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Superfoods-Beratungswissen – Teil 11
Camu-Camu und Acerola – die Vitamin-C-Bomben
Kein „frischer“ Import möglich
Weder Camu-Camu-Beeren noch Acerola-Kirschen sind in Europa frisch erhältlich. Sie würden die lange Transportzeit von Südamerika nicht überstehen. Daher werden die Früchte nach der Ernte für den Export in speziellen Gefriertrocknungsverfahren zu Pulver verarbeitet. In Deutschland sind Camu-Camu und Acerola als Nahrungsergänzungsmittel in geschmacksneutralen Kapseln im Handel oder als Pulver, das in Joghurt, Müslis und Smoothies eingerührt werden soll. Es gibt auch Kapseln, die beide Vitamin-C-Bomben kombiniert enthalten. Acerola wird gerne zur Vitaminanreicherung oder zur Verstärkung des Eigenaromas anderer Fruchtsäfte verwendet. Als exotische Note findet man Acerola in Fruchteis, Konfitüren und anderen Süßigkeiten, zum Beispiel Kaubonbons.
Was ist drin?
Zwei Gramm Vitamin C sollen in hundert Gramm Camu-Camu-Fruchtfleisch enthalten sein. Das ist das Vierzigfache an Vitamin C, das Orangen enthalten. Außerdem werben die Hersteller entsprechender Nahrungsergänzungsmittel mit dem Gehalt an Vitaminen B1, B2 und B3, Eisen, Zink, Calcium, Kalium und reichlich Bioflavonoiden. Manche Produkte werden damit angepriesen, dass sie gemahlene Fruchtsamen enthalten mit zusätzlichen Polyphenolen und Betulinsäure, für die man im Internet wiederum Hinweise auf eine krebshemmende Wirkung findet. Wissenschaftliche Belege gibt es dafür nicht.
Um der Camu-Camu-Werbung einen seriösen Anstrich zu geben, wird auf Gesundheitsportalen zum Beispiel die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) zitiert und deren Empfehlung, dass Erwachsene täglich 100 mg Vitamin C verzehren sollen. Ein Teelöffel Camu-Camu-Pulver würde ausreichen, um den Tagesbedarf an Vitamin C zu decken, heißt es dann, was suggerieren könnte, dieser Tipp komme von der DGE.
Acerola punktet mit 1.000 bis 2.500 Milligramm Vitamin C pro hundert Gramm Presssaft und ebenfalls Bioflavonoiden.
Bioflavonoide – ja, aber …
Sekundäre Pflanzenstoffe sind Bestandteile unserer täglichen Ernährung mit Gemüse, Obst, Kartoffeln, Nüssen, Getreide. Sie beeinflussen den menschlichen Stoffwechsel und es werden ihnen verschiedene gesundheitsfördernde Wirkungen zugeschrieben. Viele wissenschaftliche Studien beschäftigen sich mit sekundären Pflanzenstoffen und versuchen, deren präventives Potenzial zu bewerten. Immer wieder gibt es neue Erkenntnisse, die in der Fachliteratur veröffentlicht und in der Wissenschaft auch Anerkennung finden. Meistens handelt es sich jedoch um Tier- oder In-vitro-Versuche. Doch es gibt durchaus epidemiologische Studien am Menschen, die dazu geführt haben, dass Flavonoide heute mit einem verringerten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bestimmte Krebserkrankungen assoziiert werden. Dennoch lassen sich aus keiner seriösen wissenschaftlichen Studie Empfehlungen für die Zufuhr einzelner oder gar isolierter sekundärer Pflanzenstoffe ableiten. Vielmehr wird die Ansicht vertreten, dass für eine potenzielle Wirkung die Zufuhr von verschiedenen Pflanzenstoffen im Verbund eines Lebensmittels notwendig ist. Deshalb empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) ganz allgemein einen hohen Verzehr an Gemüse und Obst einschließlich Hülsenfrüchten und Nüssen sowie Vollkornprodukten, um eine optimale Versorgung mit sekundären Pflanzenstoffen in ihrer ganzen Vielfalt sicherzustellen.
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