Goldregen gegen den blauen Dunst

Cytisin – Revival eines alten Wirkstoffs zur Tabakentwöhnung

Stuttgart - 10.05.2021, 15:15 Uhr

Der in Deutschland gern als Zierpflanze genutzte Goldregen enthält als Wirkstoff Cytisin. (Foto: zayacsk / AdobeStock)

Der in Deutschland gern als Zierpflanze genutzte Goldregen enthält als Wirkstoff Cytisin. (Foto: zayacsk / AdobeStock)


Ein Blick in die Vergangenheit

Cytisin hat einen holprigen Start hingelegt. Nach jahrelangem Einsatz in den Ländern des alten Ostblocks verschwand es nach der Wende in der Versenkung. Die erste publizierte placebokontrollierte Studie stammt aus dem Jahr 1968. Berliner Mediziner aus der DDR berichten in „Das Deutsche Gesundheitswesen“ von ihrem erfolgreichen Einsatz von Cytisin zur Raucherentwöhnung. 

Ausschnitt aus „Das Deutsche Gesundheitswesen“, Jahrgang 23/1968

Über 40 Jahre danach erscheint Cytisin wieder auf der Bildfläche. Eine neue Zeit, ein erneuter Versuch, und dieser sollte von Erfolg gekrönt sein. 2011 konnte eine Forschergruppe des University College London in einer placebokontrollierten Studie in Polen die Wirksamkeit und Sicherheit von Cytisin belegen. Von 1.542 gescreenten Rauchern wurden 740 in die Studie eingeschlossen. Je 370 Studienteilnehmer erhielten über einen Zeitraum von 25 Tagen randomisiert Cytisin oder Placebo, in Kombination mit einer moderaten Abstinenz-Beratung. Die Abstinenzrate nach zwölfmonatiger Beobachtung war gut: In der Cytisin-Gruppe betrug sie ganze 8,4% im Vergleich zu 2,4 % in der Placebo-Gruppe [Differenz 6 Prozentpunkte; 95%-KI: 2,7 bis 9,2, p = 0,001]. Zugegeben, eine überschaubare Studienpopulation, aber als erster Aufschlag ein guter Vorbote für weitere Studien [1].

Vielversprechende Ergebnisse

Im Jahr 2014 folgte dann eine weitere 1 : 1-randomisierte Studie von Walker et al. aus Neuseeland mit 1.310 starken Rauchern. Verglichen wurde Cytisin (Behandlungsdauer 25 Tage) gegen bereits etablierte Nicotin-Ersatzpräparate wie Pflaster, Kaugummis und Lutschtabletten (Behandlungsdauer acht Wochen). Bereits nach vier Wochen konnte bei 40 % der Cytisin-Anwender eine kontinuierliche Rauch­abstinenz festgestellt werden. Unter den Teilnehmern, die Nicotin-Ersatzpräparate erhielten, waren es 31 % [Differenz 9,3 Prozentpunkte, 95 %-KI: 4,2 bis 14,5]. Die Wirksamkeit von Cytisin zur kontinuierlichen Abstinenz war der Nicotin-Ersatztherapie nach einer Woche, zwei Monaten und sechs Monaten überlegen [2]. 

In einer im März 2021 veröffentlichten Studie der gleichen neuseeländischen Forschergruppe wurde die Wirkung von Cytisin gegen die Wirkung von Vareniclin getestet. Die randomisierte offene Studie wurde unter indigenen Maoris durchgeführt. Die 679 Studienteilnehmer erhielten 1 : 1-randomisiert für zwölf Wochen entweder Cytisin oder Vareniclin zusätzlich zu einer moderaten verhaltenstherapeutischen Unterstützung. Die Ergebnisse der neuseeländischen Forscher sind gut: Die kontinuierliche Abstinenzrate nach sechs Monaten betrug 12,1 % in der Cytisin-Gruppe und 7,9 % in der Vareniclin-Gruppe [Risikodifferenz 4,29 %, 95 %-KI: -0,22 bis 8,79, relatives Risiko: 1,55 95 %-KI: 0,97 bis 2,46] [3].

Dieser Artikel erschien in der  
Deutschen Apotheker Zeitung – Ausgabe 17 / 2021, S. 28

Eine günstigere Alternative?

Mit Asmoken® erweitert sich nun das verschreibungspflichtige Produktportfolio für Menschen, die gewillt sind, das Rauchen aufzugeben. Ebenso wie Vareniclin ist es als Tablette erhältlich, was dem einen oder anderen Patienten sicherlich angenehmer ist als ein Pflaster oder Kaugummis. Eine kostengünstige Alternative stellt Asmoken® jedoch nicht dar: Liegen die Kosten für eine 112er-Packung Vareniclin bei knapp 199 Euro, so muss für Asmoken® etwa das Doppelte bezahlt werden (399 Euro).

Literatur

[1] West R et al, Placebo-controlled trial of cytisine for smoking cessation. N Engl J Med, 2011. 365(13): p. 1193-200 
[2] Walker N et al, Cytisine versus nicotine for smoking cessation. N Engl J Med, 2014. 371(25): p. 2353-62 
[3] Walker N et al, Cytisine versus varenicline for smoking cessation in New Zealand indigenous Māori: A randomized controlled trial. Addiction, 2021



Apothekerin Dorothée Malonga Makosi, MPH
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Krasse Preiserhöhung!

von JHL am 10.05.2021 um 19:22 Uhr

Preiserhöhung zum 01.04.21 von 26,36 € auf 399,00 €.
...vom Hersteller, der in Polen Desmoxan verkauft, welches dort umgerechnet weniger als 11 € kostet.

Frankfurt - Warschau und zurück kostet bei der Lufthansa ab 135 €, dann bleiben noch 264 € für eine Packung Desmoxan (OTC) und lecker Mittagessen. ;)

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