Superfood – Beratungswissen Teil 16

Curcuma – die goldene „Power-Knolle“

29.06.2021, 07:00 Uhr

Der goldgelben Wurzel werden zahlreiche Heilkräfte nachgesagt. Doch die wenigsten sind zweifelsfrei nachgewiesen. (Foto: jchizhe / AdobeStock)

Der goldgelben Wurzel werden zahlreiche Heilkräfte nachgesagt. Doch die wenigsten sind zweifelsfrei nachgewiesen. (Foto: jchizhe / AdobeStock)


Die Pflanze aus der Ingwer-Familie

Curcuma, auch Gelbwurzel, Safranwurzel oder Gelber Ingwer genannt, stammt aus Südasien und gehört zur Familie der Ingwergewächse. Verwendet wird wie beim Ingwer das Rhizom, also der Wurzelstock. Das Curcuma-Rhizom ähnelt äußerlich dem des Ingwers, innen ist es allerdings kräftig gelb. Es enthält bis zu fünf Prozent ätherische Öle und bis zu drei Prozent Curcumin sowie dessen Derivate, die Curcuminoide. Allgemeine Bestandteile des Rhizoms sind Zucker, Proteine und Harze. Die krautige Pflanze erreicht Wuchshöhen von bis zu einem Meter. Curcumapflanzen-Plantagen befinden sich vor allem in tropischen Gebieten Südasiens und in Indien. Wegen ihrer sehr hübschen Blüten wird sie in Europa teilweise als Kübelzierpflanze kultiviert. 

Blickpunkt Curcumin

Der sekundäre Pflanzenstoff Curcumin und seine chemischen Abkömmlinge, die Curcuminoide, sind Polyphenole. Der intensive, orange-gelbe Farbstoff wird als Lebensmittelzusatzstoff (E 100) eingesetzt, zur Färbung von zum Beispiel Margarine, Teigwaren, Kartoffelflocken oder Senf. Als Textilfarbstoff ist er nicht geeignet, weil er nicht lichtecht und im Alkalischen unbeständig ist. Curcumin ist als lipophile Substanz wenig wasserlöslich und wird im menschlichen Körper schlecht resorbiert. Seine Verstoffwechslung ist stark pH- und konzentrationsabhängig. Zur Erhöhung der Bioverfügbarkeit gibt es unterschiedliche technologische Ansätze, wie die Umhüllung des Curcumins mit Lipidpartikeln oder der Einsatz von Mizellen als „Transportmittel“.

Was sagt die Wissenschaft?

Immer auf der Suche nach neuen Erkenntnissen hat sich die Wissenschaft in den letzten Jahren auch mit Curcuma-Extrakten beschäftigt und diese in vielen Zellkultur- und Tierversuchen getestet. Dabei hat sich gezeigt, dass Curcumin in extrem hoher Dosierung zahlreiche Zielstrukturen beeinflusst. Aus In-vitro-Studien lassen sich antikanzerogene, knorpelprotektive, antioxidative und entzündungshemmende Wirkungen ableiten. Auch konnte gezeigt werden, dass Curcumin eine hemmende Wirkung auf die durch ß-Amyloid ausgelöste Fibrillenaggregation zeigt. Entscheidend für Aussagen, dass Curcumin gegen Krebs, Arthrose oder Alzheimer wirksam sei, wären aber ausschließlich klinische Studien, die wissenschaftlichen Kriterien standhalten. Diese liegen jedoch weder in ausreichender Anzahl noch in der geforderten Qualität vor. Was die Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln nicht daran hindert, zahlreiche Produkte auf den Markt zu bringen, begleitet von werbewirksamen Marketingtexten und persönlichen Erfahrungsberichten in Internetforen.

Problemfall Bioverfügbarkeit

Angekommen bei den Herstellern von Nahrungsergänzungsmitteln ist die Tatsache, dass Curcumin auch in Laborversuchen nur hoch dosiert wirkt. Um die nur sehr geringe Bioverfügbarkeit zu erhöhen, hat sich die Mizellen-Technologie bewährt, ebenso wie die Einbettung des Wirkstoffs in Nanopartikeln. Tatsächlich gilt es als belegt, dass Curcumin und Curcuminoide durch diese Verfahren besser systemisch verfügbar werden. Viele Hersteller setzen auch auf die Zugabe von Piperin (Handelsname Bioperine), einem Extrakt aus schwarzem Pfeffer, der zu einer besseren Bioverfügbarkeit führen soll. Das ist jedoch umstritten. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat die gesundheitlichen Risiken von isoliertem Piperin bewertet und empfiehlt, dass Erwachsene nicht mehr als 2 mg pro Tag über Nahrungsergänzungsmittel aufnehmen sollen. Schwangeren und Stillenden wird von der Verwendung ganz abgeraten. 



Reinhild Berger, Apothekerin
redaktion@daz.online


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