Husten bei Kindern

Krupp – wann ist er echt, wann pseudo?

Waren (Müritz) - 10.05.2021, 07:00 Uhr

Ärzte vermuten, dass der „COVID-19-Krupp“ eine potenziell schwerere Pathologie aufweist und sich möglicherweise nicht so schnell bessert wie Fälle mit typischem Krupp-Syndrom. (Foto: New Africa / stock.adobe.com)

Ärzte vermuten, dass der „COVID-19-Krupp“ eine potenziell schwerere Pathologie aufweist und sich möglicherweise nicht so schnell bessert wie Fälle mit typischem Krupp-Syndrom. (Foto: New Africa / stock.adobe.com)


Was die Stimme verrät

Ebenfalls vom Krupp-Syndrom abzugrenzen ist eine akute Kehlkopfentzündung (Epiglottitis), die lebensbedrohlich sein kann. In ihrem Fall verschlechtert sich das Befinden des Kindes dramatisch. Das Schlucken ist mit großen Schmerzen verbunden, sodass das Kind häufig das Trinken verweigert. In diesem Fall muss die Behandlung im Krankenhaus erfolgen. Einen Hinweis zur Unterscheidung beider Erkrankungen kann die Stimme geben: Beim Pseudokrupp ist sie rau, heiser bis tonlos, bei der Epiglottitis klingt sie eher hell, leise oder kloßig. Seit der Einführung der Impfung gegen Hämophilus influenzae Typ b ist auch die Epiglottitis sehr selten geworden.

„COVID-19-Krupp“ in den USA beschrieben

Im Herbst 2020 wurden im American Journal of Emergency Medicine Fälle von pädiatrischen Krupp-Anfällen im Zusammenhang mit einer SARS-CoV-2-Infektion beschrieben. Es handelte sich dabei um drei zuvor gesunde Kinder im Alter von 11 Monaten, 2 und 9 Jahren, die mit einem bellenden Husten, begleitendem Stridor in Ruhe und Atemnot in die Notaufnahme kamen. Die Behandlung bestand aus oral verabreichtem Dexamethason (0,6 mg/kg) und vernebeltem Epinephrin in mehr als drei Anwendungen. Es war noch eine weitere Dexamethason-Dosis nötig, was die Autoren als untypisch beschrieben. Ein Kind wurde zeitweise auf die Intensivstation verlegt. Schlussendlich konnten alle wieder entlassen werden. Die behandelnden Ärzte vermuten, dass der „COVID-19-Krupp“ eine potenziell schwerere Pathologie aufweist und sich möglicherweise nicht so schnell bessert wie Fälle mit typischem Krupp-Syndrom.

Der Zusammenhang zwischen Coronaviren und Krupp ist nicht neu: Im Jahr 2004 wurde CoV-NL63, ein entfernter Verwandter des SARS-Virus, als einer der häufigsten Auslöser für Krupp bei kleinen Kindern identifiziert.

Angst ist kein guter Berater

An der Beobachtung, dass die Symptomatik einer COVID-19-Erkrankung bei Kindern deutlich milder ausgeprägt ist als bei Erwachsenen, hat sich bisher nichts geändert. Können andersherum Pseudokrupp-Anfälle in der Vergangenheit das Risiko für einen schwereren Verlauf von COVID-19 erhöhen? Der Pädiater Dr. Herbert Renz-Polster beruhigt in seinem Kommentar „Corona – und die Kinder“: Da Asthma, Pseudokrupp oder allergische Erkrankungen nicht die Abwehrbereitschaft des Immunsystems gegenüber Infektionen beeinträchtigen, besteht keine größere Gefahr. Zu den Risikopatienten zählen bekanntermaßen Menschen mit schweren Herzfehlern oder schweren Lungenerkrankungen wie Mukoviszidose oder chronischen Lungenentzündungen.



Rika Rausch, Apothekerin
redaktion@daz.online


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