Bundestagswahl 2021 – Teil 1: CDU

„Politik verschließt sich keinen guten Ideen“

16.07.2021, 17:50 Uhr

Michael Hennrich möchte den Apothekern auch in der nächsten Legislaturperiode erhalten bleiben – Karin Maag hat ihr Mandat bereits niedergelegt und ist jetzt ein der Unparteiischen beim G.-BA.  (Fotos: michael-hennrich.de | gba.de) 

Michael Hennrich möchte den Apothekern auch in der nächsten Legislaturperiode erhalten bleiben – Karin Maag hat ihr Mandat bereits niedergelegt und ist jetzt ein der Unparteiischen beim G.-BA.  (Fotos: michael-hennrich.de | gba.de) 


„Es gibt aktuell keine offene Baustelle und keinen zwingenden Handlungsbedarf“

„Durch die Digitalisierung ist ohnehin sehr viel im Fluss“, merkt Karin Maag an. „Es gibt keinen Stillstand.“ Doch sie sieht die Apotheker in der Bringschuld: Sie müssten auf Politik zugehen und sagen, ob und wo es bei Dienstleistungen oder beim E-Rezept Veränderungsbedarf gebe.

Es wirkt, als ob die Bundestagswahl 2021 für die Union apothekenpolitisch bequemer laufen könnte als noch vier Jahre zuvor. Im Wahlprogramm wird lediglich die Absicht formuliert, dass alle Bürger einen digitalen, wohnortnahen und möglichst barrierefreien Weg unter anderem zu Apotheken haben sollten. Ansonsten geht es vor allem um die Arzneimittel- und Medizinprodukteproduktion. Im Jahr 2017 schrieb man sich noch konkret das Rx-Versandverbot ins Programm. „In der Tat gibt es aktuell keine offene Baustelle und keinen zwingenden Handlungsbedarf“, resümiert Hennrich. „Kann ja auch mal gut sein aus Sicht der Apotheker“, fügt er augenzwinkernd hinzu.

Doch wird eine Bundesregierung mit Beteiligung der CDU angemessen auf beispielsweise Marktverschiebungen durch das E-Rezept reagieren? Darauf Hennrich: „Die Problematik um den E-Rezept-Token ist das beste Beispiel, dass wir etwas tun, wenn gezeigt wird, dass Handlungsbedarf herrscht.“ Am 6. Mai 2021 hatte der Bundestag das Digitale-Versorgung-und-Pflege-Modernisierungsgesetz (DVPMG) verabschiedet. Darin brachte die Große Koalition unter anderem ein gesetzlich verankertes Makel- und Zuweisungsverbot für den E-Rezept-Token auf den Weg. „Wir sind permanent gefordert, den Markt zu beobachten, ob die gleichlangen Spieße zwischen Vor-Ort-Apotheken und Versendern tatsächlich eingehalten werden.“

Großhandelstouren reduzieren?

Neben dem Rx-Versandverbot scheint für Hennrich auch die Nachhaltigkeit ein persönliches Herzensanliegen zu sein. Ende September 2019, lange vor der Corona-Pandemie als sich noch öffentlich zu Demonstrationen für Klimaschutz getroffen wurde, tagte in Berlin das sogenannte Klimakabinett und in den Medien wurde viel über die Klimamaßnahmen der Großen Koalition berichtet. Im Gespräch mit der DAZ erklärte Hennrich damals überraschend, warum auch Versandhändler, Apotheker und Großhändler ihre Arbeitsweisen ändern sollten, und, dass er sich über eine Reduzierung der Großhandelstouren freuen würde. Das Interview sorgte in der Branche sowie unter Apothekerinnen und Apothekern für große Aufmerksamkeit und zum Teil auch für Empörung.

Doch der Nürtinger Bundestagsabgeordnete bleibt bei seinen Visionen: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich da was tut.“ Es sei ein Irrglaube, zu denken, es verändert sich nichts. Wenn sich in Deutschland die meisten Branchen und Bereiche grundlegende Gedanken zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz machen müssen, dann dürften sich die Apotheker und Großhändler davon nicht ausnehmen. „Die höchsten Emissionen werden im Straßenverkehr erreicht, also muss es ein Umdenken bei der Lagerhaltung und den Großhandelstouren geben.“ Für Vorschläge sei man jederzeit sehr offen. Karin Maag betont: „Es ist nicht Aufgabe der Politik, den Markt zu beobachten. Wir haben ein offenes Ohr und die Themen müssen an uns herangetragen werden.“ „Die Apotheker müssen sagen, welchen Beitrag sie leisten können“ so Hennrich, und er habe schon entsprechende Signale aus den Spitzenorganisationen der Apotheker vernommen, dass entsprechende Vorschläge und Konzepte erarbeitet werden. Nachhaltigkeit und Klimaschutz: „Die nächste Legislaturperiode wird diese Überschrift haben – egal, wer an der Regierung ist“, prophezeit der Gesundheitspolitiker.



Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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4 Kommentare

Herr Hennrich

von conny am 17.07.2021 um 12:01 Uhr

Oh , er muss um sein Direktmandat kämpfen. Das ist ja eine sehr beunruhigende Sache, weil warum sollte man Herr Hennrich wählen. Mir ist er nur als Untergebender und Bewunderer von Herrn Spahn ein Begriff..

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Herzensanliegen

von Thomas Eper am 17.07.2021 um 8:59 Uhr

Sehr geehrter Herr Hennrich, unser "Herzensanliegen" ist das Apothekensterben (fast täglich schließt eine Apotheke!) wegen dem eingefrorenen Honorar!
RxVV steht im Koalitionsvertrag; somit ganz klar umsetzbar.

Das Apothekensterben gefährdet die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln. Das sollte Ihr "Herzensanliegen" sein! Daran wird das VOASG nichts ändern. Nur eine angemessene Honorarerhöhung, so ähnlich wie bei den Ärzten!

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von Anita Peter am 17.07.2021 um 6:59 Uhr

"Michael Hennrich möchte den Apothekern erhalten bleiben"

Ist das eine Drohung? Möchte er den Apothekern noch erhalten bleiben um endlich den AVP Opfern zu helfen , oder um wieder Koalitionsverträge zu brechen?
Herzensangelegenheit...... ich kipp gleich unter den Tisch bei soviel Heuchelei....

PS: Wenn die Kassen so leer sind, bekommen die Ärzte dann auch die nächsten 10 Jahre keine Honorarerhöhung?

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AW: Ausreden!?

von Thomas Eper am 17.07.2021 um 8:49 Uhr

Mich würde auch mal die Begründung interessieren, warum wir keine Honoraranpassung bekamen, als die Kassen Milliardenüberschüsse hatten. Die Ärzte bekamen in den letzten 17 Jahren ca. +50%, die Apotheken +3%.

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