Kritische Analyse

Was lief schief in der Grippeimpfsaison 2020/2021?

Stuttgart - 25.03.2021, 07:00 Uhr

Viele Grippeimpfstoffdosen liegen noch immer in den Kühlschränken der Apotheken. Ihnen droht der Verfall – und den Betrieben herbe wirtschaftliche Verluste. (Foto: IMAGO / Ukrinform)

Viele Grippeimpfstoffdosen liegen noch immer in den Kühlschränken der Apotheken. Ihnen droht der Verfall – und den Betrieben herbe wirtschaftliche Verluste. (Foto: IMAGO / Ukrinform)


Apotheken drohen herbe Verluste

Doch eine ähnliche Regelung fehlt auf Ebene der Apotheken. Und diese sitzen aktuell auf schätzungsweise zwei Millionen Impfstoffdosen. Das wirtschaftliche Fiasko ist dabei bemerkenswert: Angenommen, eine Apotheke hat 1.000 Grippeimpfdosen geordert, so beträgt ihr Wareneinsatz ca. 10.000 Euro. Setzt sie davon 900 Impfdosen ab, beträgt ihr Rohgewinn im Idealfall 900 Euro. Sie hätte aber bei Nichterstattung von 100 Impfdosen allein einen Warenwertverlust von 1.000 Euro.

ABDA und Phagro legen Konzept vor

Für eine Sonderlösung im Corona-Jahr machen sich aktuell die ABDA und der Verband des pharmazeutischen Großhandels (Phagro) stark. Sie haben ein entsprechendes Konzept erarbeitet, das dem Bundes­gesundheitsministerium nun zur Entscheidung vorliegt. Demnach soll eine Kostenerstattung für die Apotheken darüber eingeleitet werden, in dem die übriggebliebenen Grippeimpfdosen aus der Reserve des Bundes rückgeführt werden.

Doch das logistische Problem und das wirtschaftliche Risiko rund um die Grippeimpfung sind ein immer wiederkehrendes Diskussionsthema unter Apothekern. Die individuelle Betroffenheit ist unterschiedlich und zum Teil regional bedingt. Es mangelt an einer bundeseinheitlichen Strategie. Dabei existieren konkrete Vorschläge und Visionen für den Markt. Dr. Thomas Friedrich, Geschäftsführer des Apothekerverbands Schleswig-Holstein und des Hamburger Apothekervereins, hat diese in einer ausführlichen kritischen Analyse zusammengefasst. Lesen Sie hier mehr.



Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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1 Kommentar

Grippeimpfsaison 20/21

von Gregor Huesmann am 25.03.2021 um 10:18 Uhr

Hier sieht man wieder die verhängnisvollen Folgen der Planwirtschaft. Das Beste: Den schwarzen Peter haben die Patienten, die evtl. nicht geimpft werden und Ärzte und Apotheker, die auf den georderten Impfdosen sitzen bleiben. Meine wiederholte Forderung: Jede Apotheke bestellt just-in-time soviele Impdosen wie benötigt - über den Großhandel, und die Industrie liefert. Natürlich setzt das voraus, dass die Industrie auch Überkapazitäten vernichten muss, aber das ist nun mal so. Der Bäcker muss auch zu viel gebackene Brötchen entsorgen. Die Produktionskosten können nicht swo exorbitant hoch sein, dass die Pharmaindustrie sich das nicht leisten könnte. In Zeiten von mRNA-Impfstoffen könnte eine zeitnahe Nachproduktion durchaus möglich sein. Aber: Siehe Astra-Zeneca und Coronaimpfstoff-Hortung in Italien: Der Industrie geht es ausschließlich um das eigene Geld.

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