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Husten bei Kindern
Krupp – wann ist er echt, wann pseudo?
Keine Milch – gilt das auch fürs Stillen?
Der Anfall kann nur wenige Sekunden, aber auch mehrere Minuten andauern. Ist er überstanden, können dem Kind Wasser oder kühler Tee in kleinen Schlucken zum Trinken angeboten werden. Milch ist beim Krupp-Syndrom kontraproduktiv. Allerdings gilt dies nicht für Muttermilch, wie die Still- und Laktationsberaterin Erika Nehlsen, Bodenwerder, betont: „Muttermilch hat viele antivirale, Schleimhaut-pflegende und schmerzstillende Eigenschaften, die helfen, dem Pseudokrupp entgegenzuwirken, das Kind und seinen Hals zu beruhigen. Ich würde also in so einem Fall keineswegs vom Stillen abraten. Da regt das Kind sich noch mehr auf, und der Hals geht schneller zu. Erfahrungsgemäß werden die Kinder an der Brust in der Regel etwas ruhiger, auch die Atmung.“
Glucocorticoide und Adrenalin
Auf Arzneimittel kann im Notfall dennoch nicht verzichtet werden. Eine kausale Therapie ist zwar nicht möglich, doch kann medikamentös die Schleimhaut zum Abschwellen gebracht werden. In der Regel werden Glucocorticoide eingesetzt. Bei Präparaten mit Prednison oder Prednisolon zur rektalen Anwendung (z. B. Rectodelt®, Infectocortikrupp®, Klismacort® Rektalkapseln) muss beachtet werden, dass die Wirkung erst nach 20 bis 45 Minuten eintritt, dafür meist 18 bis 36 Stunden anhält. Es sollten maximal zwei Zäpfchen innerhalb von 24 Stunden gegeben werden. Etwas schneller wirken Säfte auf Basis von Dexamethason oder Prednisolon.
Bei schwerer Symptomatik kann Epinephrin (z. B. Infectokrupp Inhal®) zur Inhalation über einen Vernebler eine sinnvolle Maßnahme sein. Das Sympathomimetikum wirkt bereits nach 10 Minuten, allerdings mit etwa ein bis zwei Stunden nicht so lange wie Glucocorticoide.
Meist bekommen betroffene Kinder nicht mehr als zwei Anfälle im Leben. Anfällige Kinder (z. B. mit Asthma bronchiale) können in ungünstiger Umgebung jedoch eine chronische Form entwickeln. Treten die Anfälle auffallend häufig auf, muss auch an eine Allergie gedacht werden.
Könnte es auch ein „echter“ Krupp sein?
Für einen Pseudokrupp spricht das Auftreten der akuten Symptome im Zusammenhang mit einer meist leichten Rhinitis oder Rhinopharyngitis. Die Temperatur ist, wenn überhaupt, nur leicht erhöht (um 38 °C). Von einem Pseudokrupp abzugrenzen ist ein „echter“ Krupp, unter anderem hervorgerufen durch das grampositive Bakterium Corynebacterium diphtheriae. Auch hier stehen die Symptome bellender Husten, Heiserkeit und Atemnot, verbunden mit Pfeifgeräuschen beim Einatmen (Stridor), im Vordergrund. Ein süßlich-fader Mundgeruch und graugelbe Beläge auf geschwollenen, geröteten Rachenmandeln gelten als charakteristisch. Im vergangenen Jahrhundert noch als „Würgeengel der Kinder“ gefürchtet, hat der „echte“ Krupp seit der Einführung der Impfung gegen Diphterie, die alle 10 Jahre aufgefrischt werden sollte, seinen Schrecken verloren. Doch unmöglich ist eine Ansteckung auch heute nicht. Sobald die Durchimpfungsrate in der Bevölkerung unter einen kritischen Wert sinkt, kann sich der Erreger wieder ausbreiten. In vielen Ländern Afrikas, Asiens, des Südpazifiks und Osteuropas ist Diphtherie aktuell endemisch. Die Übertragung erfolgt durch Tröpfchen- oder Schmierinfektionen. Diphtherie ist in Deutschland eine meldepflichtige Krankheit. Für die Verbreitung bedeutsam sind heutzutage auch toxigene Stämme wie Corynebacterium ulcerans, die über Haustiere (Hund und Katze) und Nutztiere (z. B. Schwein) auf den Menschen übertragen werden können.
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