Migräneprophylaxe bei Erwachsenen
Um Migräneattacken vorzubeugen, sind für Erwachsene unterschiedliche Wirkstoffe zugelassen: die Betablocker Metoprololtartrat (z. B. Metoprolol AbZ 50 mg oder 100 mg) und Propanololhydrochlorid (z. B. Dociton®), der Calciumkanalantagonist Flunarizin (z. B. Flunarizin Acis®, Flunarizin-Ct 5 mg), das Antiepileptikum Topiramat (z. B. Topiramat Neuraxpharm®), das Antidepressivum Amitriptylin (z. B. Saroten® Tabs 50 mg), Clostridium botulinum Toxin Typ A ausschließlich für chronische Migräne und die Migräne-Antikörper Erenumab (Aimovig®), Fremanezumab (Ajovy®), Galcanezumab (Emgality®). Dabei adressiert Erenumab den CGRP-Rezeptor, Fremanezumab und Galcanezumab neutralisieren das Neuropeptid Calcitonin Gene-Related Peptide direkt. Waren Behandlungen mit allen dafür zugelassenen Arzneimitteln nicht erfolgreich oder kontraindiziert, erlaubt die Arzneimittel-Richtlinie im Rahmen eines Off-Label-Uses auch Valproinsäure, sodass das Antiepileptikum trotz fehlender Zulassung verordnungsfähig ist.
Migräneprophylaxe bei Kindern – was sagt die Leitlinie?
Die aktuelle S1-Leitlinie „Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne“ geht auch auf Kinder ein. Die Autoren raten bei Kindern vorwiegend zu nicht medikamentösen Maßnahmen, um Migräneattacken vorzubeugen, da „die Wirksamkeit einer medikamentösen Migräneprophylaxe nicht zweifelsfrei belegt“ sei. Für Kinder ist laut den Wissenschaftlern die Wirkung von Flunarizin gesichert, der Calciumkanalblocker sei ausreichend untersucht und werde mit 5 mg täglich oder jeden zweiten Tag dosiert. Zugelassen ist Flunarizin bei Kindern zur Migräneprophylaxe nicht, die Fachinformationen der auf dem Markt befindlichen Flunarizin-Präparate von Acis und Ct informieren: „Wegen unzureichender Erfahrung ist die Anwendung von Flunarizin bei Kindern auszuschließen“. Auch für Propranolol gebe es „gewisse Hinweise auf eine Wirksamkeit“, liest man in der Migräne-Leitlinie. Und: Die Fachinformation von Dociton® (Propranolol) schließt Kinder in der Indikation auch nicht aus, der Betablocker ist zugelassen. Welche Daten gibt es zu Topiramat? Zwei Studien, veröffentlicht 2005 und 2006 im Fachjournal „Headache: The Journal of Head and Face Pain“, deuten darauf hin, dass „Topiramat eine wirksame Therapie zur Vorbeugung von Migräne bei Kindern sein könnte“ und „gut vertragen“ werde. In den Vereinigten Staaten ist Topiramat für Jugendliche von der FDA sogar zugelassen. Allerdings gibt es auch andere Daten, so waren in einer großen randomisierten Studie („Trial of Amitriptyline, Topiramate, and Placebo for Pediatric Migraine“, publiziert im „NEJM“) an Kindern, Topiramat und Amitriptylin nicht wirksamer als Placebo – allerdings, so räumen die Leitlinienautoren an dieser Stelle ein, sei in der Studie der Placeboeffekt extrem hoch gewesen, sodass die Wirksamkeit von Topiramat und Amitriptylin nicht abschließend bewertet werden könne. Eine klare Meinung haben sie zu Valproinsäure: „Valproinsäure ist bei Kindern und Jugendlichen nicht wirksam“. Sie fassen zusammen: „Valproinsäure, Topiramat und Amitriptylin wurden in der Migräneprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen untersucht. Angesichts einer sehr hohen Placeborate konnte keine therapeutische Überlegenheit zu Placebo gezeigt werden.“ Bei chronischer Migräne ließen Fallserien eine gewisse Wirksamkeit von Botulinumtoxin A vermuten, Biofeedback sei wirksam gewesen.
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