Digitale Impfzertifikate

Funke: „Die Vorbereitung war grottenschlecht“

Berlin - 29.06.2021, 16:00 Uhr

Ursula Funke, Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen, kritisiert die ABDA für ihre Kommunikation im Zusammenhang mit den digitalen Impfzertifikaten aus den Apotheken. (c / Foto: Schelbert)

Ursula Funke, Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen, kritisiert die ABDA für ihre Kommunikation im Zusammenhang mit den digitalen Impfzertifikaten aus den Apotheken. (c / Foto: Schelbert)


Auch wenn das Ausstellen digitaler Impfnachweise inzwischen weitgehend reibungslos läuft – aus der Sicht von Ursula Funke, Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen, ließ die Vorbereitung vonseiten der ABDA auf diese neue Aufgabe zu wünschen übrig. Dennoch: Mit Blick auf die Einführung des E-Rezepts sei das Projekt eine große Chance für die Apotheken, sich als Digital-Dienstleister zu profilieren.

Seit gut zwei Wochen dürfen Apotheken nachträglich digitale Zertifikate für Menschen ausstellen, die gegen COVID-19 geimpft sind. Viel Zeit, sich auf den Projektbeginn am 14. Juni vorzubereiten, blieb den Apotheken nicht: Nur sechs Tage zuvor hatte die ABDA diesbezüglich zunächst eine Pressemitteilung verschickt, viele Apothekenmitarbeitende erfuhren aus den Publikumsmedien vom geplanten Start. Während die Standesvertretung für große mediale Aufmerksamkeit sorgte, war der Informationsfluss hin zu den Apotheken eher stockend.

Ursula Funke, Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen, kritisierte die ABDA dafür am heutigen Dienstag in der Online-Delegiertenversammlung ihrer Kammer. „Die Vorbereitung war grottenschlecht“, sagte sie. „Es macht keinen Spaß, wenn man aus der Presse erfährt, dass solch ein Projekt bald starten soll.“ Auch als an den ersten Tagen die Technik ruckelte, hätte sich Funke eine klare Kommunikation der ABDA gewünscht. „Man hätte einfach eine Nachricht im Apothekenportal oder auf der ABDA-Website veröffentlichen können, dass es am RKI-Server hakt und man darüber informieren werde, wenn es weitergehen kann.“ Stattdessen tappten die Apotheken im Dunkeln, weshalb genau es ihnen zeitweise nicht möglich war, digitale Impfnachweise auszufüllen.

Trotz aller Kritik an der Kommunikation der ABDA sieht Funke eine große Chance darin, dass die Apotheken hierzulande mittlerweile flächendeckend die begehrten Zertifikate ausstellen können. „Da kommen Menschen, die man noch nie zuvor gesehen hat.“ Und auch in Sachen E-Rezept sei das Projekt eine „Steilvorlage“ für die Offizinen. Die Präsidentin bat die Kolleginnen und Kollegen in den Apotheken, die Gelegenheit zu nutzen und mit den Kundinnen und Kunden auch hierzu ins Gespräch zu kommen. „Gehen Sie aktiv mit dem Thema um“, sagte sie. „Wir müssen den Menschen zeigen, dass wir E-Rezept können!“

Vertrauensbrüche führen zu Politikverdrossenheit

Kein Verständnis hat Funke jedoch für die kurzfristige Absenkung der Vergütung für das Ausstellen der Zertifikate. Kürzungen habe der Berufsstand schon beim Honorar für den Botendienst, die Ausgabe von Schutzmasken und das Testen auf SARS-CoV-2 hinnehmen müssen. Bei den Impfnachweisen sei die Halbwertzeit allerdings „bemerkenswert kurz“ gewesen. Solche Vertrauensbrüche führten zu Politikverdrossenheit und einer mangelnden Planbarkeit für die Apotheken.

Zur Erinnerung: Bereits am dritten Tag nach dem Start hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) angekündigt, die Vergütung von 18 auf 6 Euro je Impfnachweis kürzen zu wollen. Funke bezeichnete dieses Vorgehen als „Salami-Taktik“. Aus ihrer Sicht hätte Spahn von vornherein offen sagen sollen, dass es am Anfang mehr Geld gibt, etwa für Schulungen und IT, statt die in der Coronavirus-Impfverordnung festgesetzte Vergütung nach wenigen Tagen wieder zu kassieren. „Es ist absolut inakzeptabel, wie das Bundesgesundheitsministerium mit uns umgeht“, so die Präsidentin. „Ich hoffe, dass das in der neuen Legislaturperiode nicht mehr so sein wird.“

ABDA-Jurist tritt in Geschäftsführung ein

An der Spitze der Landesapothekerkammer steht zum 1. August zudem eine Veränderung an: Matti Zahn wird den Posten des Geschäftsführers übernehmen. Hauptgeschäftsführer bleibt Ulrich Laut – seine Amtszeit läuft weitere fünf Jahre. Zahn folgt der aus der LAK-Geschäftsführung ausgeschiedenen Rechtsanwältin Daniela Pach. Auch Zahn ist Jurist, derzeit arbeitet er in der ABDA-Rechtsabteilung. Nach 14 Jahren in dieser Position wolle er sich noch einmal beruflich verändern, sagte Zahn.



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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