Neues Estrogen zur Zulassung empfohlen

Können orale hormonelle Kontrazeptiva sicherer werden?

Stuttgart - 12.04.2021, 07:00 Uhr

Ab der neunten Schwangerschaftswoche ist Estetrol im Blut der Mutter nachweisbar und steigt kontinuierlich bis zum Ende der Schwangerschaft auf ca. 1 ng/ml. Jetzt kann das Hormon auch zur Verhütung zum Einsatz kommen. (Foto: nenetus / stock.adobe.com)

Ab der neunten Schwangerschaftswoche ist Estetrol im Blut der Mutter nachweisbar und steigt kontinuierlich bis zum Ende der Schwangerschaft auf ca. 1 ng/ml. Jetzt kann das Hormon auch zur Verhütung zum Einsatz kommen. (Foto: nenetus / stock.adobe.com)


Was man sich von Estetrol verspricht

Auf der Mithra-Homepage wird Estetrol als „E4: an answer from nature“ beworben. Es wird dort auch als erstes „NEST“ bezeichnet: „Native estrogen with selective action in tissues“. Unter dem Namen „PeriNesta“ sei gerade auch eine klinische Studie zu einem Präparat für die Perimenopause gestartet worden; während unter dem Namen „Donesta“ bereits seit 2019 eine Phase-III-Studie laufe, darin sei das Präparat für die Menopause bestimmt.

Auch die Seite „Hormonspezialisten“ von der Dr. Kade / Besins Pharma GmbH geht auf Estetrol ein. Demnach unterscheidet sich Estetrol in seiner Struktur von den anderen natürlichen Estrogenen wie Estron, Estradiol und Estriol durch das Vorhandensein einer zusätzlichen α-Hydroxylgruppe an Position 15 des Moleküls. Wie von der EMA wird auch dort erklärt, dass Estetrol nur während der Schwangerschaft gebildet wird, und zwar weil das Enzym, „welches für die Bildung von Estetrol aus 15-OH-DHEAS verantwortlich ist“, nur in der neonatalen Leber des Feten exprimiert werde – die 15-Hydroxylase. Ab der neunten Schwangerschaftswoche sei Estetrol im Blut der Mutter nachweisbar und steige kontinuierlich bis zum Ende der Schwangerschaft auf ca. 1 ng/ml. Welche Funktionen Estetrol während der Schwangerschaft ausübt, gilt allerdings als unbekannt. Es verfüge nur über eine geringe Affinität zu Estrogenrezeptoren.

Allerdings habe Estetrol im Vergleich zu anderen Estrogenen in klinischen Studien eine auffallend geringe Wirkung auf die Produktion von Gerinnungs- und Fibrinolysefaktoren durch die Leber gezeigt. Dazu, ob eine Estetrol-Therapie das Risiko venöser Thromboembolien nicht beeinflussen könnte, fehlten jedoch epidemiologische oder klinische Daten. Estetrol könne außerdem auch Nachteile haben, weil es, zwar schwächer als Estradiol, auch eine vermehrte Proliferation des Endometriums induziere. In höheren Dosierungen könne dies zu einem gesteigerten Risiko für die Entstehung von Endometriumkarzinomen bei einer Estetrol-Therapie führen. 

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Auch die Frage, ob Estetrol in der Hormontherapie ein geringeres Brustkrebsrisiko mit sich bringt, wird untersucht. Die niederländische Firma Pantarhei Oncology BV schreibt auf ihrer Website sogar, dass hoch dosiertes Estetrol (HDE4) zur Behandlung von fortgeschrittenem Brustkrebs erfolgreich den Proof-of-Concept am Menschen erreicht habe. Die Phase IB/IIA ABCE4-Studie habe eine vielversprechende Anti-Tumor-Aktivität und eine Verbesserung des Wohlbefindens der Patientinnen gezeigt. 

All das klingt „vielversprechend“, lässt aber noch viele Fragen offen.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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