EU-Gesundheitsbehörde

ECDC: COVID-19-Impfung zunächst nur für Risikogruppen

Remagen - 08.06.2021, 09:15 Uhr

70 Prozent der Erwachsenen so früh wie möglich impfen zu lassen, sollte ein Ziel bleiben. (Foto: IMAGO / Sven Simon)

70 Prozent der Erwachsenen so früh wie möglich impfen zu lassen, sollte ein Ziel bleiben. (Foto: IMAGO / Sven Simon)


Gesamtbevölkerung im Auge behalten

Das ECDC kommt angesichts der Datenlage zu den folgenden wesentlichen Schlussfolgerungen

  • Die Impfung von Jugendlichen sollte im breiteren Kontext der COVID-19-Impfstrategie für die gesamte Bevölkerung betrachtet werden, einschließlich ihrer übergeordneten Ziele, des Stands der Umsetzung und ihrer Prioritäten.
  • Die individuellen direkten Vorteile der COVID-19-Impfung bei Jugendlichen dürften im Vergleich zu älteren Altersgruppen begrenzt sein.
  • Die Impfung von Jugendlichen mit hohem COVID-19-Risiko sollte wie bei anderen Altersgruppen vorrangig behandelt werden.
  • Der direkte Gesamtnutzen der Impfung von Jugendlichen hängt hauptsächlich von der Inzidenz einer SARS-CoV-2-Infektion und von der Prävalenz der zugrunde liegenden Erkrankungen ab, die das Risiko von schwerem COVID-19 in dieser Altersgruppe erhöhen.
  • Der Gesamtnutzen der Impfung von Jugendlichen für die allgemeine Bevölkerung wird proportional zur SARS-CoV-2-Übertragung sein – innerhalb dieser Altersgruppe und von ihr auf andere.
  • Angesichts des erwarteten reduzierten individuellen Nutzen-Risiko-Verhältnisses durch die COVID-19-Impfung von Jugendlichen sollten die epidemiologische Situation und die Impfstoffaufnahme bei den anderen Altersgruppen sorgfältig betrachtet werden, bevor die jüngeren ins Visier genommen werden.
  • Die Ausbreitung von Problemvarianten bei jüngeren Personen müssen weiterhin überwacht und die tatsächliche Belastung von COVID-19 in den Altersgruppen weiter bewertet werden.
  • Bei der Entscheidung über die Ausweitung der COVID-19-Impfung auf Gruppen mit geringerem individuellem Risiko für schwere Krankheiten muss sorgfältig geprüft werden, ob dies in Bezug auf die Verfügbarkeit und den Zugang von Impfstoffen gerecht ist.

Impfungen bei Erwachsenen nicht beeinträchtigen

Im Allgemeinen könnten nach dem ECDC-Bericht zwei Optionen für COVID-19-Impfungen von Jugendlichen in Betracht gezogen werden:   

  • ein strukturiertes Impfprogramm, bei dem bestimmten Zielgruppen systematisch Impfungen angeboten werden (höhere Impfquote),
  • ein opportunistisches Impfprogramm, bei dem die Impfung hauptsächlich einzeln nach Ermessen des Hausarztes angeboten wird (niedrigere Impfquote).

Bei der Integration der Altersgruppe in das nationale COVID-19-Impfprogramm sollte jedenfalls die Gerechtigkeit innerhalb des Landes gewährleistet sein, so die ECDC-Empfehlung, damit der Einsatz bei Erwachsenen nicht beeinträchtigt wird. Das Ziel, 70 Prozent der Erwachsenen so früh wie möglich impfen zu lassen, sollte ein Ziel bleiben.  

Bisher hat die STIKO angedeutet, dass sie möglicherweise ebenfalls keine allgemeine Impfempfehlung für alle Kinder geben wolle, sondern nur für vorerkrankte Kinder. 



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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