Arzneimittelfälschungsschutz

Phagro verlässt Securpharm

Berlin - 16.06.2021, 09:30 Uhr

Nach rund zehn Jahren will der Phagro aus der deutschen Organisation zum Arzneimttelfälschungsschutz, Securpharm e. V., aussteigen. (Foto: pikselstock / AdobeStock)

Nach rund zehn Jahren will der Phagro aus der deutschen Organisation zum Arzneimttelfälschungsschutz, Securpharm e. V., aussteigen. (Foto: pikselstock / AdobeStock)


Securpharm e. V. verliert ein Mitglied: Der Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels wird die deutsche Organisation für den Arzneimittelfälschungsschutz zum Ende des Jahres verlassen. Der Verband sieht die Aufbauarbeit als erledigt an – der Fälschungsschutz funktioniere. Die pharmazeutischen Großhandlungen werden die Vorgaben zum Fälschungsschutz selbstverständlich weiter umsetzen.

Als das Europäische Parlament Anfang 2011 nach langen vorangegangenen Beratungen die Richtlinie zur Bekämpfung von Arzneimittelfälschungen in der legalen Lieferkette verabschiedet hatte, machte man sich in Deutschland schnell an die Arbeit, die Umsetzung vorzubereiten. Die Verbände der pharmazeutischen Industrie, der Apotheker und des Großhandels gründeten die deutsche Stakeholder-Organisation Securpharm e. V., um ein System zur Echtheitsprüfung von Arzneimitteln nach den europäischen Vorgaben – neben der Richtlinie ist dies die delegierte Verordnung (EU) 2016/161 – aufzubauen.

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Mitglieder von Securpharm sind seitdem die ABDA sowie ihre Mediengruppe Avoxa, der Verband der forschenden Pharmaunternehmen (vfa), der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH), der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI), die Informationsstelle für Arzneispezialitäten GmbH (IFA) sowie der Großhandelsverband Phagro. Pro Generika entschied bereits 2012, aus dem Trägerverein auszuscheiden, weil man die Vorbereitungsarbeiten als abgeschlossen ansah. Seit 2017 ist Pro Generika allerdings wieder im Hintergrund dabei – in Form eines der vier Gesellschafter des Securpharm-„Partners“ ACS PharmaProtect GmbH, der die Herstellerdatenbank entwickelt und betreibt. 

Nun will auch der Phagro Securpharm verlassen. In einem Statement erklärt der Verband, die EU-Fälschungsschutzrichtlinie sei in Deutschland erfolgreich umgesetzt – dies sei das Verdienst von Securpharm. Gemeinsam mit den anderen Gründungsmitgliedern habe der Phagro tatkräftig mitgewirkt und das deutsche Fälschungsschutzsystem seit 2012 aufgebaut. „Diese Aufbauarbeit ist abgeschlossen, der Fälschungsschutz funktioniert“, so der Großhandelsverband.

Am 9. Februar 2019 wurde Securpharm scharfgeschaltet – seitdem muss jedes verifizierungspflichtige Arzneimittel in jeder Apotheke eines EU-Mitgliedstaates sowie den EWR-Staaten auf seine Echtheit überprüft werden können, ehe es an den Patienten abgegeben wird. Wird ein Alarm ausgelöst, ist es in der Regel ein Fehlalarm, im ersten Jahr wurde lediglich ein Fälschungsfall erkannt. Angesichts des großen Aufwands gab es schon immer Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Systems – schließlich sind Arzneimittelfälschungen vor allem ein Problem abseits der legalen Lieferkette. Dennoch standen die Stakeholder stets zu ihrem Projekt.

„Wesentliches Ziel erreicht“ 

Heute arbeiten nach Angaben des Phagro 416 pharmazeutische Unternehmen, 18.820 öffentliche Apotheken, 361 Krankenhausapotheken und 708 Großhändler im Securpharm-System zusammen – sie gewährleisteten damit einen umfassenden Schutz der Patienten in Deutschland vor Arzneimittelfälschungen. Damit sei für den Phagro das wesentliche Ziel erreicht und der Verband werde sich daher zum Ende des Jahres aus der Arbeit bei Securpharm e.V. zurückziehen. Das heißt aber nicht, dass der Großhandel nun nicht mehr mitmacht: „Die Phagro-Mitgliedsunternehmen sind und bleiben elementarer Teil des deutschen Fälschungsschutzsystems.“ Sie müssen die europäischen Vorgaben selbstverständlich weiterhin genauso umsetzen wie Hersteller und Apotheken.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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