impfung ruhen lassen, bliebe Deutschland praktisch kein Spielraum. Denn auch hierzulande hängt der Marktzugang der Vakzine an der Zulassung auf europäischer Ebene. Ullmann hält dies jedoch für unwahrscheinlich. Gegenüber DAZ.online sagte er, er gehe davon aus, dass das Präparat mit einem Warnhinweis versehen werden wird und Impfwillige künftig entsprechend beraten werden müssen.



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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