Auswertung der DAZ.online-Umfrage

Vergütungssenkung: Fast jede fünfte Apotheke steigt aus dem Impfzertifikate-Service aus

Berlin - 29.06.2021, 17:50 Uhr

DAZ.online wollte wissen, ob die Apotheken trotz sinkender Vergütung weiter digitale Impfzertifikate ausstellen werden. (Foto: IMAGO / Reichwein)

DAZ.online wollte wissen, ob die Apotheken trotz sinkender Vergütung weiter digitale Impfzertifikate ausstellen werden. (Foto: IMAGO / Reichwein)


Mit Blick auf die sinkende Vergütung für das Ausstellen digitaler Impfnachweise will offenbar fast jede fünfte Apotheke aus dem Geschäft aussteigen. Weitere knapp 32 Prozent würden es gern tun, fürchten aber, Kunden zu verlieren. Das ist eines der Ergebnisse einer nicht repräsentativen DAZ.online-Umfrage.

Mit seiner Ankündigung, die Vergütung der Apotheken für das nachträgliche Ausstellen digitaler Impfnachweise von 18 auf 6 Euro senken zu wollen, hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die Offizinen kalt erwischt – und das gleich am dritten Tag nach dem Start der Aktion. Inzwischen liegt ein entsprechender Verordnungsentwurf vor, wonach die geplante Kürzung zum 8. Juli wirksam werden soll. Wie reagieren die Apotheker:innen darauf? Steigen sie aus dem Service aus oder finden sie das neue Honorar in Ordnung?

Mehr als 1.500 Leser:innen haben sich an einer nicht repräsentativen DAZ.online-Umfrage zu diesem Thema beteiligt. Das Ergebnis: Fast ein Drittel (31,66 Prozent) der Teilnehmenden würde gern aussteigen, fürchtet aber, Kunden zu verlieren. Ebenso hoch ist der Anteil derjenigen, die eine Vergütung von 6 Euro auskömmlich finden. Mehr als 18 Prozent machen ernst: Sie planen, aus dem Projekt auszusteigen. Knapp 16 Prozent sind unsicher, wie sie mit der Situation umgehen sollen, die verbleibenden 3 Prozent erklären, sie hätten von Anfang an nicht mitgemacht.

Zum Start des Projekts hatten die Offizinen vielerorts noch mit massiven technischen Schwierigkeiten zu kämpfen. Oft war es nicht möglich, den Geimpften sofort ihre Zertifikate auszustellen, die Mitarbeitenden in den Apotheken mussten einige von ihnen vertrösten. Offenbar haben viele Kundinnen und Kunden dies recht gelassen hingenommen: Sieben von zehn DAZ.online-Leser:innen gaben an, die Betroffenen seien zumeist verständnisvoll und geduldig gewesen. Knapp 23 Prozent haben gemischte Erfahrungen gemacht. Nur 7 Prozent erleben regelmäßig, dass jemand ungehalten reagiert, weil er auf sein Zertifikat warten muss.

Impfzertifikate – ein Fall für die Apotheken?

Darüber hinaus wollte DAZ.online wissen, ob das Ausstellen der digitalen Impfnachweise nach Einschätzung der Leser:innen grundsätzlich eine Tätigkeit ist, die in die Apotheken gehört. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung etwa hatte sich im Vorfeld der Aktion klar dagegen ausgesprochen, die Ärztinnen und Ärzte mit diesem Mehraufwand zu belasten. Es handele sich dabei nicht um eine medizinische Aufgabe, und die Praxen seien schließlich keine Passämter, so die Argumentation.

Die ABDA hingegen zeigte sich offen dafür, die Apotheken diesen Service anbieten zu lassen – und in diesem Punkt folgt offenbar immerhin mehr als die Hälfte des Berufsstands seiner Standesvertretung. 56 Prozent der Befragten meint, die Apotheken seien dafür gut geeignet. Denn das Personal hat mit Blick auf die Vielzahl von Rezepten, die täglich in den Betrieben eingelöst werden, Übung darin, medizinische Dokumente auf Echtheit zu prüfen. Auf der anderen Seite hält es mehr als jede:r dritte Teilnehmende mit den Ärzten und sieht diese Tätigkeit eher bei den Bürgerämtern. Knapp 8 Prozent sind in dieser Frage unentschlossen.


Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

6 Euro ist ausreichend?!

von Santos am 29.06.2021 um 19:23 Uhr

Mit diese Argumentation werde ich in Zukunft im Bürgerbüro Versuchen den Verwaltungsakt runterzuhandeln. Die einfachsten Leistungen die selten mehr als 5 min den Verwaltungsbeamten beschäftigen, kosten selten weniger als 13 Euro. Warum übernehmen nicht die Rathäuser und Bürgerbüros für dieses auskömmliche Taschengeld die Leistung. Die Botschaft ist eindeutig. Wir sind es wohl nicht wert.

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€ 18 oder €6

von Sven larisch am 29.06.2021 um 19:08 Uhr

Keine Frage € 6 als auskömmlich zu bezeichnen ist für mich an der Realität vorbei. Personaleinsatz- Zeit- Papier- Toner- Serverprobleme des RKI- Kunden mit Rezepten (Kranke) warten-Erklärungen zum Zertifikat- Erklärungen zu den apps (und nicht selten herunterladen und einscannen)- ach ja Mehrwertsteuer abziehen von der
18 € bzw. 6€ also -19% (bleiben ca. 5,05 €)- Kontrollieren des Personalausweises und des Impfausweises.. eine lange Liste.. Und in der Zeit kann ein Kassenrezeptkunde mehr Umsatz/Gewinn bringen.
Sorry aber € 6,00 inkl. MWSt. ist noch nicht mal ein Nullsummenspiel. Aber Dank den investigativen Journalisten und des Bundesrechnungshofes (der schon die Maskenpreise tadelte) zog Herr Spahn die Notbremse so vor den Wahlen- man will ja gut da stehen. Und die Arbeit wird nicht geschätzt. Ich glaube auch nicht das die Ärzte große Lust auf "Verwaltungskram" haben, wie sich einige meiner Ärzte ausdrückten. Die werden auch was anderes machen, wenn der Traum von € 18 pro Zertifikat + € 6 pro Zweitzertifikat ab 8.Juli ausgeträumt ist. Sich auc h deswegen als "Geld Schäffler" bezeichnen lassen zu müssen .. naja diese Unbelehrbaren würden für das Geld die Arbeit nicht machen. Ich hoffe das Update zur DAV Seite klappt für die erste Abrechnung.
Alles nach dem 8.Juli ist unterbezahlter Service. Denn so schlecht wird kein Dienstleister bezahlt.

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