BAK-Symposium

Wie ticken die Apotheker von morgen?

Stuttgart - 16.04.2021, 12:15 Uhr

Beim BAK-Symposium „Generation Z in der Apotheke – Erwartungen an die Arbeit von morgen“ ging Pharmazeut im Praktikum Max Willi Georgi auf die Wünsche der Studierenden ein. (Screenshot: Youtube)

Beim BAK-Symposium „Generation Z in der Apotheke – Erwartungen an die Arbeit von morgen“ ging Pharmazeut im Praktikum Max Willi Georgi auf die Wünsche der Studierenden ein. (Screenshot: Youtube)


Breite Wissensanwendung fehlt in der Offizin

In der Gesprächsrunde leiteten BAK-Präsident Thomas Benkert und Max Willie Georgie, Beauftragter für PJ und Beruf beim BPhD, Konsequenzen aus dem Gesagten ab. Georgi, selbst der Generation Z zugehörig, kommentierte die Tatsache, dass sich viele PhiPs in der öffentlichen Apotheke überfordert fühlen. Problematisch sei, dass das derzeitige Pharmaziestudium Pharmazeuten nicht auf die in der Apotheke geforderten kommunikativen Fähigkeiten vorbereitet – anders als in der Medizin. Dort würden Studierende frühzeitig auf die Arbeit am Patienten geschult.

Wie viele angehende Apotheker:innen möchte Georgi nach dem dritten Staatsexamen nicht in Vollzeit in der Apotheke arbeiten. Dies sei der Tatsache geschuldet, dass Pharmazeut:innen ihr Fachwissen in der Offizin nicht in der Breite anwenden können, wie in anderen Tätigkeitsfeldern. Auch der Verkauf als einzige Gewinnquelle widerspreche dem, was Pharmazeut:innen zuvor im Studium lernten. Würden pharmazeutische Tätigkeiten in der Apotheke mehr Raum bekommen, beispielsweise durch die Implementierung pharmazeutischer Dienstleistungen, könne er sich die Apotheke aber durchaus als Arbeitsplatz vorstellen.

Benkert will flexible Arbeitszeitmodelle

Aber passen die Idealvorstellungen der jüngeren Generation nach einer guten Balance zwischen Freizeit und Arbeit noch zum von der ABDA geforderten Bild der inhabergeführten Apotheke? BAK-Präsident Thomas Benkert sagt, setzt dabei aber auf das Modell der offenen Handelsgesellschaft, mit der sich zwei oder mehr Apotheker:innen die Leitung teilen. Bei der Leitung von Filialapotheken ist dies derzeit nicht möglich. Benkert sprach sich dafür aus, auch dafür die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu schaffen.

Auch müssten Apotheker:innen PhiPs unterstützen, wenn diese sich bei Patientengesprächen überfordert fühlen. „Die Technik im Hintergrund ist digital, aber sowohl der Patient als auch seine Krankheit sind analog“, so der BAK-Präsident. Die menschliche Komponente sei wichtig, und an dieser Stelle müssen Apotheker den Nachwuchs mitnehmen. Auch in der Ausbildung möchte Benkert ansetzen: Denn um sich für die Selbstständigkeit zu begeistern, müssten betriebswirtschaftliche Themen gelehrt werden. Derartige Inhalte sind in der Approbationsordnung aktuell nicht vorgesehen. Auch Mentoren-Programme kann er sich vorstellen, bei denen erfahrene Apotheker jüngere unterstützen. „Wir brauchen gezielte Maßnahmen, die Unentschlossenen zu überzeugen und junge Apotheker:innen auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit zu unterstützen“, fasst Benkert zusammen.



Marius Penzel, Apotheker
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Zielkonflikt

von Reinhard Rodiger am 17.04.2021 um 20:05 Uhr

Einerseits wird nicht genügend vorbereitet, andererseits will sich anscheinend niemand Vollzeit in die Apotheke.Wie soll er denn dann etwas lernen, was für den Alltag reif macht ?

Es ist richtig, dass das Studium auf andere Fähigkeiten setzt als auf Kompetenz im Apothekenalltag.Diesen Widerspruch aufzulösen wird seit ca.50 Jahren versäumt.Das ist nicht allein den Studenten zuzurechnen, obwohl sie hinsichtlich der Alltagstauglichkeit in der Pflicht sind, die Vorbereitung zu fordern.Nur,sie tun es nicht,sondern orientieren sich nach elitären Gesichtspunkten.Diese werden ihnen ja auch führungsseitig nahegelegt.Es ist also folgerichtig, das Essentielle des angestrebten Berufs aussen vor zu lassen.
Schliesslich bekennt sich die Führung nicht mehr dazu.Wer kann es denen verübeln, die sich danach orientieren, das Eigentliche zu vergessen?

Es ist in der Tat ein Zielkonflikt, es einerseits bequem haben zu wollen und andererseits das fordernde Lernen abzulehnen.Das wiederum fällt leicht, weil der Zeitgeist Elitäres höher schätzt als den "banalen" Alltag . Nur ohne dessen Bewältigung gibt es keinen Raum für Elitäres mehr.


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Snowflake vs Boomer

von Dr. House am 16.04.2021 um 14:40 Uhr

Also die Diskussion ist schon sehr zynisch. Man setzt einer Generation schier unlösbare Klimaprobleme, ein marodes Apothekenwesen, eine unsichere zu 100% doppelt versteuerte Rente vor die Nase und wundert sich dann über Verunsicherung, hohe moralische Ansprüche und Teilzeitambitionen. Vielleicht sind ja die Generationen nach uns bedeutend besser als wir und wir können von Glück reden, dass sie nicht die Mentalität an den Tag legen, die Mensch und Natur dieses Planeten an den Rand der Existenz geführt hat...

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