Das BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung) ging in einer Stellungnahme vom August 2018 bei der Entstehung von Kreidezähnen von einem „multifaktoriellen Geschehen“ aus. Epidemiologische Studien sollen unter anderem auf Erkrankungen der Mutter im letzten Schwangerschaftsviertel, Komplikationen bei der Geburt oder häufige Erkrankungen des Kindes in den ersten Lebensjahren (vor allem verbunden mit hohem Fieber) hinweisen. Auch ein zu niedriger Vitamin-D-Blutspiegel oder eine frühe Aufnahme des Antibiotikums Amoxicillin wurden laut BfR diskutiert. Zudem sollten Studien über Zusammenhänge zwischen MIH und einer erhöhten Exposition gegenüber Dioxin berichten.
Nun heißt es in einer aktuellen Mitteilung zum Barmer-Zahnreport 2021, dass mindestens 450.000 Kinder in Deutschland (rund 8 Prozent aller Sechs- bis Zwölfjährigen) sogenannte Kreidezähne hätten, die behandelt werden müssten. Zudem rückt die Mitteilung Antibiotika als mögliche Ursache in den Fokus: „Kinder haben häufiger Kreidezähne, wenn sie in den ersten vier Lebensjahren bestimmte Antibiotika erhalten haben. Vor diesem Hintergrund muss erneut auf deren verantwortungsvollen und indikationsgerechten Einsatz hingewiesen werden. Antibiotika sind ohne jeden Zweifel segensreich. Doch die Prämisse lautet auch hier, so viel wie nötig und so wenig wie möglich“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Barmer Christoph Straub.
Der Zahnreport habe unterschiedliche Gruppen von Medikamentenverordnungen bei Kindern mit und ohne Kreidezähnen untersucht. Dabei zeige sich, dass Kinder mit Kreidezähnen in den ersten vier Lebensjahren häufig angewendete Antibiotika bis zu etwa 10 Prozent mehr verschrieben bekämen als Gleichaltrige ohne Kreidezähne. Der Zusammenhang sei also erkennbar, doch die Hintergründe müssten weiter untersucht werden. Abrechnungsdaten würden dafür nicht ausreichen.
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