Aktuelle Lage

Lieferfähigkeit von Impfstoffen ist so hoch wie lange nicht

Stuttgart - 03.05.2021, 07:00 Uhr

Eine Ausfallmeldung erfolgt dann, wenn die Lieferkette für die Auslieferung mindestens 14 Tage unterbrochen ist,. (Foto: IMAGO / Eibner)

Eine Ausfallmeldung erfolgt dann, wenn die Lieferkette für die Auslieferung mindestens 14 Tage unterbrochen ist,. (Foto: IMAGO / Eibner)


Die Impfstoffbelieferung von Arztpraxen und Patienten gehört zu den klassischen Aufgaben einer jeden Apotheke. Wer eine optimale Versorgung seiner Kunden anstrebt, hatte es aufgrund zahlreicher Lieferengpässe in den letzten Jahren nicht leicht. Derzeit ist eine positive Wendung zu beobachten, denn die aktuelle Lieferfähigkeit von Human-Impfstoffen ist so hoch wie lange nicht.

Das Thema Lieferengpässe von Impfstoffen ist ein Dauerbrenner in den deutschen Apotheken. Der Zeitraum für Lieferschwierigkeiten ist sehr variabel, teilweise können Impfstoffe für mehrere Wochen bis hin zu Jahren nicht beschafft werden. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) informiert seit 2015 online regelmäßig über aktuelle Engpässe von Human-Impfstoffen gegen Infektionskrankheiten. Die Defektmeldungen beruhen auf Angaben des pharmazeutischen Herstellers. Eine Ausfallmeldung erfolgt dann, wenn die Lieferkette für die Auslieferung mindestens 14 Tage unterbrochen ist, wobei die Bestände im pharmazeutischen Großhandel nicht erfasst werden. Sollte eine Lieferengpassmeldung von Seiten des Zulassungsinhabers zurückgezogen werden, heißt das demnach noch nicht, dass alle Apotheken oder Arztpraxen sofort auf eine beliebige Menge zugreifen können. Zusätzlich werden Impfstoffe in solchen Zeiten aufgrund von Knappheit zurückgehalten, was zur Folge hat, dass die Apotheken nur eine festgelegte Anzahl an Packungen zugeteilt bekommen, obwohl der individuelle Bedarf unter Umständen größer ausfällt. Häufig sind Vorbestellungen möglich, welche dann zu einem späteren, unbekannten Zeitpunkt ausgeliefert werden. Hinzu kommt, dass es aufgrund der Handelskette regional zu Lieferengpässen kommen kann, obwohl gar kein Engpass gemeldet ist oder umgekehrt.1,2

Das PEI meldet ausschließlich Auslieferungsprobleme von Impfstoffen, die in Deutschland zugelassen sind. Sollte einmal etwas nicht verfügbar sein, besteht die Möglichkeit auf einen Einzelimport aus dem Ausland gemäß § 73 Abs. 3 Satz 1 Var. 1 AMG zurückzugreifen. 2017 – 2019 war beispielsweise der Tollwutimpfstoff Rabipur vom Hersteller GSK nicht lieferfähig, ein Einzelimport aus dem Ausland war somit bei Vorlage einer ärztlichen Verschreibung erlaubt.3

Aktuell sieht die Lage vielversprechend aus. Der Großteil aller Human-Impfstoffe ist derzeit verfügbar oder es sind gleichwertige Alternativen beschaffbar. Für Priorix Tetra und Infanrix Hexa vom Hersteller GSK bestehen Lieferengpässe voraussichtlich bis Juli 2021. Daneben gibt es nach wie vor eine eingeschränkte Verfügbarkeit des Pneumokokken-Impfstoffes Pneumovax, weshalb Personen mit angeborenen oder erworbenen Immundefekten, Senioren über 70 Jahren und Personen mit chronischen Erkrankungen der Lunge oder des Herzens für eine Impfung priorisiert werden sollen.2 Der seit Mitte 2019 andauernde Lieferengpass für die Herpes-Zoster Impfung Shingrix ist seit Anfang April vollumfänglich aufgehoben. GSK meldete bereits im Januar das Ende des Lieferengpasses für die 10er Packung. Seit 12. April ist nun auch der Einzelimpfstoff wieder lieferfähig. Die Großhändler sollten also in den kommenden Wochen wieder ausreichend Impfstoff für die Apotheken zur Verfügung stellen können.4

Die Nichtverfügbarkeit eines Impfstoffes muss aber nicht immer mit einem Lieferengpass zusammenhängen. Es kommt auch vor, dass bekannte Impfstoffe in Deutschland dauerhaft vom Markt genommen werden. Aufgrund der offiziellen STIKO-Empfehlung eine Tetanus-Immunisierung als Kombinationsimpfstoff zu verabreichen, welcher zusätzlich mindestens vor einer Diphterie Erkrankung schützt, wird der Einzelimpfstoff Tetanol Pur in Deutschland seit 2019 nicht mehr vertrieben.1


Carolin Kühnast, Apothekerin
redaktion@daz.online


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