BAK-Symposium

Wie ticken die Apotheker von morgen?

Stuttgart - 16.04.2021, 12:15 Uhr

Beim BAK-Symposium „Generation Z in der Apotheke – Erwartungen an die Arbeit von morgen“ ging Pharmazeut im Praktikum Max Willi Georgi auf die Wünsche der Studierenden ein. (Screenshot: Youtube)

Beim BAK-Symposium „Generation Z in der Apotheke – Erwartungen an die Arbeit von morgen“ ging Pharmazeut im Praktikum Max Willi Georgi auf die Wünsche der Studierenden ein. (Screenshot: Youtube)


Die Bundesapothekerkammer widmete sich in einem Symposium am vergangenen Mittwoch den werdenden Apothekern der zwischen 1995 und 2010 geborenen Generation Z. Schnell wurden die unterschiedlichen Lebensrealitäten zu den Vorgängergenerationen deutlich. Doch im Diskurs fanden die Teilnehmer Antworten auf die Frage, wie das Nachwuchsproblem der Offizinen gelöst werden könnte.

Generationenkonflikte sind so alt wie die Sprache selbst. Schon Aristoteles machte sich große Sorgen um die Zukunft seines Landes, wenn die Jugend von damals die Männer von morgen stellen sollte. Weil die „Jugend von heute“ unter völlig anderen technischen, demografischen sowie ökonomischen Alltagsbedingungen heranwächst, ist es schwerer als je zuvor, zwischen älteren und jüngeren Generationen zu vermitteln.

Auch im Bereich der öffentlichen Apotheke scheint eine Kluft zu liegen. Fachkräfte werden dringend gesucht, aber nicht ausreichend gefunden. Nach Zahlen des Apothekenklimaindexes 2020 rechnet nur ein Fünftel der Apothekeninhaber:innen damit, einen Nachfolger für ihre Apotheke zu finden. Nach Umfragen des Bundesverbands der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) möchten aber nur circa ein Drittel der Studierenden und Pharmazeut:innen im Praktikum überhaupt in einer öffentlichen Apotheke arbeiten. Welche Erwartungen und Fähigkeiten bringen heranwachsende Apotheker:innen der Generation Z (geboren zwischen 1995 und 2010) mit? Wie könnte für sie die Apotheke und der Weg zur Selbstständigkeit interessanter werden? Um diese Fragen drehte sich ein Symposium der Bundesapothekerkammer am vergangenen Mittwoch. 

Kathrin Peters, Soziologin und Mitarbeiterin des Instituts für Generationenforschung in Augsburg, gab zu Beginn einen Überblick über die Generation Z. Sie ist aufgrund abnehmender Geburtenraten kleiner als die Vorgängergenerationen. Anders als etwa die Babyboomer, die zwischen 1945 und 1964 zu Welt kamen, sind die Meisten nicht darauf angewiesen, sich für einen Arbeitsplatz gegenüber Konkurrenten behaupten zu müssen. Mehr als je zuvor haben sie die Wahl, wie sie sich beruflich orientieren möchten. Hinsichtlich ihrer technischen Kenntnisse haben Vertreter:innen der Generation Z gegenüber Älteren oft einen Wissensvorsprung. Sie sind von Jugend an darauf getrimmt, wichtige Informationen in kürzester Zeit von unwichtigen zu trennen. Das spiegelt sich darin wieder, wie sich die heute 11- bis 26-Jährigen ihre Meinung bilden. In den schier unendlichen Möglichkeiten haben etwa Google-Bewertungen einen höheren Stellenwert als früher darüber, ob eine Apotheke in Frage kommt oder nicht.

Generation Snowflake

Wer die Vertreter:innen der Generation Z erreichen will, muss schnell sein. Bewerbungen sollten daher nicht lange unbeantwortet bleiben. Das könnte sie verprellen, denn im Gegensatz zu älteren Semestern sind sie schneller frustriert und verunsichert. Daher ist polemisch von der „Generation Snowflake“ die Rede, da den Betrachter die Jugend hochemotional und so beständig wie Schneeflocken erscheint. Auch in der öffentlichen Apotheke scheint das zum Problemfaktor zu werden. Laut einer Umfrage des BPhD fühlen sich die Hälfte der Pharmazeut:innen im Praktikum in der öffentlichen Apotheke häufig gestresst. Demgegenüber klagte nur jeder fünfte PhiP in Klinikapotheken und noch weniger derjenigen, die in der Industrie Erfahrungen sammelte, über Stress. Generationenforscherin Peters legt Apotheker:innen ans Herz, Praktikant:innen nicht gleich ins kalte Wasser zu werfen und zu Beginn helfend zur Seite zu stehen. 

Ein weiterer Punkt: Die Generation Z hat hohe Anforderungen an die Moral ihrer Tätigkeit. Die Höhe des Gehalts spielt weniger eine Rolle als die Frage, ob die Arbeit Sinn stiftet und anderen Menschen hilft. Außerdem ist die Karriere für viele Jüngere nicht mehr so wichtig wie in den Vorgängergenerationen. Ihnen ist die Trennung zwischen Karriere und Privatleben wichtig, auch streben viele eine Teilzeitbeschäftigung an. Zudem unterscheiden sich die Forderungen an das Arbeitsleben zwischen den Geschlechtern weniger stark als bisher.



Marius Penzel, Apotheker
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Zielkonflikt

von Reinhard Rodiger am 17.04.2021 um 20:05 Uhr

Einerseits wird nicht genügend vorbereitet, andererseits will sich anscheinend niemand Vollzeit in die Apotheke.Wie soll er denn dann etwas lernen, was für den Alltag reif macht ?

Es ist richtig, dass das Studium auf andere Fähigkeiten setzt als auf Kompetenz im Apothekenalltag.Diesen Widerspruch aufzulösen wird seit ca.50 Jahren versäumt.Das ist nicht allein den Studenten zuzurechnen, obwohl sie hinsichtlich der Alltagstauglichkeit in der Pflicht sind, die Vorbereitung zu fordern.Nur,sie tun es nicht,sondern orientieren sich nach elitären Gesichtspunkten.Diese werden ihnen ja auch führungsseitig nahegelegt.Es ist also folgerichtig, das Essentielle des angestrebten Berufs aussen vor zu lassen.
Schliesslich bekennt sich die Führung nicht mehr dazu.Wer kann es denen verübeln, die sich danach orientieren, das Eigentliche zu vergessen?

Es ist in der Tat ein Zielkonflikt, es einerseits bequem haben zu wollen und andererseits das fordernde Lernen abzulehnen.Das wiederum fällt leicht, weil der Zeitgeist Elitäres höher schätzt als den "banalen" Alltag . Nur ohne dessen Bewältigung gibt es keinen Raum für Elitäres mehr.


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Snowflake vs Boomer

von Dr. House am 16.04.2021 um 14:40 Uhr

Also die Diskussion ist schon sehr zynisch. Man setzt einer Generation schier unlösbare Klimaprobleme, ein marodes Apothekenwesen, eine unsichere zu 100% doppelt versteuerte Rente vor die Nase und wundert sich dann über Verunsicherung, hohe moralische Ansprüche und Teilzeitambitionen. Vielleicht sind ja die Generationen nach uns bedeutend besser als wir und wir können von Glück reden, dass sie nicht die Mentalität an den Tag legen, die Mensch und Natur dieses Planeten an den Rand der Existenz geführt hat...

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